Für Brasiliens Nationaltrainer Scolari ist der Confederations Cup „einer der besten aller Zeiten“. Heute Abend trifft sein Team auf Spanien. Uruguay gegen Italien im Spiel um Platz drei.

Rio de Janeiro. Kracher, Klassiker, Kraftakte – und mit Neymar ein neuer Stern am Fußball-Himmel: Der Confederations Cup in Brasilien bot alles andere als lauen Sommerfußball. Bei der WM-Generalprobe rafften sich die acht Mannschaften zu bemerkenswerten Leistungen auf und zeigten den am Zuckerhut abwesenden Titelanwärtern wie Deutschland, was in zwölf Monaten gefordert ist.

„Es haben vielleicht noch nicht alle gemerkt, aber das ist einer der besten Confed Cups aller Zeiten. Das Turnier ist ein voller Erfolg“, bilanzierte Luiz Felipe Scolari, der Trainer der Seleção, bereits vor dem Endspiel zwischen dem Gastgeber und Spanien am Sonntag (Ortszeit) und der Partie um Platz drei zwischen Uruguay und Italien.

Wer angesichts der Champions-League-Erfolge von Bayern München und Borussia Dortmund gegen den FC Barcelona und Real Madrid bereits das Ende der spanischen Dominanz kommen sah, musste sich eines Besseren belehren lassen: Nach dem Triumph des spanischen Nachwuchses bei der U 21-EM in Israel zeigte der Weltmeister, dass das Tiki-Taka längst kein Auslaufmodell ist. Xavi, Iniesta, Fernando Torres und Co. bewiesen zudem eine großartige Einstellung und auch gute Nerven im Elfmeter-Halbfinal-Krimi gegen Italien, das unter Cesare Prandelli zu neuer Formation und Stärke gefunden hat.

Einen Vorgeschmack auf die WM boten gerade die Top-Teams, die die deutsche Nationalmannschaft 2014 bezwingen will. Sie kennen jetzt auch die teilweise schwierigen Umstände mit Hitze und Reisestrapazen, unter denen nächstes Jahr der Titel vergeben wird. Die Historie ist schon Warnung genug für die DFB-Auswahl und alle europäischen Teams: Alle vier WM-Turniere in Südamerika gewannen bislang Südamerikaner. Bei drei Turnieren in Nord- und Mittelamerika hieß der Sieger entweder Brasilien oder Argentinien.

„Ich glaube, dass die Bedingungen in Brasilien das Tempo bestimmen werden. Man wird nicht viel Pressing sehen“, sagte der ehemalige Liverpool-Coach Gerard Houllier als Mitglied der Technical Study Group der FIFA. Gewonnen wurden die Partien durch schnelle Angriffe mit technischer Raffinesse. „Voraussetzung ist auf jeden Fall eine sehr gute körperliche Verfassung der Spieler. Aber ich habe hier Teams auf einem hohen Niveau spielen sehen – Spanien, Brasilien, Italien, Uruguay, auch Mexiko“, sagte Bundestrainer Joachim Löw schon nach seinem kurzen Turnierbesuch.

Bereits nach der Gruppenphase war mit 58 Toren der Rekord von der „Mini-WM“ 2005 in Deutschland gebrochen. Selbst wenn man die 24 Gegentore der bejubelten Amateure aus Tahiti aus der Wertung nimmt, blieb ein Schnitt von fast drei Treffern pro Spiel in der Vorrunde. Im Halbfinale ging es dann allerdings etwas weniger offensiv zu: 0:0 hieß es nach der regulären Spielzeit zwischen Spanien und Italien, 2:1 zwischen Brasilien und Uruguay. Erstaunlich, dass es vor den Endspielen keine Rote Karte gab. Und die Zuschauerbilanz konnte sich ebenfalls sehen lassen: Weit mehr als 700 000 verkaufte Tickets sind die zweitbeste Confed-Cup-Quote seit 1999, als in Mexiko das riesige Aztekenstadion eine noch höhere Zahl ermöglichte.

Dem Turnier ihren Stempel aufgedrückt haben erstaunlicherweise auch die nicht mehr ganz so jungen Diego Forlán (Uruguay) und Andrea Pirlo (Italien/beide 34). Größte Aufmerksamkeit erweckte jedoch der 57 Millionen Euro teure Neueinkauf des FC Barcelona: Brasiliens Stürmerhoffnung Neymar traf im Eröffnungsspiel nach nur 172 Sekunden gegen Japan und spielte danach befreit auf.

Überhaupt überzeugte die Seleção nach schwierigen Anfangsmonaten unter Scolari und zählt nun – wieder einmal – zu den Topfavoriten für ihre Heim-WM. „Das sind Jungs, die sind bereit, sie haben Talent. Sie tun viel für den brasilianischen Fußball“, lobte Bebeto, der Weltmeister von 1994.