Petzschner, Greul und Brands lassen sich vom Centre-Court beflügeln, Phau und Krawietz scheiden aus.

Hamburg. Christin (22) und Kai (20) Heinricy spielen seit vielen Jahren Tennis im Verein. Es wäre also übertrieben, die Studenten als Laien im Umgang mit dem Filzballsport zu bezeichnen. Die Namen Björn Phau, Daniel Brands, Philipp Petzschner, Simon Greul, Andreas Beck und Kevin Krawietz hatten die beiden Hamburger jedoch, bevor sie gestern als zwei der lediglich 3500 Besucher die Eingangstore am Rothenbaum passierten, nie gehört. "Die Namen sagen uns gar nichts, aber wir haben uns auch nicht auf dieses Turnier vorbereitet", sagten sie entschuldigend.

Vielen Fans dürfte es am Auftakttag der International German Open beim Blick auf den Spielplan ähnlich ergangen sein. Die Namen der deutschen Profis, die - bis auf den erst 17 Jahre alten Krawietz, der dem Tschechen Jan Hernych nach couragiertem Kampf 0:6, 6:4, 3:6 unterlag - allesamt auf dem Centre-Court aufschlugen, sorgten größtenteils für ahnungsloses Kopfschütteln. Die dritte Garde, sie ist in der einstigen Tennis-Nation Deutschland nahezu unbekannt.

Immerhin schafften es die Spieler mehrheitlich, einen über den Tag hinaus bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Der Bayreuther Petzschner (25), immerhin Nummer 49 der Weltrangliste, setzte sich gegen den Franzosen Florent Serra mit 7:6 (7:3) und 6:2 durch und fordert nun morgen den in Hamburg an Nummer zwei gesetzten Russen Nikolai Dawidenko heraus. "Ich freue mich sehr auf diese Herausforderung, denn Turniere in Deutschland sind immer die beste Möglichkeit, sich den Fans zu präsentieren", sagte er.

Noch härter kommt es für Brands. Der 22-Jährige aus dem bayerischen Deggendorf rang den Rumänen Victor Crivoi mit 4:6, 6:4 und 6:1 nieder und darf sich heute im vierten Match auf dem Centre-Court mit dem topgesetzten Franzosen Gilles Simon, Nummer sieben der Weltrangliste, messen. "Ich habe noch nie gegen einen Top-Ten-Spieler gespielt. Ich werde einfach rausgehen und versuchen, mein Spiel zu spielen und zu genießen", sagte Brands.

Der Weltranglisten-120. traut sich durchaus zu, mit dem Erreichen des Viertelfinales sein persönliches Jahresziel, den Sprung unter die besten 100, zu schaffen. "Das Potenzial dazu habe ich", sagt er. Als erster Deutscher auf dem Centre-Court in die zweite Runde einzuziehen sei eine besondere Motivation gewesen. "Dadurch, dass Hamburg seinen Mastersstatus verloren hat, haben wir Deutschen eine größere Chance, uns zu zeigen. Die will ich unbedingt nutzen", sagt er.

Diese Chance hat Phau vertan. Der 29 Jahre alte Darmstädter, Nummer 60 der Welt, unterlag dem Qualifikanten Pablo Cuevas aus Uruguay mit 6:7 (0:7), 4:6. Dafür sicherte sich der Stuttgarter Greul (28), Nummer 76 der Welt, durch ein 2:6, 6:3, 6:3 gegen den Serben Janko Tipsarevic seinen Platz in Runde zwei, wo es morgen zum deutsch-deutschen Duell mit dem Hamburger Mischa Zverev kommt. Nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe kämpfte Daviscup-Spieler Beck (23, Ravensburg), Nummer 52 der Welt, noch gegen den Spanier Oscar Hernandez ums Weiterkommen.

Heute dürften die ratlosen Zuschauerblicke seltener werden. Mit Rainer Schüttler, im deutschen Erstrundenduell mit Florian Mayer aktiv, und Philipp Kohlschreiber, der gegen den Italiener Potito Starace antreten muss, steigen die durch Daviscup und Grand-Slam-Turniere bekannten Asse ins Turnier ein. Der gestern bisweilen trostlosen Atmosphäre kann das nur zuträglich sein.