Eineinhalb Jahre nach seinem Rauswurf beim deutschen Rekordmeister hat Louis van Gaal noch einmal mit Uli Hoeneß abgerechnet.

Hamburg. Louis van Gaal hält ein Trainer-Comeback beim Rekordmeister FC Bayern München für möglich, schließt eine erneute Zusammenarbeit mit Präsident Uli Hoeneß aber aus. „Ob Ajax, Barcelona oder Alkmaar, in allen meinen Klubs bin ich noch mal als Trainer zurückgekommen – so wie in der Nationalelf. Jetzt bleibt nur noch Bayern übrig“, sagte der niederländische Fußball-Nationaltrainer der „Sport Bild“.

Zugleich rechnet van Gaal mit Präsident Hoeneß ab. „Der Einzige im Klub, der immer auf meinen Abschied gedrängt hat, war Uli Hoeneß. Kein anderer. Darum wird auch keine weitere Zusammenarbeit mehr zwischen uns beiden möglich sein“, sagte van Gaal, der zudem dessen Machtstellung bei Bayern kritisierte. Van Gaal schätzt zwar die Bedeutung von Ex-Manager Hoeneß für den FC Bayern („Es war nicht Beckenbauer, Breitner oder jemand anderes, der den Klub so groß gemacht hat. Das war allein das Werk von Uli Hoeneß“), aber trotzdem sei er der Meinung, „dass es keineswegs eine gute Sache ist, wenn die Macht bei so einem großen Klub wie dem FC Bayern nur bei einer Person liegt. Für mich und meine Arbeit war Uli Hoeneß also nicht gut“.

Ein Chef-Trainer müsse mit seinem Stab die Spieler beurteilen, weil er sie täglich in der Kabine und auf dem Platz sehe. Van Gaal: „Der Präsident kann das nicht, weiß auch nicht, was in der Mannschaft wirklich passiert. Darum sollte er sich nicht einmischen.“

Der Coach kritisiert auch das Bayern-Team: „Ich hätte schon erwartet, dass meine Spieler mich mehr unterstützen.“ Allerdings habe der FC Bayern eine Struktur, „in der der Präsident vom Vorstand bis runter zum Trainer alles beeinflussen kann“. Franz Beckenbauer habe das nicht gemacht, Uli Hoeneß dagegen sehr: „Er hat viel Macht und benutzt diese auch. Auch der Vorstand kann auf Dauer nicht gegen seine Meinung arbeiten. Karl-Heinz Rummenigge (Bayern-Vorstandsvorsitzender, d.Red.) hat sehr lange für mich gestritten. Dafür möchte ich mich bei Herrn Rummenigge noch mal ausdrücklich bedanken.“

Leise Kritik ließ van Gaal an Bundestrainer Joachim Löw und dessen Aufstellung im mit 1:2 verlorenen EM-Halbfinale gegen Italien anklingen: „Die Entscheidungen, die Jogi mit seinen Spielern beim Italien-Spiel getroffen hat, waren nicht gut für die Mannschaft. Damit bin ich aus taktischer Sicht nicht einverstanden. Allerdings kann ich von außen nicht sagen, was sich innerhalb des Teams abgespielt hat.“ Am 14. November trifft der Bondscoach mit Oranje in Amsterdam auf den Erzrivalen aus Deutschland.