Im vergangenen Sommer kehrte er Deutschland nach zwölf Jahren den Rücken. Im Wüstenstaat Katar fand er viel Geld, aber nicht sein Glück.

DOHA. Ze Roberto zieht sein Designerköfferchen hinter sich her und schlendert mit wippenden Schultern aus dem Jassim Bin Hamad Stadion in Doha. Er läuft durch die Nacht und über den Parkplatz, kein Fan stört ihn, niemand möchte ein Autogramm oder ein Foto von dem Fußballstar. Ze Roberto zögert, er stoppt, schaut sich irritiert um. Er sucht sein Auto, doch wie er so verloren dasteht, ist das mehr als nur eine Momentaufnahme. Ze Roberto ist noch nicht so richtig angekommen in Katar. Und am liebsten will er schnell wieder weg.

«Ich bin noch fit, will noch zwei Jahre spielen, aber auf hohem Niveau», sagt der 37-Jährige im Gespräch mit dem Sport-Informations-Dienst (SID). Bis zum Saisonende ist er noch an den Al Gharafa SC gebunden, einen Klub aus der Hauptstadt Doha. Auch der französische Welt- und Europameister Marcel Desailly oder der Schweizer Hakan Yakin haben dort im Spätherbst ihrer Karriere noch einmal abkassiert, Klubpräsident Hamad bin Thamer Al Thani ist generös. Als Chef des arabischen TV-Senders Al Dschasira und der Qatar Media Corporation, die über fast alle Medien Katars waltet, muss er nicht aufs Kleingeld achten.

Ze Roberto verdient im Land der WM 2022 geschätzte drei Millionen Dollar jährlich, steuerfrei. Doch die Kohle, betont er, motiviere ihn nicht mehr. Er sucht den Wettbewerb - und den findet er in der Qatari Stars League kaum. «Das Finanzielle ist für mich nicht mehr so wichtig. Ich bin fast 20 Jahre Profi, ich habe schon genug. Ich will auf hohem Niveau spielen, Spaß haben», sagt er.

Wie sehr er hadert, wird auf dem Platz deutlich. Gharafa spielt an diesem Abend bei Al Sadd, dem Gewinner der asiatischen Champions League. Kapitän Ze Roberto treibt seine Mitspieler an, dirigiert, gibt Anweisungen des Trainers Bruno Metsu weiter. Doch seine Kollegen folgen ihm nicht; sie können nicht. «Das Niveau ist nicht mit dem in Deutschland oder Brasilien vergleichbar», sagt Ze Roberto später. Weil ihm im Spiel nach vorne Vieles zu lange dauert, ergreift die Nummer 8 immer wieder selbst die Initiative, hat Pech mit einem Pfostenschuss. Das Spiel vor 1120 Zuschauern endet 0:0, ein Erfolg.

Im Training wird Ze Roberto noch weniger gefordert. «Ab und zu mache ich alleine was. Hier wird nur abends trainiert, aber mein Körper ist es gewohnt, ein bisschen mehr zu machen», sagt er. Mit Sonderschichten stählt der einstige «Mister Universum der Bundesliga» (Bild) seinen noch immer makellosen Körper, der seine aussagekräftigste Bewerbung für einen neuen Klub ist. Kicken kann er, das wissen ohnehin alle. Brasilien oder Deutschland, das sind die Optionen für die kommende Saison, sagt er.

In der Bundesliga ist Ze Roberto mit 336 Einsätzen für Bayer Leverkusen, Bayern München und den Hamburger SV Rekordspieler, zwei seiner drei Kinder sind in Deutschland geboren, seine Frau Luciana «mag Deutschland sehr gerne». Sein Berater spricht von «vielen Interessenten», noch aber sei nichts konkret. Eine Rückkehr zum HSV sei aber jederzeit vorstellbar, meint Ze Roberto selbst. Zwei Jahre wolle er noch spielen, «minimum» bis 40, «das ist sicher», sagt er, macht eine Faust und klopft drei Mal auf ein Metallgitter.

Nur eine Sache kann er sich nicht vorstellen: Noch einmal mit Felix Magath zusammenzuarbeiten, der bei den Bayern sein Coach war. «Zwei Jahre sind genug. Jetzt will ich ein bisschen Spaß haben», sagt er lachend. Dann macht er sich auf den Weg zu seinem Auto, einem weißen Mercedes ML 350. «Servus!», ruft Ze Roberto und winkt. Dann hupt er - und gibt Gas. (sid/abendblatt.de)