Daviscup-Teamchef Patrik Kühnen analysiert die Stärken und Schwächen der acht deutschen Spieler beim Turnier am Rothenbaum.

Hamburg. Wenn heute (12 Uhr, Hamburg 1 live ab 14 Uhr) beim Herrentennisturnier am Rothenbaum die Spiele des Hauptfelds beginnen, dann wird Patrik Kühnen genau hinschauen. Vom 14. bis 16. September findet an gleicher Stelle das Relegationsspiel um den Verbleib in der Daviscup-Weltgruppe gegen Australien statt, und der Teamchef hat seine Aufstellung noch nicht endgültig im Kopf. "Jeder hat die Chance, in dieser Woche auf sich aufmerksam zu machen", sagt Kühnen. Für das Abendblatt analysiert der 46-Jährige die acht Profis, die in diesem Jahr darum kämpfen, als Nachfolger von Turnierdirektor Michael Stich erster deutscher Sieger in Hamburg seit 1993 zu werden.

Philipp Kohlschreiber (Augsburg/28 Jahre/Weltranglistenposition 21): Philipp spielt bislang die konstanteste Saison seiner Karriere, hat mit dem Turniersieg in München, dem Halbfinaleinzug in Halle/Westfalen und dem Viertelfinaleinzug in Wimbledon starke Akzente gesetzt. Ihm hat es gutgetan, dass er mit internationalen Trainern über den Tellerrand geblickt hat. Dadurch hat er gemerkt, was er wirklich braucht, um Erfolg zu haben, seine Rückkehr an den Bundesstützpunkt Oberhaching war der richtige Schritt. Mit seinem dynamischen Grundlinienspiel und der starken Rückhand kann er jedem gefährlich werden, zudem spielt er auch aggressiver als früher.

Florian Mayer (Bayreuth/28/22): Seine Saison ist bislang nicht optimal verlaufen, das Viertelfinale in Wimbledon hat ihm Auftrieb gegeben. Durch seine zuletzt starken Auftritte in Hamburg - 2010 Halbfinale, 2011 Viertelfinale - kommt er mit viel Selbstvertrauen. Er hat sich in seinem Spiel stabilisiert, gehört schon sehr lange zu den Top 30. Er hat ein sehr variables Spiel mit vielen Überraschungsmomenten, dazu einen sehr sicheren ersten Aufschlag. Damit kann er jeden Gegner besiegen.

Tommy Haas (Hamburg/34/52): Er hat uns in den vergangenen Monaten mit seinem Comeback alle begeistert und mit seinem Turniersieg in Halle gegen Roger Federer ein Zeichen gesetzt. Tommy wird in seiner Geburtsstadt sehr motiviert sein. Ich weiß, dass er nicht ans Aufhören denkt, sondern nur daran, wie er in der Rangliste weiter nach oben kommt. Über sein Spiel muss ich nicht viel sagen, er beherrscht alles. Das einzige Fragezeichen ist sein Körper, der ihm in den vergangenen Jahren viele Probleme bereitet hat. Umso bewusster genießt er es, wieder erfolgreich spielen zu können.

Björn Phau (Darmstadt/32/81): Björn hat sich durch starke Leistungen bei den Challenger-Turnieren in die Top 100 gespielt, er kommt mit dem Schwung des Viertelfinaleinzugs in Stuttgart. Er hat enorm schnelle Beine, ein solides Grundlinienspiel, viel Erfahrung, und zum Auftakt gegen Kohlschreiber nichts zu verlieren.

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Cedrik-Marcel Stebe (Vaihingen/21/82): Er ist ein Kämpfer, der im vergangenen Jahr in Hamburg mit Siegen gegen Ferrero und Dawidenko auf sich aufmerksam machen konnte. Cedrik ist sehr laufstark, spielt druckvoll von der Grundlinie. Vor allem ist er enorm fleißig und diszipliniert, verfolgt seine Ziele sehr beharrlich.

Tobias Kamke (Hamburg/26/96): Tobi zeigt rechtzeitig zu seinem Lieblingsturnier ansteigende Form, hat jedoch mit dem Topgesetzten Nicolas Almagro den härtesten Erstrundengegner, der im Lostopf war. Er hat eine gute Beinarbeit und holt immer alles aus sich heraus. Ihm fehlt etwas Konstanz, um weiter nach vorne zu kommen. Dennoch traue ich ihm die Top 50 zu. Die Anlagen dazu hat er.

Matthias Bachinger (München/25/108): Für ihn gilt wie für Kamke, dass etwas Konstanz fehlt. Er ist ein aggressiver Spieler mit starkem Aufschlag und guter Vorhand, der gern ans Netz geht.

Julian Reister (Hamburg/26/538): Julian war leider sehr oft verletzt. Am Rothenbaum war er 2010 und 2011 im Achtelfinale, jetzt hat er sich nach einem Jahr Pause zurückgekämpft und ist hoch motiviert. Er kann ein Spiel gut lesen, ist variabel und löst seine Aufgaben spielerisch. Er braucht Spielpraxis.