Felix Sturm und Martin Murray trennen sich nach einem Kampf über zwölf Runden unentschieden. Sturm bleibt damit aber Weltmeister.

Mannheim. Als die zwölf intensiven Runden vorüber waren und Felix Sturm sich in seiner Ecke auf die Schultern eines Betreuers heben ließ, da war ihm die Erleichterung im verschwitzten Gesicht abzulesen. Der 32 Jahre alte WBA-Superchampion im Mittelgewicht hatte gegen seinen britischen Herausforderer Martin Murray, 29, am späten Freitagabend ein hartes Stück Arbeit verrichten müssen, um seinen Titel zu behalten. Das Unentschieden (116:112, 113:115, 114:114), das die drei Punktrichter errechnet hatten, bedeutete, dass Sturm sich weiterhin Superchampion nennen darf. Das Urteil überraschte allerdings, Sturm hatte den Kampf vor allem in den ersten zwei Dritteln dominiert. "Mit so einem Unentschieden ist keiner glücklich. Ich denke, ich habe die klareren Treffer gesetzt“, sagte er.

Sturm hatte sich gegen den tapferen Engländer, der von rund 1000 enthusiastischen Landsleuten unter den 10.000 Fans in der Mannheimer SAP-Arena angetrieben wurde, anfangs an die Marschrichtung seines Trainers Fritz Sdunek gehalten. Der Kölner dominierte das Tempo des Duells, ohne sich zu häufig zum offenen Schlagabtausch zu stellen. Mit seiner Führhand traf er klarer als Murray, der allerdings die höhere Schlagfrequenz aufwies. In den späten Runden verfiel Sturm phasenweise in alte Fehler, als Murray alles auf eine Karte setzte und mit dem Mut der Verzweiflung attackierte. Dennoch lag er aus Abendblatt-Sicht am Ende mit 116:112 in Führung.

Ein weiterer interessanter Kampfabend wartet am heutigen Sonnabend (22.35 Uhr/ARD live) in Finnlands Hauptstadt Helsinki auf die Boxfans, wenn das Berliner Sauerland-Team seine beiden Schwergewichtler in den Ring schickt, die in 2012 Dreifach-Weltmeister Wladimir Klitschko angreifen sollen. Der Russe Alexander Povetkin, 32, wird beim Weltverband WBA als Weltmeister geführt, da Klitschko dort den Status "Superchampion“ trägt. Povetkin verteidigt seinen Titel gegen den US-Amerikaner Cedric Boswell.

Noch interessanter ist Robert Helenius, der in Helsinki ein Heimspiel hat und von mehr als 12000 Landsleuten in der ausverkauften Hartwall-Arena unterstützt werden wird. Der 27-Jährige trifft im Kampf um den vakanten Europameisterschafts-Titel auf den Briten Dereck Chisora. Ein Duell mit Klitschko kommt für den Sieger des Kampfes wohl frühestens im Herbst 2012 infrage, da zunächst innerhalb von 120 Tagen eine Pflichtverteidigung des EM-Titels ansteht. Gegner ist Alexander Dimitrenko vom Hamburger Universum-Stall, der den Titel wegen einer Ellbogenverletzung niederlegen musste.

Wladimir Klitschko will seine Titel von WBA, WBO und IBF am kommenden Sonnabend in Düsseldorf gegen den Franzosen Jean-Marc Mormeck verteidigen. Dieser Kampf ist jedoch gefährdet, nachdem der 35 Jahre alte Ukrainer am Freitag wegen einer Nierenkolik sein Trainingslager in Tirol abbrechen und in ein Innsbrucker Krankenhaus geflogen werden musste. "Wenn der Stein über das Wochenende abgeht, planen wir normal weiter“, sagte Klitschko-Manager Bernd Bönte. Eine Entscheidung soll am Sonntag fallen. (bj)