Wynton Rufer ist immer noch der größte Star unter Neuseelands Fußballern, die die vermeintlich leichteste Qualifikation zu absolvieren hatten.

Wellington. Der Star ist der TV-Experte. Als ganz Neuseeland eine rauschende Partynacht feierte, war Wynton Rufer gefragt wie nie zuvor. Der Fußballer des Jahrhunderts, ehemaliger Publikumsliebling von Werder Bremen und Besitzer einer Akademie für Fußball-Talente, gab Interviews im Minutentakt.

«Es ist unglaublich, das ganze Land ist im Fußball-Fieber», sagte Rufer. Als sich die All Whites zum zweiten Mal nach 1982 für die Endrunde einer WM qualifizierten, verdrängte König Fußball sogar den knallharten Nationalsport Rugby aus den Schlagzeilen, obwohl die legendären All Blacks am selben Abend das Mailänder Stadion San Siro füllten. «So etwas haben wir in Neuseeland noch nicht erlebt», sagte Rufer.

Schon vor dem entscheidenden Spiel gegen Bahrain (1:0) wurde Rufer gefeiert wie ein Popstar. Gemeinsam mit den Teamkollegen von 1982 lief er eine Ehrenrunde und heizte die Stimmung in Wellington so an, dass sein Sohn sich am nächsten Tag schämen musste. «Als ich dort auf dem Rasen war, wollte ich mich am liebsten gleich umziehen und mitspielen. Ich schnappte mir das Mikrophon, sang mit den Fans und stimmte La Ola an. Mein Sohn Joshua wurde am nächsten Tag in der Schule gefragt, ob ich vor dem Spiel besoffen war.»

Nach dem entscheidenden 1:0-Sieg, bei dem «jede Großmutter Trainer hätte spielen können» (Rufer), ging der Medienrummel erst richtig los: «Die ganzen Medien haben sich wie ein Tsunami auf uns gestürzt.» Rugby? Die All Blacks hatten keine Chance.

Als 17-Jähriger war Rufer 1982 bei der WM als Nachwuchsangreifer dabei. Es setzte deftige Niederlagen gegen Brasilien (0:4), Schottland (2:5) und die UdSSR (0:3) - und Ricki Herbert verteidigte. Für den heutigen Nationaltrainer schließt sich der Kreis. «Ich bin sprachlos. Es ist unglaublich. Wir sind zurück. Wir sind da. In Südafrika», sagte Herbert.

Ein wenig erscheint die WM-Teilnahme wie ein Geschenk des Himmels für diese Mannschaft, die ohne Stars und den martialischen Haka-Tanz, aber mit Leidenschaft und Herz Südafrika erobern will. Zu verdanken haben die «Kiwis» diese Chance dem Weltverband FIFA. Durch die Verschiebung Australiens in die Asien-Qualifikation musste sich Neuseeland in Ozeanien lediglich gegen Neukaledonien, Vanuatu und Fidschi durchsetzen, was wenig überzeugend gelang. Gegen Fidschi gab es sogar ein 0:2.

Im neuseeländischen Team stehen eine Handvoll einigermaßen talentierte Kicker, aber ein Ausnahmespieler ist nicht dabei. Rory Fallon, Torschütze gegen Bahrain, verdient sein Geld in der dritten englischen Liga. Torhüter Mark Paston spielt wie die meisten seiner Mannschaftskollegen beim einzigen neuseeländischen Profiklub Phoenix Wellington.

Zu einiger Prominenz hat es lediglich Ryan Nelsen gebracht, der es immerhin in die englische Premier League zu den Blackburn Rovers schaffte. An die Popularität des berühmtesten TV-Experten des Landes reicht er jedoch nicht annähernd heran.