Weil das Spiel des Welt-und Europameisters zum Verlustgeschäft würde, hat sich kein Sender die Rechte der Partie in Weißrussland gesichert.

Frankfurt/Madrid. Der Stolz des Landes spielt - und ganz Spanien droht ausgerechnet am Nationalfeiertag „Dia de la Hispanidad“ in die Röhre zu schauen. Wenn der Welt- und Europameister am Freitagabend im WM-Qualifikationsspiel in Minsk gegen Weißrussland antritt, dann werden aller Voraussicht nach die iberischen Fans erstmals seit knapp 30 Jahren auf Live-Bilder von einem Spiel ihres Nationalteams verzichten müssen. Ein Szenario, das im fußballverrückten und von der Finanzkrise gebeutelten Spanien bis dato unvorstellbar schien.

Doch bis Donnerstagmittag hatte sich nach Wochen zwischen Hoffen und Bangen noch immer kein heimischer TV-Sender die Übertragungsrechte für die Partie gesichert. Sogar die spanische Regierung hat sich nach Informationen mehrerer Medien eingeschaltet, um den „worst case“ doch noch zu verhindern. Als Krisenmanager fungiert der Generalsekretär des spanischen Fußball-Verbandes, Jorge Perez. „Die Übertragung hängt in der Luft. Noch kein TV“, titelte die Sporttageszeitung AS am Donnerstag.

Die Ausstrahlung der Länderspiele ist in Spanien „von allgemeinem Interesse“ und eigentlich gesetzlich garantiert. Es wäre das erste Mal seit 1983, dass die Anhänger keine Live-Bilder einer Begegnung von „La Furia Roja“ (rote Furie) zu sehen bekommen. Damals am 15. Mai war die Übertragung der Begegnung der EM-Qualifikation zwischen Malta und Spanien (2:3) allerdings wegen eines technischen Defekts an einer Leitung unmittelbar vor dem Anpfiff ins Wasser gefallen.

Angesichts des entstandenen Zeitdrucks soll der Vermarkter Sportfive seine Forderungen für die Rechte des Auftritts von Iker Casillas und Co. in Minsk inzwischen sogar von 1,5 auf 1,1 Millionen Euro reduziert haben.

Der öffentlich-rechtliche Sender TVE, der am Dienstag das Heimspiel gegen Frankreich in Madrid direkt überträgt, ist inzwischen aus den Verhandlungen ausgestiegen. Hoffnungsträger ist nun das private Medienunternehmen Mediaset mit seinen Sendern Telecinco und Cuatro TV. Telecinco und TVE wechseln sich üblicherweise mit den Übertragungen der Länderspiele ab.

Offenbar konnte sich bislang aber keine Anstalt zum Erwerb der Rechte durchringen. Wohl auch deshalb, weil die für spanische Verhältnisse frühe Anstoßzeit von 20.00 Uhr für geringere Einschaltquoten am Feiertag sorgen könnte. Laut AS würden die Werbeeinnahmen bei maximal 700.000 Euro liegen - die Hälfte des üblichen Betrags. „Die Sender sehen es nicht als rentabel an“, schrieb Marca.

Sollte der GAU wirklich eintreten, wäre es ein weiterer Beweis dafür, dass die Finanzkrise auch immer größeren Einfluss auf den Fußball nimmt. Die Klubs der Primera Division sollen mit insgesamt 3,5 Milliarden Euro in der Kreide stehen. Die spanische Regierung hatte vor ein paar Monaten auf Anfrage im Parlament eingeräumt, dass die Vereine der ersten drei spanischen Fußball-Ligen allein dem Finanzamt insgesamt 752 Millionen Euro schulden. Davon entfallen rund 490 Millionen Euro auf die 20 Erstligisten. Allein in den vergangenen vier Jahren hätten sich 150 Millionen Euro an Steuerschulden angehäuft.

Sportlich will sich der Weltmeister (bisher ein Spiel, ein Sieg) in Minsk aber weiter schadlos halten. Und dafür soll auch Bayern Münchens 40-Millionen-Mann Javi Martinez sorgen, der als Mahner auftreten wird. Der Innenverteidiger hat seine Schlüsse aus der überraschenden 1:3-Niederlage des Rekordmeisters in der Champions League bei BATE Borissow gezogen. „Weißrussland hat viele Spieler von BATE im Kader, sie werden ähnlich robust auftreten. Sie lauern auf Konter und machen in der Defensive nicht viele Fehler“, sagte Martinez.

Vize-Weltmeister Niederlande ist gegen Andorra in Rotterdam haushoher Favorit. Rafael van der Vaart vom Hamburger SV wird trotzdem wohl etwas übellaunig sein. Entgegen der allgemeinen Erwartungen berief Bondscoach Louis van Gaal den erst 22-jährigen Kevin Strootman (PSV Eindhoven) zum Kapitän für die Duelle mit Andorra und vier Tage später in Bukarest gegen Rumänien - und nicht den sieben Jahre älteren van der Vaart.

Vor einer Mammutaufgabe steht Serien-Verlierer San Marino im Spiel beim Goliath aus England. Im Wembley-Stadion könnte der Zwergenstaat die 49. oder 50. Niederlage in Serie unter Trainer Giampaolo Mazza kassieren. Über die korrekte Zahl streiten sich die Statistiker. Mazza will es wohl gar nicht so genau wissen.