Mit dem enttäuschenden 1:1 gegen Maribor hat Schalke 04 den nächsten Rückschlag kassiert. Die Euphorie nach dem Derbysieg ist schon wieder verflogen. Ein Ex-HSV-Profi findet mahnende Worte.

Gelsenkirchen. Trainer Jens Keller hatte keine Lust mehr auf kritische Fragen, Nationalspieler Dennis Aogo klagte über zu hohe Erwartungen, und Manager Horst Heldt ging auf Tauchstation: Bei Schalke 04 war die gute Laune ganz schnell wieder verflogen. Nach dem enttäuschenden 1:1 (0:1) in der Champions League gegen den krassen Außenseiter NK Maribor schoben die Derbyhelden Frust – nicht nur über sich selbst.

„Die Diskussionen langweilen mich mittlerweile“, antwortete Keller missgelaunt, als er nach den erneuten Schwierigkeiten der Königsblauen mit den vermeintlich Kleinen gefragt wurde. Gerade hatten seine hochdotierten Profis zum x-ten Mal bewiesen, dass Konstanz ein Fremdwort für sie ist.

Der Europapokal-Kater nach dem Derby-Rausch überraschte eigentlich nur Gelegenheitsbesucher. Seit Keller vor fast 22 Monaten das Traineramt auf Schalke übernommen hat, folgen auf Höchstleistungen regelmäßig unerklärliche Rückschläge. Drei Tage nach dem umjubelten 2:1 gegen Borussia Dortmund fehlten gegen den slowenischen Meister wieder die letzten Prozente Einsatzwillen und Engagement – neben einem erkennbaren taktischen Plan und dem richtigen Personal.

Denn Keller hatte trotz acht Verletzter kräftig rotiert und gleich auf vier Positionen umgestellt. Der Schwung der ersten beiden Saisonsiege in Bremen (3:0) und gegen den BVB war so dahin. Nur halbherzig korrigierte er seine Fehler: Der nicht nur beim 0:1 durch Damjan Bohar (37.) überforderte Kaan Ayhan musste zur Pause wieder raus. Dauerreservist Tranquillo Barnetta, als Zehner eine völlige Fehlbesetzung, durfte dagegen bis zum Ende durchspielen.

Aogo kritisiert Erwartungshaltung der Fans


Aogo nahm indes die unzufriedenen Zuschauer aufs Korn. „Ich weiß nicht, mit welchen Erwartungen hier manche Menschen ins Stadion gekommen sind“, sagte der Ex-Hamburger, „das ist Champions League, da ist es nicht selbstverständlich, dass du den Gegner mit 3:0 oder 4:0 abschießt. Dieses Schlechtmachen, das hier teilweise schon wieder passiert – damit bin ich persönlich nicht einverstanden.“

Dabei hatten die 47.997 Besucher erstaunlich geduldig das viel zu langsame, umständliche und ideenlose Spiel der Schalker ertragen. Bis zum Schlusspfiff feuerten sie ihre Lieblinge gegen ein Team an, dessen geschätzter Marktwert bei 13,83 Millionen Euro (Transfermarkt.de) liegt. Sechs königsblaue Stars sind einzeln mehr wert. Sportvorstand Heldt, sonst um keinen Kommentar verlegen, schwieg lieber.

Dass der Kater nicht noch schlimmer ausfiel, hatte der Bundesliga-Zehnte dem Gegner zu verdanken – und seinem Torjäger Klaas-Jan Huntelaar. Der Niederländer nutzte einen kapitalen Fehlpass von Mitja Viler zu seinem insgesamt 43. Europapokaltor (56.). Der erwartete Sturmlauf danach fiel allerdings aus.

Keller ist überzeugt vom Erreichen des Achtelfinals


Die Belastungen der Englischen Wochen machte Keller dafür verantwortlich. „Zum Schluss hat man gemerkt, dass einige auf dem Zahnfleisch gehen“, befand der Trainer. Dass man mit dem enttäuschenden Remis den überraschenden Punkt vom 1:1 beim Gruppenfavoriten FC Chelsea wieder verspielt hatte, sah er nicht. „Der Vorteil ist nicht weg“, behauptete er, „wir werden die Punkte schon holen – dann eben woanders.“

Immerhin erkannte der Jüngste die Schalker Probleme und nannte sie beim Namen. „Wir müssen Konstanz reinkriegen, das ist klar“, sagte Jungstar Max Meyer. „Wir waren auf einem guten Weg“, sinnierte der 19-Jährige und fügte schnell an: „Das sind wir eigentlich immer noch.“ Es fühlte sich aber ganz anders an.