In der Mannheimer SAP-Arena verteidigte Wladimir Klitschko gegen den Deutsch-Italiener Francesco Pianeta seine drei WM-Titel. Der Außenseiter gab sich tapfer, war am Ende aber chancenlos.

Mannheim. Die Erkenntnis, den wertvollsten Sieg seiner Karriere eingefahren zu haben, setzte sich in der Nacht zu Sonntag nur langsam in Wladimir Klitschkos Gedanken fest. Eine Viertelstunde vor Mitternacht hatte der Dreifach-Boxweltmeister im Schwergewicht vor 14.000 Fans in der ausverkauften SAP-Arena seinen Herausforderer Francesco Pianeta acht Sekunden vor Ende der sechsten Runde mit einer Links-Rechts-Kombination zum Kopf ausgeknockt. Es war der 60. Sieg im 63. Profikampf für den 37 Jahre alten Ukrainer, und weil Klitschko gegen den mutigen, aber letztlich chancenlosen Deutsch-Italiener vom Magdeburger SES-Stall erneut bewiesen hatte, dass er in einer anderen Liga als alle anderen Schwergewichtler boxt, hätte es ein Sieg sein können, der schnell in Vergessenheit geraten wäre.

Die Konsequenz des Erfolgs jedoch dürfte so gravierend sein, dass er einen Meilenstein in der Laufbahn des jüngeren Klitschko-Bruders darstellen wird. Weil er seine Titel erfolgreich verteidigte, darf Klitschko in seinem nächsten Kampf zur Pflichtverteidigung seines WBA-Superchampion-Gürtels gegen den Russen Alexander Povetkin antreten, den die WBA als „regulären“ Weltmeister führt. Dieses Duell war am 23. April in Panama-City versteigert worden. Den Zuschlag erhielt der russische Geschäftsmann Andrey Ryabinsky, der unglaubliche 23,2 Millionen Dollar geboten hatte. Klitschko erhält als Titelverteidiger 75 Prozent dieser Summe, also rund 17,2 Millionen Dollar. Wlad Hrunov, Unterhändler Ryabinskys und ehemaliger Manager Povetkins, bestätigte in Mannheim, dass das Angebot ernst gemeint ist. „Wir werden den Kampf auf jeden Fall ausrichten, er wird am 7. oder 14. September in Moskau stattfinden. Povetkin ist mit dem Ziel Profi geworden, Wladimir Klitschko herauszufordern. Diesen Traum wollen wir ihm erfüllen.“

Klitschko-Manager Bernd Bönte bestätigte, in der vergangenen Woche in Hamburg ein mehrstündiges Gespräch mit Hrunov geführt zu haben. Am Sonnabend verhandelte der Russe vier Stunden mit Klitschkos TV-Partner RTL, der den Kampf gern in Deutschland übertragen würde. „Wir sind auf einem guten Weg, einen Deal abzuschließen“, sagte Hrunov. Möglich ist aber auch, dass der Kampf in der ARD läuft. Diese ist TV-Partner von Povetkins deutschem Promoter Sauerland Event aus Berlin.

Der einzige Haken an der Sache ist, dass Povetkin noch seinen für 17. Mai geplanten Aufbaukampf gegen den Polen Andrzej Wawrczyk gewinnen muss. Der 33 Jahre alte Olympiasieger von 2004 hatte zuletzt im September 2012 in Hamburg im Ring gestanden und dort Hasim Rahman (USA) in Runde zwei ausgeknockt. Er will vor der Herausforderung Klitschko unbedingt noch ein wenig Kampfpraxis sammeln. Verliert er gegen Wawrczyk, ist der größte Zahltag in seiner und auch Wladimir Klitschkos Karriere erst einmal passé. „Wir warten den Kampfausgang ab, bevor wir die Verträge endgültig aushandeln. Aber wir sind in Verhandlungen, es sind keine gravierenden Punkte mehr offen“, sagte Manager Bönte.

Wladimir Klitschko bemühte sich, das Thema Povetkin nicht überzubetonen. „Geld war nie meine Priorität, sondern Leistung, sonst wäre ich heute nicht da, wo ich bin“, sagte er. Vielmehr lobte er Pianeta für dessen Mut und Kämpferherz. „Du hattest einen Plan und hast alles versucht, diesen umzusetzen. Auch wenn es nicht geklappt hat, wirst du daraus lernen und irgendwann Weltmeister sein. Dass du nicht aufgibst, wenn es schwer wird, hast du außerhalb des Rings bewiesen“, sagte der Champion in Anspielung darauf, dass Pianeta 2009 eine Hodenkrebserkrankung überstanden hatte. „Ich bin stolz auf meinen Jungen, er hat mutig geboxt und alles gegeben. Wir werden jetzt alles tun, damit er von dieser Erfahrung profitieren kann“, sagte Pianetas Promoter Ulf Steinforth. Die Erkenntnis, dass es die wertvollste Niederlage seiner Karriere gewesen sein könnte, wird sich allerdings erst langsam in Francesco Pianetas Gedanken festsetzen.

Das Spitzenduell hatte am Sonnabend für Top-Quoten bei RTL gesorgt. Bis zu 8,94 Millionen TV-Zuschauer verfolgten am späten Samstagabend den Sieg des Ukrainers. Im Durchschnitt saßen 8,31 Millionen vor den Bildschirmen, der Marktanteil betrug 37,4 Prozent.