Tennis-Profi Mischa Zverev aus Hamburg verlor bisher alle seine Spiele am Hamburger Rothenbaum. Auch gegen Simon Greul unterlag er.

Hamburg. Mit dem Heimvorteil ist das so eine Sache. Mischa Zverev hoffte, als einziger Hamburger im Feld der International German Open Großes zu erreichen, vielleicht sogar Nachfolger von Turnierdirektor und Lokalmatador Michael Stich zu werden, der 1993 als letzter Deutscher am Rothenbaum gewann. Zverev baute auf die Unterstützung der Fans, seiner Freunde, das schöne Gefühl, sich einmal nicht im Hotel, sondern zu Hause in Lemsahl auf die Spiele vorbereiten zu können. Gebracht hat das alles herzlich wenig. Im Gegenteil: Aus dem vermeintlichen Vorteil droht ein Fluch zu werden.

Der 21-Jährige bleibt vor heimischem Publikum nämlich weiter ohne Sieg. Und das, obwohl sein Match gestern gegen den Stuttgarter Simon Greul zunächst zu einem Sparziergang in die nächste Runde zu werden schien. 6:0 gewann Zverev den ersten Satz, vergab dann allerdings weitere Breakmöglichkeiten zu Beginn des zweiten Durchgangs. "Ich habe meine Chancen nicht genutzt", sagte der an Nummer 47 der Welt geführte Linkshänder, "war ein bisschen passiv, konnte die Ballwechsel nicht mehr kontrollieren." Das übernahm fortan Greul, der die finalen Sätze mit 7:5 und 6:1 für sich entschied und so ins Achtelfinale einzog.

Der 28 Jahre alte Weltranglisten-76. gehört damit wie Philipp Kohlschreiber (trifft heute auf Pablo Cuevas aus Uruguay) und Daniel Brands, der am späten Dienstagabend überraschend den an Nummer eins gesetzten Franzosen Gilles Simon bezwungen hatte und nun gegen dessen Landsmann Paul-Henri Mathieu spielen darf, zum Kreis der drei verbliebenen deutschen Hoffnungsträger. Andreas Beck, Florian Mayer und Philipp Petzschner mussten dagegen gestern wie Zverev das Racket in die Ecke stellen.

Statt selbst gegen Greuls nächsten Gegner Ivan Navarro aus Spanien anzutreten, wird sich der Hamburger heute unter die Zuschauer mischen. 7800 waren gestern auf der Anlage. Während des Matches des "Local Heros" verhielten sie sich allerdings so hanseatisch zurückhaltend, dass dies auch nicht gerade den Heimvorteil vergrößerte. Zverev wollte sich darüber indes nicht beschweren, er habe das Drumherum gar nicht wahrgenommen, erklärte der 1,90-Meter-Mann. Was ob der im Vergleich zum Vortag äußerst mauen Atmosphäre auch nicht weiter verwunderte.

Er wäre jedenfalls sehr gerne auch noch in den kommenden Tagen an der Hallerstraße angetreten, meinte Zverev, der, bevor es Anfang kommender Woche mit dem Turnier im kroatischen Umag weitergeht, sich stattdessen nun eine Pause gönnen will. "Jetzt habe ich endlich einmal ein paar Tage Zeit, in denen ich machen kann, was ich möchte", sagte der gebürtige Moskauer. "Mal schauen, wie ich die gestalten kann." Ob er seine Freizeit vor Ort in Hamburg oder für einen Kurztrip nutze, wolle er spontan entscheiden. Zumindest diesbezüglich hat Mischa Zverev jetzt einen Heimvorteil.