Müller traf per Kopf zur Führung, Anya sorgte für den verdienten Ausgleich. Doch Müller schlug erneut zu. Die Schotten hatten auch danach noch Chancen zum Ausgleich. Wie schlimm ist Reus‘ Verletzung?

Dortmund. Thomas Müller hat Deutschland mit einem Doppelpack vor einem Fehlstart in die EM-Qualifikation bewahrt. Der Torjäger von Bayern München knüpfte nahtlos an seine starke WM an und erzielte beim nur selten überzeugenden 2:1 (1:0)-Sieg gegen Schottland beide Treffer.

Die 60.209 Zuschauer im nicht ausverkauften Dortmunder Stadion sahen zwar ein über weite Strecken überlegenes DFB-Team, von der viel beschworenen WM-Euphorie war auf dem Rasen allerdings kaum etwas zu spüren. Am Ende wurde der schon in Brasilien fünfmal erfolgreiche Müller zum Mann des Abends. Der 24-Jährige erzielte in der 18. und 70. Minute seine Tore 23 und 24 im 58. Länderspiel.

Ikechi Anya (66.) erzielte den zwischenzeitlichen Ausgleich für die tapferen Schotten, die nach einer Gelb-Roten Karte gegen Charlie Mulgrew (90.+3) das Spiel in Unterzahl beendeten. Sorgen bereitete zudem eine erneute Verletzung von Marco Reus, der in der Nachspielzeit mit einer Knöchelblessur vom Feld musste.

„Er ist wieder umgeknickt. Es ist das gleiche Fußgelenk. Die erste Diagnose zeigt, dass es nicht ganz so schlimm ist wie vor der WM. Aber man muss die Kernspin-Untersuchung am Montag abwarten. Ich hoffe, dass es nicht so schlimm ist“, sagte Bundestrainer Joachim Löw nach der Partie in Dortmund.

Über das Spiel fand Löw nur wenig positive Worte: „Für mich war klar, dass es ein schweres Spiel wird, deshalb bin ich mit den drei Punkten zufrieden. Die Außenverteidiger haben es heute sehr ordentlich gemacht. In der Defensive sind wir in der zweiten Halbzeit etwas geschwommen und haben die Kontrolle über das Spiel verloren“, sagte der Bundestrainer.

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Erneut nicht immer sicher stand die zuletzt kritisierte Abwehr, in der Sebastian Rudy (1899 Hoffenheim) überraschend auf der für ihn ungewohnten Position des Rechtsverteidigers begann und Müllers 1:0 mit einer gefühlvollen Flanke vorbereitete. Nach der Pause gerieten die Gastgeber gegen sogar phasenweise heftig unter Druck.

Gegen die zunächst tief stehenden Bravehearts, die seit der WM-Teilnahme 1998 in Frankreich bei keinem großen Turnier mehr vertreten waren, hätte das DFB-Team wesentlich mehr aus seinem optischen Übergewicht machen müssen. Müller hatte schon in der neunten Minute die Führung auf dem Fuß, Marco Reus, Toni Kroos und André Schürrle vergaben vor der Pause ebenfalls aus guter Position.

Die zuvor in sechs Spielen ungeschlagenen Schotten verlegten sich überwiegend auf die Abwehrarbeit, sorgten bei ihren wenigen Vorstößen aber durchaus für Gefahr. Charlie Mulgrew traf kurz vor dem 0:1 mit einem fulminanten Schuss aus einer Abseitsposition nur den Pfosten.

Kurz vor dem ersten von zehn Qualifikationsspielen auf dem Weg nach Frankreich hatte BVB-Lokalmatador Kevin Großkreutz noch einmal per Videobotschaft an das Dortmunder Publikum appelliert, alle Nationalspieler mit Applaus zu empfangen. Als der Name von Mario Götze, der nach seinem Wechsel vom BVB zu Bayern München an seiner alten Wirkungsstätte nicht sonderlich gelitten ist, aufgerufen wurde, gab es im Gegensatz zum Supercupspiel nur wenige Pfiffe in der Arena gegen den WM-Helden von Maracana. Auch Unglücksrabe Mario Gomez, der gegen Argentinien drei Großchancen ausgelassen hatte und prompt nicht mehr in der Startelf stand, wurde wohlwollend empfangen.

Kurz nach der Pause hatte die deutsche Mannschaft zunächst Glück, als Steven Naismith alleine vor Ersatzkapitän Manuel Neuer auftauche, jedoch zu lange zögerte und nur den Außenpfosten (48.) traf. Insgesamt kreierte die DFB-Auswahl aber viel zu wenige klare Möglichkeiten und wurde ihrer Favoritenrolle gegen den 28. der Fifa-Weltrangliste nur selten gerecht. Die Strafe folgte beim Ausgleich, als Rudy zu weit aufgerückt war und Anya auf links gewähren ließ. Der eingebürgerte Angreifer schloss entschlossen ab und ließ Neuer keine Abwehrchance.

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Löw krempelte einmal mehr seine Abwehr um. Auf der Problem-Position des Rechtsverteidigers durfte sich Rudy statt Großkreutz versuchen, im Zentrum gab Rückkehrer Jérôme Boateng der Defensive deutlich mehr Halt. Lokalmatador Erik Durm, der gegen Argentinien auf der linken Seite von Angel Di Maria eine Lehrstunde erhalten hatte, blieb dagegen in der Startelf.

Bis zur schnellen Antwort dauerte es jedoch nicht lange. Nach einem Eckball bekam die schottische Abwehr den Ball nicht aus der Gefahrenzone, von Benedikt Höwedes prallte der Ball zu Müller, der im Fünfmeter-Raum abgezockt verwertet.

Die Statistik

Deutschland: 1 Neuer/Bayern München (28 Jahre/54 Länderspiele) – 7 Rudy/1899 Hoffenheim (24/3), 17 Boateng/Bayern München (26/47), 4 Höwedes/Schalke 04 (26/30), 15 Durm/Borussia Dortmund (22/3) – 20 Kramer/Borussia Mönchengladbach (23/7), 18 Kroos/Real Madrid (24/53) – 13 Thomas Müller/Bayern München (24/58), 21 Reus/Borussia Dortmund (25/23) ab 90. Ginter, 9 Schürrle/FC Chelsea (23/41) ab 83. Podolski, – 19 Götze/Bayern München (22/37). – Trainer: Löw

Schottland: 1 Marshall/Cardiff City (29/12) – 3 Whittaker/Norwich City (30/25), 5 Hanley/Blackburn Rovers (22/14), 4 Martin/Norwich City (28/12), 2 Hutton/Aston Villa (29/41) – 10 Bannan/Crystal Palace (24/18) ab 58. S. Fletcher, 8 Mulgrew/Celtic Glasgow (28/14) – 7 Fletcher/Manchester United (30/63) ab 58. McArthur, 11 Anya/FC Watford (26/7), 6 Morrison/West Bromwich Albion (28/32) – 9 Naismith/FC Everton (27/30) ab 82. Maloney. – Trainer: Strachan

Schiedsrichter: Svein Oddvar Moen (Norwegen)

Zuschauer: 63.000

Tore: 1:0 Müller (18.), 1:1 Anya (66.), 2:1 Müller (70.)

Gelb-Rote-Karte: Mulgrew (90.)