Eine gemeinsame Zukunft des Hamburger Profiboxstalls Universum und WBA-Mittelgewichts-Weltmeister Felix Sturm ist ausgeschlossen.

Hamburg. Dies betonte der 30 Jahre alte Leverkusener, der seit Januar 2001 in 36 Kämpfen für Universum in den Ring gestiegen war, im Gespräch mit dem Abendblatt, nachdem er gestern in der "Bild"-Zeitung erstmals öffentlich zu seiner am 4. August ausgesprochenen fristlosen Kündigung Stellung genommen hatte. "Wenn ich vor Gericht kein Recht bekomme, werde ich meine Karriere beenden", bekräftigte Sturm. "Ich bin ein konsequenter Mensch und werde mich von Universum nicht mehr ausnutzen lassen. Es wird keinen Kampf mehr für Universum geben."

Darum geht es: Sturm fühlt sich von Universum persönlich zu wenig wertgeschätzt und nicht ausreichend vermarktet. Das Vertrauensverhältnis sei nach "schönen und erfolgreichen Jahren" zerrüttet. "Es gibt keine Basis mehr, wir denken in verschiedene Richtungen", so Sturm. Nach Vorbild der Klitschko-Brüder, die sich im Frühjahr 2004 von Universum lossagten und seitdem in Eigenregie vermarkten, will sich der Sohn bosnischer Einwanderer mit der "Plus One Promotion", die er mit Ehefrau Jasmin und Berater Roland Bebak gegründet hat, selbstständig machen. Die rechtliche Grundlage, den Vertrag mit Universum zu kündigen, sehen Sturms Rechtsanwälte Lukke Mörschner und Sebastian Cording als gegeben. Die einseitige Option auf dreijährige Verlängerung des Mitte November auslaufenden Vertrags, die Universum besitzt und für deren schriftliche Anerkennung Sturm nach Abendblatt-Informationen eine Bonuszahlung erhalten haben soll, sei sittenwidrig und deshalb unwirksam. In den kommenden Tagen soll eine Feststellungsklage eingereicht werden.

Universum-Anwalt Björn Ziegler wollte ebenso wie Universum-Chef Klaus-Peter Kohl Sturms Aussagen kommentieren. Die demonstrative Gelassenheit, die beide an den Tag legen, basiert auf der Tatsache, dass bislang zur Wirksamkeit von Optionsverträgen kein Grundsatzurteil vorliegt, das Sturms Ansinnen stützen würde. Im Gegenteil: Im März 2007 war Juniorbantamgewichts-Weltmeisterin Alesia Graf vor dem Landgericht Stuttgart mit ihrem Ansinnen, zum Arena-Stall zu wechseln, gescheitert, da Universum eine Option auf Weiterbeschäftigung besaß.

Fakt ist: Sturm und seine Partner sind bereit, ein solches Grundsatzurteil durchzufechten. Sollten sie damit Erfolg haben, dürften auch andere Promoter Probleme bekommen, da Optionsverträge im Berufsboxen Usus sind. Der Boxer selbst hat erst einmal Zeit, abzuwarten. In fünf Wochen erwartet Ehefrau Jasmin das erste gemeinsame Kind, Sturm will dann ein paar Monate "Elternzeit" nehmen. "Es gibt Wichtigeres auf der Welt als Boxen", sagt er, "ich habe viele Pläne". Universum ist kein Teil mehr davon.