Bayern München gewinnt dank Robben beim Club. Jubel bei Freiburg und Augsburg. Wolfsburg schießt Hertha noch tiefer in den Keller.

Von A wie atemberaubend bis D wie durchhalten: Gäbe es auch im Fußballgeschäft Rating-Agenturen, sie könnten ihr Wertungssystem für den 28. Bundesliga-Spieltag einfach einmal umkehren. Dann wäre ein Dreifach-D die Höchstnote – und nicht, wie üblich, das „AAA“. Die drei D stünden dann für dramatisch, durchhalten – und Dortmund.

Beim spektakulären 4:4 hatten sich die Borussia und der VfB Stuttgart bereits am Freitagabend Bestnoten verdient. „Ein Mörderspiel“ kommentierte Dortmunds Trainer Jürgen Klopp die ständig wechselnden Führungen und wertete den Ausgleich der Gäste in der Nachspielzeit gar als Punktgewinn, obwohl die beiden fehlenden Zähler am Ende bitter zu Buche schlagen könnten. „Dafür lohnt es sich, Trainer zu sein“, schwärmte zurecht auch sein VfB-Pendant Bruno Labbadia in höchsten Tönen von einer Partie, deren Unterhaltungswert kaum zu überbieten war und an die sich die Fußballfans noch lange erinnern werden. Stuttgarts Tamas Hajnal war am Ende einfach nur froh, „ein richtig geiles Spiel“ erlebt zu haben.

Dass der FC Bayern München am Sonnabend mit einem 1:0 (0:0)-Sieg im 184. bayerischen Derby beim 1. FC Nürnberg den Rückstand auf Titelverteidiger und Tabellenführer Dortmund auf drei Punkte verkürzte, trägt sechs Spieltage vor Saisonschluss zu neuer Dramatik an der Spitze bei. Nach dem 24. Durchgang waren die Borussen immerhin schon sieben Zähler enteilt, was seinerzeit viele Beobachter als Vorentscheidung gewertet hatten. Eigentlich noch ein D – wie daneben. Arjen Robben hielt mit seinem Siegtreffer die Hoffnungen auf das Triple für die Bayern wach.

Aufsteiger FC Augsburg gelang mit dem 2:1 (2:1) gegen den ebenfalls stark abstiegsgefährdeten 1. FC Köln mit dem fünften Heimerfolg der laufenden Serie der erhoffte Befreiungsschlag, der die Ängste der Rheinländer beträchtlich erhöht. Die Kölner mussten trotz ihres erneut treffsicheren Elfmeterschützen Lukas Podolski den FCA an sich vorbeiziehen lassen, weil auch Nando Rafael vom Punkt traf.

Größere Sorgen als ohnehin schon halste sich der SC Freiburg, der mit dem 2:0 (1:0)-Sieg bei Bayer Leverkusen seine zuletzt aufsteigende Tendenz bestätigte und sich mit jetzt 31 Zählern ein wenig Luft zum Durchschnaufen verschaffte, nicht auf. Leverkusen indes muss um den Qualifikationsplatz zur Europa League bangen.

Der FSV Mainz 05 ist nach dem 3:0 (1:0)-Erfolg bei Werder Bremen zwar noch nicht aller Sorgen ledig, steckt mit 33 Punkten jedoch nicht mehr ganz so tief im Kampf gegen den Sturz in die Zweitklassigkeit. Diese Sorgen müssen sich Norddeutschen trotz der dritten Heimniederlage der Saison längst nicht mehr machen – dennoch heißt es auch für Trainer Thomas Schaaf und seine Mannen irgendwie: Durchhalten. Und weiter für den Einzug ins internationale Geschäft ackern. Bei 18 noch zu vergebenen Zählern ist schließlich rein rechnerisch nur der Meisterzug an der Weser schon abgefahren.

Hertha in großer Abstiegsangst

Die Abstiegsangst bei Hertha BSC ist nach der ersten Bundesliga-Heimniederlage gegen den VfL Wolfsburg seit über elf Jahren größer denn je. Die Niedersachsen setzten sich am Samstagabend vor 46 388 Zuschauern im Olympiastadion mit 4:1 (2:1) durch. Nach dem 1:0 durch Lewan Kobiaschwili (13. Minute) wendeten Christoph Janker (29.) mit einem Eigentor, Patrick Helmes (34./81.) und Mario Mandzukic (77.) in seinem 50. Erstliga-Spiel das Blatt.

