Spannung pur herrscht in der Liga, doch der Bayer-Geschäftsführer will noch mehr. Der Meister soll in Halbfinale und Finale ermittelt werden.

Leverkusen. Diese Idee dürfte bei vielen Fans auf Widerstand stoßen: Der deutsche Fußball-Meister soll nach Ansicht von Bayer Leverkusens Klub-Chef Wolfgang Holzhäuser künftig in einem Endspiel ermittelt werden. „Mein Traum ist ja immer noch eine echte Finalrunde der ersten vier Mannschaften um die Meisterschaft. Echte Highlights mit Halbfinale und Finale“, schrieb Holzhäuser in einem Beitrag für das Stadionheft seines Klubs: „Die Spannung könnte sicher nicht größer sein. Die Zufriedenheit der Fans sicher auch nicht. Das Pokalfinale in Berlin beweist dies Jahr für Jahr.“

Kampf und Krampf: Das Wochenende der Abstiegskrimis

Es gelte „sicherlich ein ganz dickes Brett“ zu bohren, schrieb der Bayer-Geschäftsführer weiter, aber: „Die ’Fußball-Schaffenden’ sollten ihre oft zu konservative Haltung aufgeben und in der Tat nach (noch) besseren Lösungen suchen und dann den Mut zu Veränderungen aufbringen.“ Zuletzt war der deutsche Meister 1963 vor Gründung der Bundesliga in einem Finale ermittelt worden. Die europaweit einzige Liga, die nach der regulären Saison Meisterschafts-Play-offs mit einem echten Finale spielt, ist die „Campionato Dilettanti“ in San Marino.

Allerdings gibt es einige Länder, in denen - meist nach einer regulären Doppel-Runde - Meisterrunden ausgespielt werden. So etwa in Russland, Israel Belgien oder Schottland. Auch Abstiegsrunden gibt es hier und da, manche Ligen spielen Europapokal-Plätze nach Ende der regulären Saison gesondert aus.

Holzhäuser sieht in seinen Plänen einen Denkanstoß. Wie eine Reform im Detail aussehen soll, „ist nicht meine Aufgabe“, sagte er, „aber ich bin dagegen, etwas abzulehnen, ohne sich vorher damit beschäftigt zu haben“. Der aktuelle Spielplan stelle sich aufgrund „vieler Einflüsse, die außerhalb des eigentlichen Fußballgeschäftes liegen“, eigentlich von selbst auf. „Wenn man nicht mehr in der Lage ist, die Wünsche der Vereine zu berücksichtigen, dann muss man darüber nachdenken, etwas zu ändern“, sagte Holzhäuser.

Auch die „Spiegelung“, die Wiederholung der Paarungen der Hinrunde mit umgekehrtem Heimrecht, ist für Holzhäuser deshalb nicht tabu. „Wenn man fragt, warum dies eigentlich so ist, bekommt man als Antwort immer: Weil es immer schon so war. Das reicht nicht aus“, sagte der Bayer-Boss.

Zuletzt hatte der "Kicker" berichtet, die Deutsche Fußball Liga (DFL) erwäge eine Reform, nach der die Spiegelung nach der Hinrunde aufgehoben werde, um beispielsweise die voraussichtlich meisterschaftsentscheidenden Begegnungen nach hinten schieben zu können. DFL-Geschäftsführer Holger Hieronymus hatte dies jedoch energisch dementiert.

Doch für Holzhäuser könnte eine entsprechende Änderung auch dafür sorgen, „vielleicht mehr ’Gerechtigkeit’ zu erzielen. Dann nämlich, wenn die einen um Titel und die Europacup-Qualifikation und die anderen gegen den Abstieg kämpfen - aber (...) Mannschaften als Gegner haben, die fernab von Gut und Böse ohne besonderen Ehrgeiz im gesicherten Mittelfeld herumdümpeln. Da macht schnell das Wort von der Wettbewerbsverzerrung die Runde. Nein, der Spielplan der Hinrunde muss nicht unbedingt in der Rückrunde gespiegelt werden.“

Ob Holzhäusers Vorstoß dafür sorgen wird, dass die DFL die Diskussionen um eine Spielplan-Reform noch einmal intensiviert, bleibt abzuwarten. Werder Bremens Geschäftsführer Klaus Allofs hatte nach dem Aufkommen der ersten Gerüchte erklärt, das Spielplan-Modell sei „ganz klar verworfen“ worden. „Das war ein klares Meinungsbild, sowohl bei den Managern der Klubs als auch bei den Vertretern der DFL. Ich würde es so belassen, wie es ist“, sagte er: „Es ist nicht nötig, die Bundesliga noch spannender zu machen.“

Wolfgang Holzhäuser sieht das offenbar anders. „Die Fußball-Fans und die Medien würden es sicherlich begrüßen, weil Begeisterung und Aufregung pur fast garantiert sind“, schrieb er abschließend im Stadionheft für das Spiel gegen den SC Freiburg am Sonnabend (15.30 Uhr): „Fußballerherz, was willst du mehr!“ (sid/HA)