Hoeneß glaubt, dass Magath mit seiner Arbeitsweise keine Perspektive hat. Ziel müsse es sein, dass ein Spieler „sich selbst quält”.

Hamburg. Uli Hoeneß hat seine Kritik an Felix Magath zwei Wochen nach dessen Aus als Trainer und Manager beim Bundesligisten VfL Wolfsburg erneuert. „Ich glaube, dass bei Felix sehr oft die Grenzen total überschritten wurden“, sagte der Präsident von Fußball-Rekordmeister Bayern München beim ZEIT-Wirtschaftsforum in Hamburg.

Hoeneß glaubt, dass Magath mit seiner Arbeitsweise keine dauerhafte Perspektive hat. „Es gibt natürlich Methoden, Mannschaften und Spieler wie eine Zitrone auszupressen, bis an die körperliche Grenze und darüber hinaus, dann hat man kurzfristig Erfolg“, sagte der 60-Jährige: „Das hat Felix Magath in fast allen Vereinen bewiesen, aber das ist für mich keine Erfolgsgeheimnis, keine Art, wie ich mit Menschen umgehen will.“

Ziel müsse es sein, dass ein Spieler „sich selbst quält. Ich möchte ihn nicht quälen.“ Allein die Reaktionen der Profis nach der Trennung von Magath sollten diesem zu denken geben. „Er muss sich schon mal die Frage stellen, wenn er irgendwo ist, obwohl da Erfolg ist, warum anschließend eine Party unter den Spielern gefeiert wird, wenn er weg ist.“ Bei Trainern wie Jupp Heynckes, Ottmar Hitzfeld oder Giovanni Trapattoni sei dies nicht der Fall.

Hoeneß ist sicher, dass Magath wieder einen Verein finden wird. Allerdings glaubt der Bayern-Präsident nicht an ein Comeback in der Bundesliga: „Ich bin ziemlich sicher, Felix wird zurückkommen. Aber sicher nur im Ausland.“

Kritisch sieht Hoeneß auch, dass Magath bei einem Klub gerne mehrere Posten übernimmt. „Felix ist ein Mann, der totale Machtfülle haben will. Er ist ein misstrauischer Mensch, er ist immer der Meinung, es wird über ihn gesprochen. Deswegen wollte er Trainer, Manager, Geschäftsführer und Herausgeber der Stadionzeitung sein und und und. Das ist nicht mehr zeitgemäß.“

Eine rosige Zukunft sagt Hoeneß den deutschen Klubs in den kommenden Jahren auf internationaler Ebene voraus. Indiz dafür seien auch die zuletzt starken Auftritte in der Champions League. „Wenn ich sehe, dass Dortmund das große Real Madrid, das weiße Ballett mehr oder weniger an die Wand spielt. Wenn ich sehe, dass Schalke 04 den FC Arsenal schlägt und zuhause unglücklich unentschieden spielt. Und dass der FC Bayern die Kräfteverhältnisse in der Gruppe zurechtgerückt hat, dann bin ich der Meinung, dass wir auf einem guten Weg sind“, sagte der Bayern-Boss.

Außerdem hätten viele internationale Spitzenvereine „in Zukunft große Schwierigkeiten, mit den Deutschen mitzuhalten. In Italien kann ich mir nicht vorstellen, dass die Banken weiterhin Inter und den AC Mailand mit hunderten Millionen Euro subventionieren. Ich kann mir nicht vorstellen, dass unser Geld über spanische Banken an Real Madrid und den FC Barcelona weitergegeben wird.“

Hoeneß kündigte zudem an, dass beim FC Bayern womöglich bald ein neuer Großinvestor neben den bestehenden Partnern Audi und Adidas einsteigt. „Es könnte sein, dass demnächst noch jemand in gleicher Größenordnung hinzukommt. Dann hätten wir die Allianz Arena sofort abbezahlt.“ Hoeneß sprach von einem Anteil in Höhe von neun Prozent, die veräußert würden. Der Autohersteller Audi und der Sportartikelhersteller Adidas halten bereits jeweils neun Prozent. Für diese Anteile müsse der neue Investor laut Hoeneß „mehr als 100 Millionen Euro“ zahlen. Einen Namen nannte Hoeneß jedoch nicht: „Es muss auf jeden Fall ein deutsches Unternehmen sein. Es muss jemand sein, der sich total identifiziert.“

Zudem kündigte der 60-Jährige an, sich kommende Woche erneut zur Wahl des Vereinspräsidenten des Rekordmeisters zu stellen. „Ich kann mir eine weitere Amtszeit vorstellen“, sagte Hoeneß. Er wolle die kommenden Jahre damit verbringen, den FC Bayern „neu aufzustellen“. Er habe in der Wirtschaft oft genug erlebt, dass Nachfolgerregelungen schiefgegangen seien. „Das will ich Bayern München ersparen“, sagte Hoeneß, und weiter: „Wenn ich das Gefühl habe, dass es läuft, dann werde ich mich in aller Ruhe zurückziehen.“

Schließlich ließ sich Hoeneß beim „Zeit”-Forum eine kleine Anmerkung zum Frauenfußball nicht nehmen. „Damenfußball ist anders. Ich will nicht sehen, dass eine der anderen die Knochen poliert. Beim Herrrenfußball will ich das!“