Der spanische Torhüter hat angekündigt, den Club zu verlassen. Spekulationen um seinen Nachfolger führen nun auch in die Bundesliga.

Barcelona. Im Sensations-Ensemble des FC Barcelona steht Víctor Valdes im Schatten der Superstars Lionel Messi, Xavi und Co. Die „Ära“ des Torwarts bei den Katalanen geht nun unruhig zu Ende. Nach 20 Jahren im Club und knapp zehn Jahren als Stammschlussmann ließ der 31-Jährige seine Manager mitteilen, er werde den im Juni 2014 auslaufenden Vertrag auf keinen Fall verlängern. Beobachter gehen davon aus, dass Valdés schon im Sommer ausgemustert werden wird. Nicht wenige fürchten, dass die überraschende Ankündigung des Tormanns Unruhe in den Kader und die „Wunderelf“ bringen und den Club in Liga, Pokal und vor allem in der Champions League aus dem Tritt bringen könnte.

Von einem „Theater“, das die Ruhe beim unangefochtenen Spitzenreiter der Primera División störe und „enorme Probleme“ bereite, sprach Lluís Mascaró, Vizedirektor der in Barcelona erscheinenden Zeitung „Sport“. Während auf Twitter die Emotionen hochkochten, stimmte am Freitag auch das Konkurrenzblatt „Mundo Deportivo“ in den Chor der Besorgten ein: „Es ist klar, dass bei Barcelona, das bis gestern nur an Titel und Rekorde gedacht hatte, nun eine Debatte ausbricht“, heißt es.

Die Zeitung fürchtet vor allem, dass die Fans im Camp Nou Valdés ein Pfeifkonzert bereiten könnten – eventuell mit negativen Folgen für das gesamte Team. Da scheint es nur positiv zu sein, dass Barça in der Liga am Samstag zunächst zu Real Sociedad nach San Sebastián muss. Barcelona-Vizepräsident Carles Villarubi versuchte derweil die Wogen zu glätten. „Man darf das Ganze nicht übertreiben (...) Barça hat Mittel und Mechanismen , um solche Situation zu lösen“, sagte er.

Die Suche nach einem Nachfolger führt die Katalanen, sofern man den Medien in Spanien Glauben schenkt, auch in die Bundesliga. Dass Clubspäher seit längerem die Entwicklung von Marc-André ter Stegen bei Borussia Mönchengladbach verfolgen, ist kein Geheimnis. „Mundo Deportivo“ zog am Freitag den deutschen Nationaltorwart Manuel Neuer (Bayern München) neben David de Gea (Manchester United), Marteen Stekelenburg (AS Rom), Thibaut Courtois, (Atlético Madrid), Vicent Guaita (Valencia) und Joe Hart (Manchester City) auf die lange Kandidatenliste. In einer Onlineumfrage von „Mundo Deportivo“ (ohne Neuer) lag ter Stegen am Freitag mit 25 Prozent zwischen den Spaniern Guaita (37) und De Gea (21) auf Platz zwei.

Als sie Donnerstagabend den Clubfunktionären die „unwiderrufliche“ Entscheidung des Torwarts bekanntgaben, versicherten Manager Ginés Carvajal und der Vater des Profis, José Manuel Valdés, es gehe nicht ums Geld. Medien hatten zuvor berichtet, Valdés sei verärgert gewesen, weil er ähnlich wie Messi, Xavi oder Abwehrroutinier Carlos Puyol – die alle jüngst verlängert hatten – entlohnt werden wollte und kein entsprechendes Angebot der Funktionäre bekommen habe.

Obwohl er ein Eigengewächs aus dem Ausbildungszentrum La Masia ist, 19 Profi-Titel und drei Mal die Champions League (2006, 2009 und 2011) gewann, war der 1,83-Meter-Mann aus dem Vorort L’Hospitalet de Llobregat im Osten Barcelonas nie ein Liebling der Fans. In den Anfangsjahren wurde er bei Fehlern häufig ausgebuht, inzwischen zollt man ihm Respekt – ein Idol ist er aber nicht. Vielleicht auch deshalb hatte er jüngst gesagt, er wolle vor seinem Karriere-Ende „andere Kulturen und andere Ligen kennenlernen“. Laut Mascaró ist Valdés sich bereits mit einem Club „aus England oder Russland einig“.