Die Krönung seiner Rückkehr am Rothenbaum blieb Tommy Haas knapp verwehrt: Er unterlag im Endspiel dem Argentinier Juan Monaco.

Hamburg. Nach einer tollen Tennis-Woche ist Tommy Haas die Krönung seines Heimspiels in Hamburg verwehrt geblieben. Trotz einer couragierten Leistung unterlag der 34-Jährige am Sonntag im Finale dem Argentinier Juan Monaco mit 5:7, 4:6 – es war das bittere Ende des einwöchigen Haas-Hypes in der Hansestadt. Damit verpasste es der gebürtige Hamburger, sich als erster deutscher Tennisprofi seit Michael Stichs Coup 1993 in die illustre Siegerliste der Traditionsveranstaltung einzutragen.

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Doch auch ohne den Titel hatte Turnierdirektor Stich nur Lob für den Comeback-Künstler parat. „Die Story von Tommy ist natürlich besonders. Das macht es ganz, ganz toll“, so Stichs Turnierfazit schon vor dem Finale.

Dass Haas 15 Jahre nach seinem Rothenbaum-Debüt überhaupt das Endspiel erreicht hatte, war für ihn „einer der schönsten Momente meiner Karriere“. Einen Tag nach dem 7:6 (9:7), 6:0 im Halbfinale über den Kroaten Marin Cilic, bei dem er fünf Satzbälle abgewehrt hatte, blieb Haas dann aber eine emotionale Steigerung verwehrt. Vor rund 7000 Zuschauern auf dem Centre Court agierte Monaco im Finale einfach zu konstant, um Haas’ Spiel zur Entfaltung kommen zu lassen.

Selbst eine frühe 4:1-Führung und die lautstarke Unterstützung des Publikums halfen Haas nichts. Zwar streute der selbsternannte Außenseiter anfangs erfolgreiche Stopps mit der Rückhand ein, doch Monacos Rhythmus konnte er damit nicht stören. Der Argentinier spulte einfach stoisch sein Programm ab, um nach exakt einer Stunde den ersten Durchgang für sich zu entscheiden.

Im fünften Vergleich mit Monaco, der zuvor den Spanier Nicolas Almagro ausgeschaltet hatte, ließ Haas auch im zweiten Satz zu viele Chancen liegen. Wieder gelang ihm ein frühes Break zum 2:0, wieder glich Monaco schnell aus – und Haas schleuderte vor lauter Frust seinen Schläger zu Boden. Mit dem Break zum 5:4 sorgte Monaco dann für die Vorentscheidung, so dass ihm Haas nach zwei Stunden zum Sieg gratulieren musste. Monaco sank anschließend von den Gefühlen überwältigt zu Boden, ehe ihm Glückstränen übers Gesicht kullerten.

Dank der zweiten Final-Teilnahme in diesem Jahr wird Haas voraussichtlich unter die Top 35 der Tennis-Welt klettern. Zudem darf sich Haas, der in dieser Saison beim Rasenturnier in Halle triumphiert hatte, mit einem Preisgeld von 97 635 Euro trösten.

Beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) wird man Haas’ Formhoch wohl mit gemischten Gefühlen verfolgen. Der Verband hatte dem Routinier eine mögliche Wildcard für die Olympischen Spiele in London verwehrt – und ist nun um einen potenziellen Medaillenkandidaten ärmer. Eine Entscheidung, die Haas als „bodenlose Frechheit“ bezeichnet hatte. Rückendeckung erhielt er dabei von Stich, der die Nominierungskriterien des DOSB ebenfalls kritisierte.

Stichs Rothenbaum-Fazit fiel hingegen positiv aus. „Sportlich hätte es fast nicht besser laufen können“, sagte Stich. Mit fünf Top-20-Spielern sei die Veranstaltung „eines der stärksten 500er-Turniere auf der ATP-Tour“. Zugleich machte der frühere Wimbledon-Champion deutlich, dass er gerne wieder Superstars wie Roger Federer an die Elbe locken würde: „Es muss für die Zukunft das Ziel sein, mehr Top-Ten-Spieler an den Start zu bringen.“ (dpa)