Galopp: Noch zwei Tage bis zum BMW 137. Deutschen Derby in Hamburg. Was Samum im Jahr 2000 vormachte, soll auch Schiaparelli für den Hamburger Stall Blankenese schaffen.

Hamburg. Franz-Günther von Gaertner (78) steht auf der Rennbahn in Horn im Champagnerzelt und schaut hinüber auf das Geläuf. "Hier ist es passiert", sagt der Ehrenpräsident des Hamburger Renn-Clubs, "hier hat Samum mich glücklich gemacht."

Sechs Jahre ist es her, daß der damals drei Jahre alte Hengst aus dem Stall Blankenese (Besitzer: von Gaertner) vor 50 000 begeisterten Zuschauern im BMW 131. Deutschen Derby auf der Zielgeraden "explodierte" und mit phänomenalem Speed mit Andrasch Starke im Sattel der gewiß nicht schlechten Konkurrenz die Hufe zeigte. "Am 3. Juli 2000 hat sich für mich ein Lebenstraum erfüllt", sagt Hamburgs langjähriger Derbychef.

Franz-Günther von Gaertner hätte nicht gedacht, daß er innerhalb weniger Jahre noch einmal ein Rennpferd besitzen würde, das die Klasse hat, das Rennen des Jahres zu gewinnen. Doch jetzt ist der Fall eingetreten: Top-Favorit am Sonntag ist Schiaparelli, der kleine Bruder von Samum.

Schiaparelli kam im Gestüt Karlshof von Bruno Faust bei Frankfurt/Main zur Welt. Hier steht sein Bruder Samum, der hier als Deckhengst eingesetzt wird (seine Nachkommen laufen demnächst ihre ersten Rennen), und hier hat auch seine Mutter Sacarina ihr Zuhause. 150 000 Euro hat Franz-Günther von Gaertner für Schiaparelli bezahlt. Es war Liebe auf den ersten Blick gewesen, als der Hamburger den Jährling das erste Mal sah. Nun hofft er, daß sich die enorme auch lohnt. Trainer Peter Schiergen ist davon überzeugt: "Schiaparelli steht vor einer großen Zukunft. Er ist ein Steher, und er kann sich weiter steigern."

Schon einmal hat von Gaertner einen Vollbruder Samums im Stall gehabt. Sein Name: Schaljapin. Große Hoffnungen setzten Trainer und Besitzer damals auf ihn, aber das Schicksal meinte es nicht gut mit dem hoffnungsvollen Galopper: Schaljapin litt an Atembeschwerden, er mußte in eine Tierklinik und wurde an der Luftröhre operiert. Während der Narkose fiel der Hengst vom Operationstisch. Schaljapin zog sich einen Bruch der Hüfte zu und mußte eingeschläfert werden. Ein großer Verlust für seinen Besitzer.

Der hofft nun, das Schiaparelli es richten wird. Die Buchmacher überall in Deutschland sehen das offensichtlich ebenso. Sie werden langsam nervös. Ihre Festkurse auf Schiaparelli purzelten in den vergangenen Tagen in den Keller. Die Fachzeitschrift "Sport-Welt" stuft den dreifachen Saisonsieger als Nummer zum Kurs von 40:10 ein. Das ähnelt dem Wettmarkt des Jahres 2000. Damals stand auch Samum bei 40:10, letztlich blieb er bei 35:10 stehen.

Wegen der Reiterfrage hat es bei Turfexperten einige Irritationen gegeben. Der amtierende Championjockey Filip Minarik hat Schiaparelli bei seinen Aufbaustarts geritten, kennt ihn und seinen Rechtsdrall gut. Im Derby muß er zusehen, wie sich Andrasch Starke auf Samum versucht. "Der wird das hinkriegen", meint Minarik, er scheint unter der Degradierung nicht übertrieben zu leiden. Als hätte er erwartet, daß in der Stunde der Wahrheit der Erfolgsjockey aus guten Zeiten vorgezogen würde.

Andrasch Starke, der gebürtige Hanstedter, ist seit einem Jahrzehnt der Lieblingsjockey des Hamburger Rennstallbesitzers. Zwischen beiden hat sich in den vergangenen Jahren so etwas wie ein Vater-Sohn-Verhältnis entwickelt. Jetzt gibt es nur noch ein Problem: Schiaparelli, bevorzugt eigentlich durchlässigeres Geläuf. Der Boden am Sonntag wird jedoch, weil Regen nicht zu erwarten ist, fest sein. Auch wenn die Bahn jede Nacht bewässert wurde und gestern auch tagsüber.

  • Höhepunkt des Freitag-Renntags (16.30 Uhr) ist der mit 50 000 Euro dotierte Fährhofer Stutenpreis. Favoriten: Aramina (A. Suborics), Litalia (F. Minarik).