Ex-DFB-Präsident sieht keinen Anlass zur Versöhnung. Günter Netzer sagt Auftritt bei der Vorstellung von Zwanzigers Autobiografie ab.

Köln. Ex-DFB-Chef Theo Zwanziger sieht keine Veranlassung, sich nach den verbalen Scharmützeln der vergangenen Tage wieder mit Bayern Münchens Präsident Uli Hoeneß zu versöhnen. „Das ist für mich doch gar kein Thema. Hoeneß ist doch nicht mein Feind! Sondern ein Mann, der für den Fußball viel geleistet hat. Der aber in bestimmten Momenten die Rolle als Bayern-Präsident in der Nachfolge Franz Beckenbauers nicht so spielt, wie ich sie mir vorstelle. Ich bin immer einer, der, wenn es Meinungsverschiedenheiten gibt - und wenn sie noch so lautstark ausgetragen werden -, bereit ist, sich zu stellen“, sagte Zwanziger der „Sport Bild”.

Unterdessen hat Ex-Nationalspieler Günter Netzer seinen angekündigten Auftritt bei der Vorstellung der Zwanziger-Autobiografie am morgigen Mittwoch in Berlin kurzfristig abgesagt. Die bestätigte der Berlin Verlag auf sid-Anfrage. Offenbar ist Netzer, Weltmeister von 1974 und EM-Champion von 1972, irritiert über die jüngsten Schlagzeilen, die das Zwanziger-Buch produziert hat. Hoeneß hatte den 67-Jährigen als schlechten DFB-Präsidenten bezeichnet, nachdem Zwanziger den einstigen Bayern-Manager in seiner Autobiografie attackiert hatte. „Wenn du alles machst, was die Bayern wollen, bist du ihr Freund. Wenn du aber einmal etwas anderes machst, bist du es nicht mehr“, betonte Zwanziger, der sich laut Hoeneß durch sein Buch selbst in die Isolation begeben habe.

Dazu Zwanziger im Interview bei hr3: „Ich bin jetzt dort, wo die Menschen an der Basis sind, wo Ehrenamt gelebt wird. Ich bin bei den kleinen Vereinen, ich gehe zum Frauenfußball. Ich bin nicht isoliert. Uli Hoeneß bestimmt nicht darüber, wer im Fußball drin ist und wer im Fußball draußen ist, das ist anmaßend.“ Ironisch merkte der Ex-DFB-Präsident an: „Ich selbst habe von dem Buch nichts, weil ich alles für soziale Zwecke und den Frauenfußball spende. Wenn Uli Hoeneß durch seine kritischen Bemerkungen einen Beitrag zur Verbreitung des Buches getragen hat, dann hat er sich auch als würdevoller Sponsor des Frauenfußballs erwiesen.“ Zwanziger beklagte sich zudem über die Angriffe vonseiten der Bayern und vor allem von Hoeneß, die seine Arbeit im Exekutivkomitee von Fifa und Uefa erschwert hätten.

„Er (Hoeneß, d.Red.) steht in der Nachfolge eines Franz Beckenbauer, der überragende persönliche Anerkennung international hat. Ich habe große Schwierigkeiten gehabt vor einem Jahr, um international überhaupt einigermaßen akzeptiert zu werden, weil immer wieder die Querschüsse aus München kamen. Das muss ich doch sagen dürfen, wenn ich eine Autobiografie schreibe.“ Über seinen Nachfolger Wolfgang Niersbach, der sich in der Auseinandersetzung auf die Seite von Hoeneß geschlagen hatte, nachdem ihn Zwanziger in einem Interview mit der „Welt am Sonntag” ebenfalls angegriffen hatte, äußerte Zwanziger in der „Sport Bild”: „Ich denke mir meinen Teil. Wolfgang ist seit vielen Jahren mein Freund und ist es noch heute. Ich kenne seine Stärken und Schwächen, genau wie ich Schwächen habe.“

Er wisse natürlich: „Die Bundesliga ist sein liebstes Ding. Er war im ersten halben Amtsjahr doppelt so oft in den Bundesliga-Stadien, wie ich es in acht Jahren war. Nun kann man sagen, ich hätte vielleicht öfter hingehen können. Ich habe aber immer die Auffassung vertreten: Ich bin doch kein Ligapräsident. Sondern muss als DFB-Präsident auch die Amateure besuchen und mal zum Frauen-Fußball gehen, nicht nur bei einem Länderspiel“, sagte Zwanziger.