„Wir haben zwar gezeigt, was wir für Möglichkeiten haben nach vorne, aber es war teilweise schwach, was wir nach hinten gemacht haben. Offensiv war es heute klasse, die Defensive macht mir Sorgen“, sagte Wolfsburgs Trainer Felix Magath. „Wir haben im Moment einen sogenannten Lauf und spielen sehr erfolgreich“, meinte Doppel-Torschütze Helmes. „Das müssen wir jetzt ausnutzen für die kommenden Wochen.“ Nächster Gegner ist Tabellenführer Dortmund. Die Rettungsmission seines Berliner Kollegen Otto Rehhagel erhielt eine Woche nach dem aufmunternden 3:1 beim FSV Mainz 05 mit der achten Heimniederlage in dieser Saison wieder einen schweren Rückschlag. Der Berliner Rückstand auf den 15. und damit den ersten Nichtabstiegsplatz beträgt nun vier Punkte. Wolfsburg schloss hingegen zu den internationalen Plätzen auf. Die Magath-Elf ist nach dem vierten Sieg in Serie als Achter punktgleich mit dem Tabellenfünften VfB Stuttgart.

Dabei machte es der Lieblingsgegner der vergangenen Jahre den Berlinern erstmal leicht. Alles schien zu laufen wie gewünscht, nachdem die Konkurrenten um die Nichtabstiegsplätze in der Tabelle bereits in den Nachmittagsspielen gepunktet hatten. Die weit aufgerückte Wolfsburger Abwehrkette, in die Kapitän Christian Träsch anstelle von Makoto Hasebe auf der rechten Seite zurückgekehrt war, konnten die Hausherren immer wieder überwinden. In der siebten Minute scheiterte noch der zu eigensinnige Raffael aus spitzem Winkel – in der Mitte stand Adrian Ramos völlig frei. Dessen halbhohen Schlenzer vier Minuten später hielt Diego Benaglio im Wolfsburger Tor. Danach war es aber soweit. Nach einem langen Pass von Änis Ben-Hatira auf Nikita Rukavytsya konnte Benaglio zuerst noch klären, den Abpraller aber schob Kapitän Kobiaschwili ins Netz.

Nur unter Mithilfe der Berliner kam der VfL dann wieder richtig zurück in die Partie. Der 2007 von Berlin nach Wolfsburg gewechselte Ashkan Dejagah passte flach vors Hertha-Tor und dort lenkte Janker den Ball unfreiwillig in den eigenen Kasten. Nicht mal fünf Minuten später stellte Helmes das Geschehen dann auf den Kopf. Nach erneuter Hereingabe des starken Dejagah spitzelte er den Ball ins Netz. Das muntere Spiel mit Tormöglichkeiten en masse ging weiter. Und die beste der Berliner vergab der eingewechselte Pierre-Michel Lasogga nach einer Stunde kläglich. Nach feinem Pass von Ben-Hatira auf halbrechts legte Christian Lell den Ball maßgerecht Lasogga auf. Doch der mit sieben Toren bis dato erfolgreichste Berliner Schütze zielte aus rund zwölf Metern unbedrängt am Wolfsburger Tor vorbei.

Hertha machte aber weiter Druck und konnte die immer noch riskant weit aufgerückte VfL-Abwehr mehrmals überwinden. In der 65. Minute fand Ramos aber erneut in Benaglio seinen Meister. Der Doppeltorschütze von Mainz bemühte sich, nur klappen wollte es auch bei einem weiteren Versuch, diesmal per Kopf, nicht. Wie es gemacht wird, zeigten Wolfsburgs Torjäger Mandzukic und Helmes danach und besiegelten endgültig den ersten VfL-Sieg in Berlin seit dem 3:1 am 10. Februar 2001.

1. FC Nürnberg - Bayern München 0:1

Nürnberg: Raphael Schäfer - Feulner, Maroh, Wollscheid, Pinola - Balitsch (68. Cohen), Simons - Chandler, Didavi (77. Bunjaku), Hlousek (46. Mak) - Pekhart. - Trainer: Hecking

München: Neuer - Lahm, Boateng, Badstuber, Contento - Timoschtschuk (55. Schweinsteiger), Toni Kroos (80. Luiz Gustavo) - Robben, Thomas Müller, Pranjic (57. Ribery) - Gomez. - Trainer: Heynckes

Schiedsrichter: Felix Zwayer (Berlin)

Tor: 0:1 Robben (69.)

Zuschauer: 48 548 (ausverkauft)

Beste Spieler: Wollscheid, Pinola - Thomas Müller, Badstuber

Gelbe Karten: Wollscheid (5), Chandler (3) - Luiz Gustavo (5), Robben

1. FC Kaiserslautern - Hamburger SV 0:1

Kaiserslautern: Sippel - Dick, Yahia (80. Abel), Rodnei, Bugera - Borysiuk - Sahan, Tiffert, De Wit (75. Sukuta-Pasu), Derstroff (65. Fortounis) - Wagner. - Trainer: Balakov

Hamburg: Drobny - Diekmeier (46. Sala), Mancienne, Westermann, Aogo - Kacar, Jarolim - Ilicevic (90.+2 Rajkovic), Jansen - Berg, Petric (80. Son). - Trainer: Fink

Schiedsrichter: Thorsten Kinhöfer (Herne)

Tor: 0:1 Jansen (29.)

