Der italienische Skandal-Stürmer wechselt von ManCity zurück in seine Heimat, wo er einst wegen rassistischer Beleidigungen vergrault wurde.

Mailand. Seine spektakuläre Gladiatoren-Pose im EM-Halbfinale ging um die Welt - nun lässt Deutschland-Schreck Mario Balotelli wieder in seiner Heimat die Muskeln spielen. Der „Bad Boy“ des italienischen Fußballs, ebenso legendär wie gefürchtet für seine Skandale und sein sehr schrilles Auftreten, wechselt sofort für geschätzte 22 Millionen Euro Ablöse vom englischen Meister Manchester City zum AC Mailand. „Balotelli ist nun ein Spieler des AC Milan. Er unterschreibt einen Vertrag bis 2017“, teilte Milan am Dienstag stolz auf seiner Internetseite mit - die Homepage brach nach der Nachricht unter dem Ansturm der Fans zusammen.

„Mario ist ein großartiger Spieler. Wir werden ihn allesamt mit offen Armen empfangen“, sagte der 88-malige brasilianische Nationalspieler Robinho dem vereinseigenen Fernsehsender. Balotelli, 22, hatte die Italiener bereits bei der Europameisterschaft verzückt. Die deutsche Nationalmannschaft schaltete er am 28. Juni in Warschau beim 2:1 mit zwei Toren nahezu im Alleingang aus - nach dem zweiten Treffer riss er sich das Trikot vom Leib, dann wartete er in Muskelprotz-Pose auf seine Mitspieler, in seinen Augen funkelte es. Bei Facebook und Twitter kursierten in Windeseile Tausende Variationen: Balotelli im Weltall, Balotelli im Ballettröckchen, Balotelli im Schützengraben.

Bald also gibt es Mario Balotelli, der einen tarnfarbenen Sportwagen fährt, in Rot und Schwarz zu sehen, den Farben des AC Mailand. Der Renommierklub, derzeit in der Serie A auf dem fünften Tabellenplatz, feierte nach den vielen Schlagzeilen um rassistische Beleidigungen gegen Kevin-Prince Boateng in einem Testspiel den Coup des Transferwinters. Bis zuletzt hatten ManCity, wo Balotelli nicht die erhoffte Rolle spielte (54 Premier-League-Spiele, 20 Tore, 3 Platzverweise), und Milan um die Ablöse gefeilscht.

Noch vor dem Jahreswechsel schien sich ein Wechsel zum Stadtrivalen seines ehemaligen Klubs Inter Mailand zerschlagen zu haben. „Es finden keine Verhandlungen statt. Wir können uns solche Transfers nicht mehr erlauben“, hatte Klub-Eigentümer Silvio Berlusconi erklärt. Zudem hatte der frühere Ministerpräsident den exzentrischen Stürmer einst als „faulen Apfel“ bezeichnet, der den ganzen Korb verderben könne - er verwies damit auf eine Liste von Verfehlungen, die denen des Politikers in nichts nachsteht.

In Manchester hatte Balotelli seinen unsteten Lebenswandel in beständigem Rhythmus der Öffentlichkeit präsentiert. Der letzte Zwischenfall ereignete sich Anfang Januar, als er nach einem brutalen Foul an seinem Teamkollegen Scott Sinclair im Training mit Teammanager Roberto Mancini rangelte. Von seinem Landsmann Mancini erhielt Balotelli auch eine Lektion fürs Leben: „Ich liebe Mario als Kerl und als Spieler, aber es ist wichtig für ihn, dass er beginnt, über seinen Job nachzudenken. Es ist unglaublich, dass er seine Qualität zum Fenster rauswirft.“

Denn Balotelli wandelt stets zwischen Genie und Wahnsinn, er fiel häufiger durch seine Skandale auf als durch seine ab und an zweifellos bestechenden Leistungen. Im Dezember zog er eine Klage gegen City zurück: Er wollte gegen eine Geldstrafe vorgehen, die ihm der Klub wegen diverser Spielsperren aufgebrummt hatte. Einst prügelte er sich im Training mit dem deutschen Nationalspieler Jerome Boateng, ein anderes Mal warf Balotelli Dartpfeile auf Jugendspieler der Citizens - aus Langeweile.

Auf die Klatschseiten der englischen Boulevard-Presse schaffte es Balotelli auch durch seine Vorliebe für Zigaretten, Prostituierte und sündhaft teure Autos. Legendär ist, wie er mit einer fünfstelligen Summe Bargeld von der Polizei gestoppt wurde. Warum er so viel Geld mit sich führe? „Because I'm rich!“ Weil er reich ist. Nach dem Gewinn der ersten Meisterschaft von ManCity seit 1968 fackelte er mit einem Feuerwerk sein Badezimmer ab.