Dass Fliegen ohne Triebwerke eine Kunst ist, wissen wir spätestens seit der spektakulären Notlandung des Airbus 320 in der vergangenen Woche auf dem Hudson River in New York. Sebastian Huhmann zollt dafür dem Piloten Chesley Sullenberger größten Respekt: “Eine Maschine sanft auf dem Wasser aufzusetzen, ohne dass sie zerbricht, gehört zu den Höchstschwierigkeiten.“

Hamburg. Der Hamburger kann die Leistung des Kollegen einschätzen. Der 31-Jährige ist Co-Pilot beim Lufthansa-Enkel Germanwings und einer der besten Segelflieger Deutschlands. Mit Arnold Tolle, er schaffte 803,3 Kilometer, und Joachim Suckfüll (1002 km) gewann Huhmann (854,7 km) 2008 die deutsche Mannschaftsmeisterschaft in der 18-Meter-Klasse (Spannweite). Der jeweils längste Flug im Laufe des Jahres kam in die Wertung. Die drei fliegen im Aero Club Boberg. Der ist mit 350 Mitgliedern derzeit der größte Segelflugverein der Welt.

Sich mit anderen im Wettbewerb zu messen, Wetterveränderungen anhand von Wind und Wolken vorherzusagen, Natur und Landschaften aus der Vogelperspektive beobachten zu können, das hat Sebastian Huhmann von Kindesbeinen an am Segelfliegen fasziniert. Er hatte ohnehin keine andere Chance. Vater Norbert nahm ihn schon als Säugling von der elterlichen Wohnung in Lohbrügge zum benachbarten Flugplatz in Boberg mit.

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Segelfliegen das bedeutet bei Wertungsflügen, meist Dreiecke, sechs bis acht Stunden lang höchste Konzentration in Höhen von bis zu maximal 2500 Meter. Durch Wolken darf nicht gesegelt werden. Körperliche Fitness gilt als Voraussetzung. "Wir müssen permanent Entscheidungen treffen. Wenn du dann wieder am Boden bist, bist du richtig platt", sagt Huhmann. Der ständige Kampf gegen die Schwerkraft, normalerweise sinken die rund 600 Kilo schweren Maschinen um 60 Zentimeter pro Sekunde, die Suche nach Aufwinden (Thermik) erschöpft. "Und du musst immer im Kopf haben, schaffst du es noch bis zum nächsten Landeplatz."

Das gelingt nicht immer. Jeder 20. Flug bei rund 2500 Flugstunden im Jahr endet auf einem Acker. Kritisch, so Huhmann, wurde es jedoch für ihn noch nie.

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