Anti-Doping-Agentur wehrt sich: Es gebe keine Beweise, dass andere Verbände Testergebnisse mit Athleten diskutiert haben.

Montreal. Die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) stellt sich weiter gegen den Radsport-Weltverband UCI. Die Wada widersprach entschieden einer Behauptung des früheren UCI-Präsidenten Hein Verbruggen, dass eine Art Vorwarnsystem bei verdächtigen Dopingproben gängige Praxis im Sport gewesen sei. „Wir haben keine Beweise, dass andere Verbände atypische Blutests oder andere Testergebnisse mit Athleten diskutiert haben“, teilte die Wada mit.

Ein solcher Ansatz stünde im Gegensatz zum Zweck eines wirksamen Anti-Doping-Programms, das „entwickelt wird, um abzuschrecken, aufzudecken und Doping zu verhindern“. Verbruggen, von 1991 bis 2005 Präsident der UCI und IOC-Ehrenmitglied, hatte im niederländischen Magazin Vrij Nederland eingestanden, dass Lance Armstrong und andere Radprofis über abweichende Werte bei Bluttests informiert worden waren, und will ähnliches Verhalten auch bei anderen Verbänden bemerkt haben.

Die UCI selbst habe das präventiv getan. „Fahrer wurden gewarnt, dass sie unter Beobachtung stehen“, sagte der 71-jährige Verbruggen. Dies sei Teil einer „Zwei-Säulen-Strategie“ gewesen, die Betrüger zu finden, aber auch, Fahrer vom Doping abzubringen. Die Wada zweifelt diese Absicht an. „Jeder Verband, der so etwas tun würde, würde sich angreifbar machen und seine Unparteilichkeit und Glaubwürdigkeit gefährden“, heißt es in dem Statement.

Im Zuge des Falls Armstrong ist die Kritik der Wada an der UCI zunehmend gewachsen. So lehnte die WADA beispielsweise die von der UCI selbst gegründete unabhängige Untersuchungskommission ab, die sich mit dem Verhalten des Verbandes während der Armstrong-Ära auseinandersetzen soll. Gerade Verbruggen, der bis Sommer 2002 im Vorstand der Wada saß und dort Fortschritte eher behindert haben soll, ist die Zielscheibe einer Reihe renommierter Anti-Doping-Kämpfer wie beispielsweise der Australier Michael Ashenden.