Mourad Bekakcha vom HSV will sich beim Haspa-Marathon am Sonntag für Olympia empfehlen. Eine Zeit von 2:25 Stunden ist dafür gefordert. Bekakcha glaubt, dass er das schaffen kann.

Hamburg. Der Dienstag war ein ganz normaler Tag im Leben des Mourad Bekakcha: frühmorgens aufstehen, zur Arbeit, kurze Pause, dann zum zweiten Job. Die Tochter im Kindergarten abholen – aber schnell, um noch ihre musikalische Aufführung mitzuerleben –, anschließend nach Hause und dort den Alltag erledigen. Irgendwann am frühen Abend dann zum Training, wobei das in diesen Tagen vergleichsweise locker ausfällt, schließlich will Bekakcha am Sonntag noch genügend Reserven für den Haspa-Marathon haben.

Hamburgs bester Langstreckenläufer ist weit davon entfernt, ein Profi-Leichtathlet zu sein. Von den Start- und Platzierungsprämien könnte er nicht leben. Auf Bekakchas HSV-Trikot sind zwar einige Logos aufgenäht, aber seine Sponsoren ermöglichen ihm gerade so, seinen Sport zu betreiben, ohne noch draufzahlen zu müssen. Der eine übernimmt Startgelder und Kosten für Trainingslager, andere finanzieren ihm die Ausrüstung. Als Gegenleistung liefert Bekakcha, 35, seit Jahren Topleistungen, gemessen am Aufwand, den er für den Sport betreiben kann. Er hält die Hamburger Meistertitel im Crosslauf, im Halbmarathon und über die volle Distanz. Im vergangenen Jahr war er beim Haspa-Marathon in 2:27:04 Stunden sogar bester Deutscher.

Als solcher bezeichnet sich Bekakcha längst, wenngleich er nach wie vor algerischer Staatsbürger ist. Der Liebe und des Studiums wegen ist er einst in Hamburg gelandet, erst hier wurde er vom Fußballer zum Ausdauersportler, anfangs auf dem Rennrad, seit sieben Jahren in der Leichtathletik. Inzwischen wissen sie auch in seiner laufbegeisterten Heimat, dass da im fernen Norddeutschland ein Landsmann ernst zu nehmende Zeiten abliefert.

Im Februar ist Bekakcha erstmals in Algerien gestartet, bei den nationalen Halbmarathonmeisterschaften. Mit der klimatischen Umstellung, vom feuchten europäischen Winter zur 26 Grad warmen Wüstenluft im Süden des Landes, sei er noch gut zurechtgekommen. 1:08:22 Stunden handgestoppt, eine elektronische Zeitmessung gab es nicht, „damit war ich angesichts der Bedingungen sehr zufrieden“. Nicht aber damit, dass einige Läufer vor ihm im Ziel waren, die ihn auf der Laufstrecke nie überholt hatten. Die ausgelobten Prämien hatten sie offenbar verleitet, sich im Auto nach vorn fahren zu lassen.

Es soll trotzdem nicht Bekakchas letzter Start in Algerien bleiben. Am 1.November will er um den Marathontitel laufen. „Ich glaube, dass ich gute Chancen auf einen Podiumsplatz habe, weil die schnellsten Algerier lieber in Europa starten.“ Nur dort ist das große Geld zu verdienen. Bekakchas Traum ist ein anderer: die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2016 in Rio.

2:25 Stunden sind vom algerischen Verband gefordert

Eine Zeit von 2:25 Stunden ist dafür gefordert. Bekakcha glaubt, dass er das schaffen kann. Er hat sein Training umgestellt, mehr lange Läufe jenseits der 30 Kilometer eingebaut und auf das Höhentraining verzichtet, weil es sich nicht ausgezahlt habe. Die ersten Ergebnisse, etwa der zweite Platz in seiner Altersklasse bei den deutschen Halbmarathonmeisterschaften in Freiburg Anfang April, können sich sehen lassen.

Natürlich muss Sonntag auch die Taktik aufgehen. Mit seinen Hamburger Dauerrivalen Jan Oliver Hämmerling und Jon-Paul Hendriksen will er so lange wie möglich eine Gruppe bilden, in der neutralen Zone zwischen den besten Männern und den besten Frauen. Dann könnte es klappen mit dem dritten Meistertitel. Am Montag beginnt dann der Alltag wieder.