Otto Rehhagel möchte mit seinem griechischen Team bei der WM in Südafrika für eine weitere Überraschung sorgen.

Frankfurt/Athen. Wenn „König Otto“ bis zur WM in Südafrika unter den elf Millionen Griechen noch ein paar Fußball-Zauberer findet, wird der Europameister von 2004 seine gefürchtete Mauertaktik zu den Akten legen. „Wir würden sehr schönen Fußball spielen, wenn wir Kaka, Messi und Xavi hätten“, sagte Trainer Otto Rehhagel. Da die Superstars aber keinen griechischen Pass besitzen, wird der deutsche Coach bei seiner ersten Weltmeisterschaft wieder auf ein Offensivspektakel verzichten.

„Wir haben in Griechenland die Spieler, die wir haben. Und mit deren Möglichkeiten müssen wir das Beste daraus machen“, erklärte der 71-Jährige, der die Hellenen trotz heftiger Kritik der Medien und der bereits geforderten Verabschiedung in den Ruhestand zum zweiten Mal nach 1994 zu einer WM-Endrunde geführt hat.

Die geglückte Qualifikation in den Play-offs gegen die Ukraine nutzte Rehhagel, der die Griechen seit 2001 betreut und dessen Vertrag nach der WM ausläuft, zur Abrechnung mit seinen Kritikern. „Die Leute haben schon eine Menge Blödsinn über mich erzählt. Wer sagt, dass wir immer nur mit einer Spitze gespielt haben, hat es einfach nicht verstanden“, sagte der frühere Meistertrainer von Werder Bremen und des 1. FC Kaiserslautern, der ausgerechnet nach seinem 100. Spiel als griechischer Coach die erfolgreiche Qualifikation feierte.

„Ich bin kein kleiner Junge mehr. Ich freue mich natürlich darüber, dass wir bei der WM dabei sind. Aber ich freue mich mehr für unseren Vorstand und für alle Leute, die uns vertraut haben. Und ich freue mich für die Spieler - auf sie bin ich stolz“, sagte Rehhagel, der mit seinem Team nach dem sensationellen EM-Triumph 2004 in der WM-Qualifikation 2006 scheiterte und bei der EM 2008 nach der Vorrunde abreisen musste.

Der Coach weiß selbst, dass sein Verbleib in seinem Job nach diesen schwachen Ergebnissen ähnlich hoch wie die geglückte Qualifikation zu bewerten ist. „Ich bin jetzt achteinhalb Jahre hier, allein das ist ein Wunder“, sagte Rehhagel, der trotz der Rückschläge seinem Credo „modern spielt, wer gewinnt“ treu geblieben ist.

Treu zu Rehhagel stand in den vergangenen Jahren auch der griechische Verbands-Präsident Sofoklis Pilavios. Nur seinem Vertrauen hat es der gebürtige Essener zu verdanken, dass er aus der Nationalmannschaft eine verschworene Gemeinschaft machen konnte und nicht vorzeitig gehen musste. Das Vertrauen des Verbandschefs zahlte sich aus. „Wir werden mit Otto Rehhagel zur WM fahren. Die Familie bleibt so zusammen, wie sie immer war“, sagte Pilavios, dessen Verband eine Prämie in Höhe von knapp vier Millionen Euro für die geglückte Qualifikation an die Mannschaft ausschüttete.