Die 26 Jahre alte Sportlerin aus Bad Oldesloe steht bei den Australian Open im Achtelfinale. Sie gewann gegen Lucie Hradecka, die in der ersten Runde Ana Ivanovic ausschalten konnte.

Melbourne. Für die Hamburger Tennisspielerin Carina Witthöft kam bei den Australian Open in Melbourne das Aus in Runde drei. Die 19-Jährige hatte gegen Irina-Camelia Begu ihre Möglichkeiten, scheiterte aber an ihrer Unerfahrenheit und Nervosität. Die Rumänin, Nummer 42 der Weltrangliste, nutzte das aus, siegte nach 87 Minuten mit 6:4, 6:4. „Da war klar mehr drin“, lautete die Einschätzung von Bundestrainerin Barbara Rittner. „Im ersten wie im zweiten Satz hatte Carina ihre Chancen, das Match zu entscheiden, aber man konnte sehen, dass ihr die Ruhe und Abgeklärtheit noch fehlt. Doch sie ist erst 19 Jahre jung, dieses Spiel wird ihr sicher helfen.“ Witthöft fliegt an diesem Sonnabend nach Hamburg zurück und tritt vom 7. Februar an beim WTA-Turnier in Antwerpen an.

Umso größer war die Freude bei Julia Görges, denn die 26-Jährige aus Bad Oldesloe gewann 7:6 (8:6), 7:5 gegen die Tschechin Lucie Hradecka, die in der ersten Runde noch Ana Ivanovic überraschend ausschalten konnte. Görges überstand kurze Schwächeperioden souverän, ist nun die letzte noch im Wettbewerb befindliche Deutsche und trifft im Achtelfinale an diesem Sonntag auf die Russin Jekaterina Makarowa, die Nummer elf der Weltrangliste.

Hamburger Abendblatt: Frau Görges, was gab den Ausschlag für Ihren Erfolg über Lucie Hradecka?
Julia Görges: Ich bin ruhig geblieben, auch in kritischen Situationen wie im Tiebreak des ersten Satzes. Als ich schon 2:5 hinten lag, habe mich nicht beirren lassen, sondern einfach versucht, mein Spiel zu machen. Das ist mir zum Glück gelungen.

Sie waren schnell im Rhythmus, kamen dann aber plötzlich völlig raus, machten durch viele sogenannte leichte Fehler Ihre Gegnerin wieder stark. Wollten Sie zu schnell zu viel?
Görges: Nein, auf keinen Fall. Das ist mein Spiel. Das ist nie fehlerfrei. Ich versuche immer, mit der Vorhand Tempo und Rhythmus zu bestimmen, dominant zu sein. Die Beine müssen bewegt werden. Dazu kommen natürlich auch innere Emotionen. Das ist hier ein Grand Slam. Das hat am Ende dann wieder besser geklappt.

Viele fragen sich: Warum kommt Julia Görges plötzlich wieder in Form nach langer, fast zweijähriger Durststrecke?
Görges: Das sehe ich etwas anders. 2014 konnte ich mich schon wieder stabilisieren. Das war kein so schlechtes Jahr.

Sie waren vor drei Jahren schon die Nummer 15 der Welt, derzeit rangieren Sie auf Position 73. Woran hat es gelegen, dass Sie ein wenig den Anschluss verloren haben? Fehlte Ihnen der Durchblick?
Görges: Ich weiß, worauf Sie anspielen. Vor knapp drei Jahren musste ich meine Augen lasern lassen. Bei mir wurden minus sechs Dioptrien festgestellt. Ich trug schon längere Zeit Kontaktlinsen, hatte damit aber vor allem abends große Probleme, den Ball zu sehen. Zudem schädigen die Linsen auch auf Dauer die Augen weiter. Dann rief mich Professor Uthoff aus Kiel an und bot mir sofortige Hilfe mittels einer Operation mit dem Hinweis auf eine klare Besserung an. Das stimmte. Ich kann jetzt zu 200 Prozent sehen. Das war zu Beginn schwierig, weil die Bälle plötzlich so klar auf mich zuflogen. Aber jetzt sehe ich wieder klar und bin wieder voll da.

Sie stehen erstmals nach zwei Jahren wieder im Achtelfinale eines Grand-Slam-Turniers. Was haben Sie gemacht, um die Kurve zu kriegen?
Görges: Arbeit, Arbeit, Arbeit – ja, wirklich. Ich habe mit Sascha Nensel, meinem Coach, und meinem Team die vergangenen Wochen hart gearbeitet. Das zahlt sich aus. Ich will wieder dahin, wo ich einmal war, unter die Top 20. Das ist nicht bloß so daher geredet. Ich bin seit dem 18. Dezember in Melbourne, wir haben hier viel an meiner Athletik gearbeitet, die Beinarbeit stark verbessert, auch an der Ballkontrolle. Das hat sich bereits ausgezahlt. Dazu kommt, dass ich das Turnier hier über alles liebe. Hier ist alles so familiär. Turnierchef Craig Tiley macht einen herausragenden Job und kümmert sich wie kein Zweiter um seine Spieler.

Können Sie da ein Beispiel geben?
Görges: Er hat jedem Spieler, der eine Runde gewinnt, die Bespannung seiner Schläger als Geschenk versprochen, in einem Brief im Hotelzimmer. Wir können natürlich alle unsere Bespannungen bezahlen, aber diese kleinen Dinge machen das Turnier ganz besonders.

Wie stark hat Sie eigentlich mitgenommen, dass Spielerinnen wie Kerber, Petkovic oder auch Lisicki an Ihnen vorbeigezogen sind, Sie so ein wenig in eine Nebenrolle gedrängt haben?
Görges: Ehrlich? Gar nicht! Der Grund ist, dass wir uns alle schon von klein auf kennen, immer schon zusammen trainiert haben. Da hat jede einmal gegen jede gewonnen. Das ist nichts Besonderes. Und es spricht auch für die Stärke des deutschen Damentennis im Moment. Ich kann damit gut leben. Ich glaube auch fest daran, dass ich bald da oben wieder mitspielen werde.

Weil Sie ja so dicht dran sind an den anderen, werden Sie uns doch sagen können, wie überrascht Sie vom Desaster Ihrer Kolleginnen waren, oder?
Görges: Nein, ich war nicht überrascht. Ich habe zwar noch mit keiner selbst gesprochen, aber das Ausscheiden auch von so vielen gesetzten Spielerinnen zeigt, wie stark das Niveau geworden ist.

Wie weit kann es für Sie hier noch gehen?
Görges: Es sind ja schon einige gesetzte Spielerinnen ausgeschieden. Ich schaue aber nicht auf die Auslosung, nur auf die nächste Runde. Da wartet Jekaterina Makarowa, die schon in den Top Ten war. Das wird extrem schwer, aber die Spiele hier haben mir viel Selbstvertrauen gegeben. Ich glaube daran, dass ich meine Möglichkeiten bekommen werde.

Wie werden Sie sich darauf vorbereiten?
Görges: Ganz einfach – feiern. Am Abend heiratet mein Fitnesstrainer Damian, der hier aus Melbourne kommt. Die Feier hat er so gelegt, dass er bei meinem Spiel noch dabei sein konnte. Mit dem Einzug in die vierte Runde habe ich ihm ein nettes Geschenk bereitet.

Wie lange haben Sie Ihr Hotel gebucht?
Görges: Bis zum letzten Tag des Turniers, aber das mache ich immer so.