Der ehemalige Präsident des DFB geht den Bayern-Boss in seiner Autobiografie scharf an. Jetzt kam der Konter in gewohnter Hoeneß-Manier.

Düsseldorf. Der Konter aus der Münchner „Abteilung Attacke“ ließ nicht lange auf sich warten. Es war Uli Hoeneß ein großes Bedürfnis zum Gegenangriff überzugehen, nachdem er in diversen Publikationen erfahren durfte, dass er in den Augen des früheren DFB-Präsidenten Theo Zwanziger „ein Besserwisser, ein Macho, ein Scharfmacher“ sei. „Dass Theo Zwanziger kein guter Präsident ist, wusste ich schon lange. Dieses Buch wird ihn nach seinem mehr als peinlichen Rücktritt endgültig in die Isolation treiben“, polterte Hoeneß nach dem 2:0-Erfolg seiner Bayern über Eintracht Frankfurt.

Und Zwanzigers Nachfolger Wolfgang Niersbach sprang dem Münchner Präsidenten gleich beiseite. „Ich würde Uli Hoeneß nicht widersprechen“, sagte Niersbach auf dem Sportpresseball in Frankfurt, nachdem auch er einige Breitseiten von Zwanziger in einem Interview der „Welt am Sonntag“ abbekommen hatte. Und Bayern-Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge schimpfte wegen der Zwanziger-Vorwürfe: „Das sind am Ende ja auch Indiskretionen.”

„Die Zwanziger Jahre“, heißt die Autobiographie des 67-Jährigen, die seit Tagen häppchenweise vorab in der „Bild“-Zeitung zu lesen ist. Es hätte aber auch den Namen „Theo gegen den Rest der Welt“ verdient. Nachdem zunächst der frühere Bundestrainer Jürgen Klinsmann und Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff freundlich verpackt ihr Fett abbekommen hatten, war nun der FC Bayern und insbesondere Hoeneß an der Reihe.

„Zirkus FC Bayern wird weitergehen“

So glaube er nicht, dass die Verpflichtung von Matthias Sammer als Sportdirektor der Bayern ein Gewinn sein werde. „Er hat seine Philosophie des Provozierens mit ins Präsidentenamt genommen. Das wird auch Matthias Sammer zu spüren bekommen, der ja seine Rolle in diesem Verein mit den vielen Besserwissern erst finden muss. (...) Der Zirkus FC Bayern wird weitergehen“, schrieb Zwanziger, nannte Borussia Dortmund als „das bessere Modell“ und legte gleich in der „Wams“ noch einmal nach.

„Er hat mich maßlos enttäuscht, vor allem im internationalen Bereich mit pauschalen Sprüchen der Kategorie 'Alle sind korrupt' und 'Ich weiß alles besser' und des gleichzeitigen Fehlens der Bereitschaft, selbst Verantwortung zu übernehmen“, sagte Zwanziger in Richtung Hoeneß.

Dabei bezieht sich Zwanziger auch darauf, dass der Bayern-Präsident eine Offerte des Fußball-Weltverbandes Fifa ausgeschlagen hatte. „Er hatte das Angebot, statt mir in die Exekutive des Weltverbandes zu gehen. Das hat er abgelehnt. Darum haben mich all seine Äußerungen so enttäuscht. Er ist ein Mann, der unglaublich viel geleistet hat im Fußball. Er nutzt seine Bekanntheit aber leider nicht dazu, Gräben zuzuschütten, sondern er reißt sie auf“, sagte Zwanziger.

Zwanziger kritisiert Auschwitz-Besuch

Und auch das einst so freundschaftliche Verhältnis zu Niersbach wird durch Zwanzigers Vorstoß arg auf die Probe gestellt. So warf der Jurist der DFB-Spitze vor, bei der Europameisterschaft in diesem Sommer nicht ihrer sozialen Verantwortung nachgekommen zu sein. Der Besuch im früheren Konzentrationslager in Auschwitz sei nicht mehr als eine Pflichtübung gewesen sein. „Wer etwas Soziales macht, sollte das tun, weil er sich wirklich verpflichtet fühlt. Das muss man sichtbar machen. Das ist vor allem Sache des Präsidenten. Der Auschwitz-Besuch wurde mir zu schnell abgetan. So etwas muss man aus einer tiefen Überzeugung heraus tun und nicht wegen eines einmaligen medialen Akts“, sagte Zwanziger.

Es scheint einiges an Porzellan zerbrochen zu sein zwischen Zwanziger und Niersbach, der im März dieses Jahres dessen Nachfolge angetreten hatte. „Mir ist aufgefallen, dass mein Freund und Nachfolger Wolfgang Niersbach mir zu schnell und zu oft die Rückkehr des DFB zum Kerngeschäft betont hat. Kerngeschäft? Man kann mir ja vorwerfen, dass ich ein Sozialromantiker bin. Dieser Vorwurf wäre aber nur dann despektierlich, wenn ich gleichzeitig die Nationalmannschaft, die Nachwuchsförderung oder den Amateurfußball vernachlässigt hätte“, rechtfertigte sich Zwanziger, dessen Buch am Montag auf den Ladentisch erscheint. Die Werbetrommel hat Zwanziger jedenfalls bestens gerührt.