Das Team um den früheren Welthockeyspieler Tobias Hauke setzte sich im Finale der Endrunde in Berlin gegen Rekordmeister Rot-Weiss Köln (neun Titel) mit 10:7 (6:5) durch.

Berlin. Drei Ordner, darunter ein kahlköpfiger 120-Kilo-Koloss, und eine hohe Werbebande konnten Cito Aufenacker auf seinem Jubelsprint nicht aufhalten. Freunde und Anspannung brachen sich Bahn, als der Präsident des Harvestehuder THC aus dem Fanblock auf das Spielfeld der Max-Schmeling-Halle stürmte, um seine Helden zu umarmen. Mit 10:7 (6:5) hatten die Hockeyherren des Clubs das Endspiel um die deutsche Hallenmeisterschaft 2015 gegen Rot-Weiß Köln gewonnen und damit gleich doppelt Historisches vollbracht.

Nicht nur, dass die Mannschaft von Cheftrainer Christoph Bechmann alle ihre 13 Saisonspiele gewinnen konnte. Sie hält auch, bis in 14 Tagen der Europapokal der Hallenmeister neu ausgespielt wird, alle vier möglichen Vereinstitel: deutsche Feld- und Hallenmeisterschaft sowie Europapokal in Halle und Feld. „Mehr geht nicht. Ich bin unheimlich stolz auf die Jungs. Sie haben eine grandiose Hallensaison gespielt“, sagte Bechmann.

Es sei, heißt es im Sport, schwer, an die Spitze zu kommen, und noch schwerer, dort auch zu bleiben. Insofern war der Triumph von Berlin besonders hoch einzuschätzen, weil die Schwarz-Gelben vom Voßberg bewiesen haben, dass mit ihnen dauerhaft zu rechnen ist in der nationalen und internationalen Spitze. Und es schloss sich an diesem Sonntagnachmittag auch ein Kreis. In der Max-Schmeling-Halle, dieser für Hockey-Endrunden prädestiniert wirkenden Arena, die 600 lautstarke HTHC-Fans zu ihrem Privatspielplatz machten, hatten die HTHC-Herren 2010 als Feld-Zweitligist erstmals seit vielen Jahren wieder ein Finale erreicht. Auch wenn es gegen Mannheim verloren ging, war es die Geburtsstunde der Mannschaft, die sich seitdem fortwährend weiterentwickelt hat. 2013 folgte an selber Stelle der erste Hallenmeistertitel seit 1996, der den Erfolgshunger nicht stillte, sondern erst richtig anfachte. Und nun also 2015, zwei Jahre später, die Bestätigung des Geleisteten. „Das ist für mich die schönste Belohnung, dass die Jungs einfach immer gewinnen wollen“, sagte Bechmann.

Die Endrunde kann exemplarisch für die gesamte Saison herangezogen werden, um zu erklären, was die Stärke der Harvestehuder ausmacht. Sie haben 15 gleichwertige Spieler im Kader, so dass Auswechslungen keinerlei Substanzverlust bedeuten. Ihr Schlachtruf „Wir sind ein Team“, den sie im Kreis vor den Spielen brüllen, ist Programm. Jeder opfert sich für den anderen auf, keiner will auf Kosten seiner Kameraden glänzen. Und so war es weder nach dem 6:3-Halbfinalsieg am Sonnabend gegen Westmeister Uhlenhorst Mülheim noch nach dem Finaltriumph gegen Köln, das im Halbfinale den Nordzweiten Club an der Alster glücklich mit 4:3 besiegt hatte, möglich, einzelne Spieler herauszuheben aus dem Team, auch wenn Michael Körper zum besten Endrundenspieler gewählt wurde.

Der Österreicher hatte gegen Mülheim mit drei Treffern in den letzten fünf Minuten den Sieg herausgeschossen, gegen Köln zweimal getroffen und vor allem als erster Angreifer die rot-weiße Abwehr unter Dauerdruck gesetzt. Dennoch hätte man ebenso gut den österreichischen Spielgestalter Benjamin Stanzl auszeichnen können, dessen Aktionen eine bestechende Eleganz kennzeichnet. Oder den schwedischen Torjäger Johan Björkman, der Kölns Abwehr Knoten in die Schläger spielte. Oder Torhüter Tobias Walter, der in der zweiten Halbzeit Garant für den Sieg war. Oder Tobias Hauke, der mit purem Willen drei Tore erzwang.

Am Ende jedoch blieb festzuhalten, dass es die gesamte Mannschaft war, der die Lobpreisungen gebührten. „Wir sind eine eingeschworene Gemeinschaft, bei der im Moment einfach sehr viel zusammenpasst. Wir spielen konstant auf hohem Niveau und sind deshalb verdient Meister geworden“, sagte Hauke. Doch der Welthockeyspieler von 2013 wäre nicht dort, wo er ist, wenn er nicht sofort wieder mahnende Worte gefunden hätte, während seine Mitspieler mit dem blauen Meisterwimpel durch die Halle tanzten. „Wir haben in den richtigen Momenten zugeschlagen“, sagte er, „aber das heißt nicht, dass wir von nun an konkurrenzlos sind. Wir müssen weiter hart arbeiten, um dieses Gefühl, Meister zu sein, wieder erleben zu können.“

Dieses Gefühl auszukosten, dazu hatte am Sonntagabend nur ein Teil der Mannschaft Gelegenheit. Während die Nicht-Nationalspieler mit ihren Fans das Clubhaus an der Barmbeker Straße abrissen, reisten die Deutschen Hauke, Walter und Tobias Lietz, die Schweden Johan und Joakim Björkman und die Österreicher Stanzl, Körper und Xaver Hasun zu ihren Nationalteams, die von Mittwoch an in Leipzig bei der Hallen-WM gefordert sind. Vorher jedoch schickte Körper noch zwei Sätze in die Hockey-Republik, die die Gegner durchaus als Drohung auffassen dürfen. „Wir wollten nach der überragenden letzten Saison unbedingt beweisen, dass wir kein One-Hit-Wonder sind. Jetzt geht es weiter, wir wollen immer mehr!“