70 Minuten benötigte Wladimir Klitschko, um nach dem vorzeitigen Ende seines Kampfes gegen Francesco Pianeta seine Pflichten – TV-Interviews, Dopingkontrolle – zu absolvieren.

Mannheim. 70 Minuten benötigte Wladimir Klitschko, um nach dem vorzeitigen Ende seines Kampfes gegen Francesco Pianeta seine Pflichten – TV-Interviews, Dopingkontrolle – zu absolvieren. Danach stellte sich der Dreifach-Boxweltmeister im Schwergewicht gewohnt professionell den Fragen der Medienvertreter.

Hamburger Abendblatt: Herr Klitschko, wie haben Sie das Kampfende erlebt? War es richtig vom Ringrichter, den Kampf abzubrechen?

Wladimir Klitschko: Auf jeden Fall. Wenn es weitergegangen wäre, hätte es schwere Gesundheitsschäden für Francesco geben können. Er war nicht mehr so konzentriert und hatte schon viele Treffer abbekommen. Wir wollen nicht, dass jemand zu Schaden kommt. Der Ringrichter hat richtig gehandelt.

Angesichts der Rekordbörse von 17,2 Millionen Dollar, die Ihnen im nächsten Kampf gegen Alexander Povetkin winkt: War der Sieg über Pianeta der wertvollste Ihrer Karriere?

Klitschko: Ich hatte in der Vorbereitung natürlich mitgekriegt, dass der Kampf versteigert wurde, und selbstverständlich habe ich auch die Summe gehört, die geboten wurde. Das hat mich schon sehr überrascht, aber nicht aus der Konzentration gebracht. Geld war nie die erste Priorität für mich. In erster Linie geht es um Leistung, ich wäre sonst nicht dort, wo ich heute bin, wenn ich nur aufs Geld geschaut hätte. Und ich wusste, dass ich es mir nicht erlauben darf, Francesco zu unterschätzen.

Sie haben Ihren Gegner in selten erlebter Form gelobt. Ist es schon so weit, dass Sie sich bedanken müssen, wenn ein Herausforderer tatsächlich zum Kämpfen kommt?

Klitschko: Ich hatte schon viele Herausforderer, die vorher unheimlich viel geredet und dann im Kampf nichts gezeigt haben. Francesco war mutig, er hat alles versucht, er wollte gewinnen. Ich habe gespürt, dass seine Schläge enorme Wucht haben, und ich bin froh, dass er mich damit nie erwischt hat, denn sonst wäre ich wohl nicht mehr aufgestanden. Er ist ein Kämpfer, der nicht wegläuft, wenn es hart wird. Er hat den Kampf seines Lebens, den gegen den Krebs, gewonnen. Und ich bin mir sicher, dass er irgendwann Weltmeister wird, wie mein früherer Trainer Emanuel Steward ihm prophezeit hat. Er muss aus dieser Niederlage lernen.

Sie selbst sagen gern, dass Sie aus Ihren Niederlagen die Kraft gezogen haben, zu dem Dominator zu werden, der Sie heute sind. Warum?

Klitschko: Ich weiß seitdem, dass ich niemals mehr einen Gegner unterschätzen darf. Die Erfahrung, die ich in 17 Jahren als Profi gewonnen habe, zahlt sich jetzt aus. Und Francesco wird genau dieselbe Erfahrung machen, auch wenn er es jetzt noch nicht glaubt.

Für Sie steht als nächstes also das Duell mit Povetkin an. Glauben Sie, dass es diesmal wirklich kommt, nachdem er es schon zweimal abgesagt hat?

Klitschko: Er muss erst einmal am 17. Mai seinen Kampf gegen Andrzej Wawrczyk gewinnen, das wird schwer genug. Danach werden wir verhandeln und schauen, dass wir den Kampf machen. Ich will ihn unbedingt. Ein Duell zweier Olympiasieger ist doch wirklich sehr reizvoll.

Wie sieht Ihre Planung für die nächsten Wochen und Monate aus?

Klitschko: Ich habe mich acht Wochen auf Pianeta vorbereitet, deshalb freue ich mich erst einmal auf meine Freizeit. Am Dienstag bin ich schon in New York bei der Emmy-Verleihung, wir sind mit dem Dokumentarfilm „Klitschko“ über unser Leben nominiert. Das ist eine große Ehre. Anschließend mache ich etwas Urlaub, und dann geht im Juli die Vorbereitung auf Povetkin los. Ich will in diesem Jahr noch zwei Kämpfe machen, einen Ende August oder Anfang September, und dann noch einen zum Jahresende. Viel Zeit zum Ausruhen bleibt mir da nicht.