Zuschauer: 44 745

Beste Spieler: De Wit - Drobny, Ilicevic

Gelbe Karten: Sahan (5), Bugera (4), Yahia, Fortounis (3) - Jarolim (6), Kacar (5)

FC Augsburg - 1. FC Köln 2:1

Augsburg: Jentzsch - Verhaegh, Sankoh, Sebastian Langkamp, Ostrzolek - Hosogai - Ndjeng (78. Callsen-Bracker), Koo, Baier (86. De Roeck), Bellinghausen - Rafael (72. Mölders). - Trainer: Luhukay

Köln: Rensing - Sereno, Geromel (76. Tese), Jemal, Eichner (60. Ishak) - Lanig, Riether - Clemens, Peszko (46. Brecko) - Novakovic, Podolski. - Trainer: Solbakken

Schiedsrichter: Tobias Welz (Wiesbaden)

Tore: 1:0 Koo (19.), 1:1 Podolski (42., Foulelfmeter), 2:1 Rafael (45., Foulelfmeter)

Zuschauer: 30 660 (ausverkauft)

Beste Spieler: Bellinghausen, Hosogai - Rensing, Podolski

Gelbe Karten: Sankoh (4) - Geromel (3), Lanig (9), Brecko (6), Sereno (7)

Bayer Leverkusen - SC Freiburg 0:2

Leverkusen: Leno - Castro, Manuel Friedrich (46. Ortega), Toprak, Kadlec - Reinartz (56. Oczipka), Rolfes - Renato Augusto - Schürrle (73. Bellarabi), Kießling, Derdiyok. - Trainer: Dutt

Freiburg: Baumann - Mujdza, Diagne, Ginter, Sorg - Makiadi, Schuster - Schmid, Daniel Caligiuri (88. Jendrisek) - Freis (81. Reisinger), Guede (74. Flum). - Trainer: Streich

Schiedsrichter: Robert Hartmann (Wangen)

Tore: 0:1 Schuster (8.), 0:2 Daniel Caligiuri (60.)

Zuschauer: 28 342

Beste Spieler: Rolfes, Kießling - Daniel Caligiuri, Freis

Gelbe Karten: Kadlec (3) - Guede, Ginter (2), Freis (3), Reisinger (2)

Werder Bremen - 1. FSV Mainz 05 0:3

Bremen: Wiese - Ignjovski (46. Marin), Affolter (51. Füllkrug), Sokratis, Hartherz - Bargfrede - Fritz, Trybull (51. Naldo) - Junuzovic - Pizarro, Rosenberg. - Trainer: Schaaf

Mainz: Wetklo - Bungert, Kirchhoff, Noveski, Zabavnik - Baumgartlinger, Polanski (85. Fathi), Soto - Ivanschitz, Nicolai Müller (59. Marco Caligiuri) - Szalai (45. Choupo-Moting). - Trainer: Tuchel

Schiedsrichter: Knut Kircher (Rottenburg)

Tore: 0:1 Szalai (19.), 0:2 Choupo-Moting (48.), 0:3 Choupo-Moting (74.)

Zuschauer: 40 132

Beste Spieler : Sokratis - Ivanschitz, Choupo-Moting

Gelbe Karten: Fritz (8) - Zabavnik (3), Soto (2)

Hertha BSC - VfL Wolfsburg 1:4

Hertha: Lell, Hubnik (62. Neumann), Janker, Bastians (46. Lasogga) - Niemeyer, Kobiaschwilli - Rukavytsya, Ben-Hatira - Raffael, Ramos. - Trainer: Rehhagel

Wolfsburg: Benaglio - Träsch, Russ, Felipe, Rodriguez - Josue (51. Jiracek), Polak - Dejagah (75. Vieirinha), Marcel Schäfer (69. Madlung) - Helmes, Mandzukic. - Trainer: Magath

Schiedsrichter: Marco Fritz (Korb)

Tore: 1:0 Kobiaschwilli (13.), 1:1 Janker (29., Eigentor), 1:2 Helmes (34.), 1:3 Mandzukic (77.), 1:4 Helmes (81.)

Zuschauer: 46 388

Beste Spieler: Kobiaschwilli, Ben-Hatira - Benaglio, Polak, Helmes

Gelbe Karten: Lell (8) -