Der Hamburger Polizeibeamte und Kickboxer Dima Weimer gewann beim „Day of Destruction“ in Wandsbek seinen Rückkampf gegen den Chinesen Zhang Dezheng, erlitt dabei aber einen Cut und einen Sehnenanriss.

Hamburg. Dima Weimer wusste nicht recht, ob er sich freuen oder ärgern sollte. Die Schmerzen, die ihm ein Sehnenanriss im Bizeps des rechten Oberarms und ein tiefer Cut am linken Augenlid bereiteten, mischten sich mit der Enttäuschung, wegen der Blessuren das Finale des Viererturniers der Veranstaltungsreihe „Day of Destruction“ in der Nacht zu Sonntag in der Sporthalle Wandsbek verpasst zu haben. Und doch war der 28 Jahre alte Kickboxer glücklich darüber, dass ihm im Halbfinale des nach K1-Regeln ausgetragenen Wettkampfs eine wichtige Revanche gelungen war. Gegen den Chinesen Zhang Dezheng, 23, dem er im Januar in dessen Heimat unglücklich nach Punkten unterlegen war, siegte der Hamburger Polizeibeamte nach einem begeisternden Duell über drei Runden à drei Minuten deutlich nach Punkten.

„Für mich war dieser Sieg im Rückkampf das Wichtigste. Natürlich bin ich traurig, dass ich das Finale nicht kämpfen konnte. Aber ich habe gezeigt, dass ich der bessere Mann bin“, sagte Weimer, der vor allem mit seinen Körpertreffern überzeugen konnte. Weil Weimer Dezheng mehrere Rippen gebrochen hatte, konnte auch der Chinese nicht als „Lucky Loser“ zum Finale antreten. Dadurch gewann der in Oberhausen trainierende Serbe Danijel Solaja den prestigeträchtigen WM-Gürtel des Verbands Wu Lin Feng kampflos. Der 21-Jährige, der kurzfristig für den verletzten Franzosen Akim Chayem eingesprungen war, hatte sich in seinem Halbfinale durch technischen K.o. in Runde drei gegen den Niederländer Arthur Jaschkul durchgesetzt. Solaja hat nun die Auflage erhalten, seinen Titel am 14. Juni in Irlands Hauptstadt Dublin gegen Weimer zu verteidigen, sofern dieser bis dahin von seinen Verletzungen genesen ist.

Veranstalter Ralf Stege, Leiter der Kampfsportschule Siamstore und mittlerweile einer der renommiertesten Promoter in Deutschland, war von der Absage des Turnier-Finales zwar ein Stück weit enttäuscht, dennoch überwog bei dem 45-Jährigen der Stolz über das sportlich erneut hochklassige Programm, mit dem er zum zehnjährigen Jubiläum seines „Day of Destruction“ die 2000 Besucher begeistert hatte. Seit drei Jahren arbeitet Stege mit der chinesischen Organisation Wu Lin Feng zusammen, zum zweiten Mal nach 2012 hatte er eine chinesische Delegation zu Gast, die zehn hochkarätige Kämpfer mitbrachte, die sich im Teamvergleich „China gegen Deutschland“ mit Steges Kämpfern maßen. Hatten die Asiaten vor zwei Jahren diesen Vergleich noch mit 7:3 gewonnen, war es diesmal beim 5:5-Unentschieden deutlich enger.

Herausragend war die Schlacht zwischen dem in traditioneller Kampfhose angetretenen Shaolin-Mönch Yi Long und Altmeister Olli „The Bomb“ Koch, der im Alter von 30 Jahren ein Comeback wagte und die Fans immer wieder von den Sitzen riss. Zwar siegte Long verdient nach Punkten, dennoch leistete Koch erheblichen Widerstand. Stark präsentierten sich auch Maurice Lohner (Henstedt-Ulzburg) gegen Li Zikai und Kim-Robin Leinz (Neustadt) gegen Hu Yafei, die ihre Kämpfe ebenso nach Punkten gewannen wie Meryem Uslu, die sich gegen die übergewichtige Yang Yang den Wu Lin Feng-WM-Titel in der Klasse bis 55 kg sicherte. Dagegen enttäuschte Toptalent Florian Kröger, der gegen Liu Dacheng schon während der regulären drei Runden unterlegen war und dann nach einem Knietreffer mit einem tiefen Cut am Haaransatz in der Extrarunde k.o. ging.

Außerhalb des Teamvergleichs gab es zudem eine Europameisterschaft im Kickboxen in der Klasse bis 76,2 kg, in der die Hamburger Taner Tatar und Deniz Toprak aufeinandertrafen. Tatar siegte deutlich nach Punkten und strich für seine starke Leistung neben 200 Euro Börse noch eine Zusatzprämie von 50 Euro ein.

Ralf Stege war am Ende eines langen Abends, der erst gegen 1.30 Uhr am Sonntagmorgen endete, guter Hoffnung, die Chinesen dauerhaft zu Besuchen in Hamburg bewegen zu können. Nachdem das Team, das sich auf der ganzen Welt präsentiert, sich vor zwei Jahren noch über mangelhafte Unterbringung und Verpflegung beklagt hatte, sei diesmal sportlich und organisatorisch alles zufriedenstellend gewesen. „Ich denke, dass wir diesen Ländervergleich zu einer festen Institution machen können“, sagte er. Angesichts eines Budgets von 100.000 Euro ist eine solche Veranstaltung aber wohl eher alle zwei Jahre denkbar. Stege hat zunächst andere Ziele ins Auge gefasst. „Ich möchte mit meinen Jungs gern mal in den USA antreten. In Las Vegas zu kämpfen, das wäre für alle ein Highlight.“