Profiboxer Zsolt Erdei kehrte für die Vorbereitung auf seine letzte WM-Attacke nach Hamburg zurück

Hamburg. Die Freude war groß, als Zsolt Erdei Anfang Mai in der Verbandshalle am Braamkamp zum Training erschien. Alte Weggefährten wie Trainer Magomed Schaburow oder Cruisergewichtler Alexander Alekseev, mittlerweile beim Profistall EC Boxpromotion unter Vertrag, umarmten den Ungarn, es wurde viel gelacht und geredet, schließlich hatte man sich lange nicht gesehen. Ende Juni 2010 war der Vertrag des ehemaligen Halbschwergewichts-Weltmeisters beim Hamburger Universum-Stall ausgelaufen.

"Ich hatte eine tolle Zeit bei Universum, aber leider war ich in den letzten beiden Jahren nicht mehr so motiviert, weil ich nicht die Kämpfe bekam, die mich motiviert hätten", sagt er. Nach einer langen Zeit des Grübelns, in der das Karriereende mehrfach die einzige Option zu sein schien, entschloss sich der 37-Jährige, seinen großen Traum zu verwirklichen. "Ich wollte immer in den USA boxen und beweisen, dass ich als kleiner Ungar es auch dort schaffen kann", sagt er.

Mithilfe des ehemaligen Universum-Pressechefs Christof Hawerkamp knüpfte Erdei den Kontakt zu US-Promoter Lou di Bella, mit dem er ein Engagement bis Juni 2012 verabredete, das zunächst drei Kämpfe umfassen soll. Den ersten gewann er im November 2010 in Atlantic City gegen Samson Onyango, den zweiten bestreitet er nun an selber Stelle, in der Boardwalk Hall, am 4. Juni gegen Exweltmeister Byron Mitchell. Wenn Erdei siegt, soll er im dritten Kampf wieder um die WM kämpfen. "Das ist mein Ziel, denn ich gehöre zu den Besten und will mir und allen Boxfans das beweisen", sagt er. Um sein Comeback so gut wie möglich gestalten zu können, fragte Erdei bei seinem früheren Universum-Coach Fritz Sdunek an. "Ich hätte es auch ohne Fritz gewagt. Aber da Fritz der beste Trainer ist, bin ich sehr froh, dass er wieder mit mir arbeitet."

Die Rückkehr nach Hamburg hatten Hawerkamp und Sdunek organisiert, um dem Trainer nicht zu viel Reisestress zumuten zu müssen. Erdei absolvierte sein Sparring in der Verbandshalle, zum Athletiktraining mit dem neuen Coach Zoltan Klink ging es ins Billtalstadion in Bergedorf, wo Erdei im Hotel "Bergedorfer Höhe" wohnte. Nun ist er in Philadelphia, wo Sparring und Feinschliff auf dem Programm stehen. "Das Einzige, was mir fehlt, ist meine Familie", sagt Zsolt Erdei. Ehefrau Arabella und Sohn Viktor sind in Fot nahe Budapest geblieben. Den Weg zu seinem letzten Gefecht muss er allein schaffen. "Ich bin ein einsamer Boxer", sagt er. Einsam, aber glücklich.