Die Pfiffe gegen ihn hätten Gomez´ Meinung nach nichts mit dem Sportlichen zu tun. Der Stürmer sagte, dass seine Eltern die Schmähungen nur schwer ertragen könnten. Auch Joachim Löw äußerte sich erneut.

Köln. Nach den Pfiffen beim 2:4 gegen Argentinien hat Fußball-Nationalspieler Mario Gomez sein Image als „Chancentod“ beklagt und Mehmet Scholl eine Mitschuld daran gegeben. „Für viele kam dieses Image in Erinnerung, was es für manche seit der EM 2008 von mir gibt. Nach dem Motto: Der macht genauso weiter wie davor“, sagte der Stürmer des italienischen Erstligisten AC Florenz im Interview mit der Welt am Sonntag.

Diese Einschätzung sei „enttäuschend und nicht nachvollziehbar“, sagte der 29-Jährige, der in der ersten Halbzeit in der Neuauflage des WM-Finales drei Großchancen vergeben hatte. Bei der EM 2012 habe er in den ersten zwei Spielen drei Tore erzielt und sei beinahe Torschützenkönig geworden.

Trotzdem sei er nach dem enttäuschenden Halbfinal-Aus einer der Sündenböcke gewesen. „Woran der ja so coole Mehmet sicher nicht ganz unschuldig war“, sagte er. Ex-Nationalspieler Scholl hatte als ARD-Experte damals gesagt, er befürchte, Gomez würde sich auf dem Spilelfeld „wund liegen“.

Die Pfiffe beim Länderspiel am vergangenen Mittwoch in Düsseldorf hätten seiner Meinung nach nichts mit dem Sportlichen zu tun. „Manche mögen mich einfach nicht. Zwischen nicht mögen und respektlos sein gibt es aber einen großen Unterschied.“

Mit den Anfeindungen habe er sich persönlich inzwischen arrangiert, sagte Gomez bei einem Pressetermin in Düsseldorf. Die Pfiffe seien jedoch für seine Eltern möglicherweise nicht so leicht zu ertragen. „Ich kann mir vorstellen, dass sie am Mittwoch eine schwere Nacht hatten. Für meine Eltern tut es mir richtig leid. Sie haben immer alles für mich getan. Die sitzen daheim, gucken zu. Ich fange an zu überlegen: Ist es wirklich so einfach für meine Eltern?, sagte Gomez laut „Bild“.

Löw rechnet nicht mit weiteren Pfiffen

Bundestrainer Joachim Löw rechnet unterdessen im EM-Qualifikationsspiel gegen Schottland am Sonntag in Dortmund (20.45/RTL) nicht mit Pfiffen gegen Mario Gomez und Mario Götze. „Dortmund steht für Unterstützung, wir haben dort gute Erfahrungen gemacht“, sagte Löw.

Auch der Ex-Dortmunder Götze war regelmäßig bei seiner Rückkehr mit Bayern München ausgepfiffen worden „Mario Götze ist am Sonntag Nationalspieler, er hat das entscheidende Tor im WM-Finale geschossen. Deshalb gehe ich davon aus, dass das deutsche Publikum ihn feiern wird“, sagte Löw. Offensivspieler André Schürrle meinte: „Ich glaube, dass das Dortmunder Publikum schlau genug ist, unsere Spieler unterstützen.“

Die Schmähungen gegen Gomez im Spiel gegen Argentinien am Mittwoch in Düsseldorf (2:4) ärgern den Bundestrainer aber immer noch. „Pfiffe gegen eigene Spieler, das ein oder andere Mal sogar schon vor dem Anpfiff oder bei der Einwechslung, halte ich nicht für fair. Das hilft dem Spieler nicht weiter, und das hilft unserer Mannschaft nicht weiter“, erklärte er: „Grundsätzlich erwarte ich einen fairen Umgang mit eigenen Spielern im Stadion.“

Gomez kämpfe nach seiner Verletzung „im Moment noch mit seiner Form, aber er hat für die Nationalmannschaft und den deutschen Fußball schon wahnsinnig viel getan. Und wenn Mario in guter Form ist, ist er Weltklasse, einer der besten Stürmer, die es gibt.“