Die HSV-Pläne werden konkreter. Hesl, Arslan und Berg kommen, Silva und Demel gehen. Auch andere Profis könnten den Klub noch verlassen.

Hamburg. Zwei Tage nach dem 0:2-Debakel gegen den SC Freiburg will HSV-Chef Carl Edgar Jarchow nur noch nach vorne schauen. "Unsere Hauptaufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass es in der kommenden Saison besser wird", sagt Jarchow, der sich nach den Geschehnissen des Wochenendes aber nur bedingt zuversichtlich präsentierte: "Ich habe nie gesagt, dass ich optimistisch bin, ich bin einfach nur realistisch." Im Abendblatt spricht der HSV-Chef ganz realistisch über ...

... die Rolle von Trainer Oenning: "Er ist genau der richtige Trainer für die momentane Situation." Und obwohl Oennings Vertrag bis 2013 vorzeitige Ausstiegsklauseln bereithält (wir berichteten), garantiert Jarchow seinem leitenden Angestellten die benötigte Zeit für den Umbruch: "Er hat eine sichere Basis für die kommenden zwei Jahre." Ungewiss ist die Zukunft von Assistenztrainer Rodolfo Cardoso: "Sein Verbleib bei den Profis ist offen."

... den angekündigten Umbruch: "Wir wollen der Mannschaft eine andere Struktur geben. Dabei geht es aber nicht um große Namen, mit denen sind wir in den vergangenen Jahren auch nicht weit gekommen. Wir wollen im Sommer eine ganz neue Mannschaft präsentieren. Ich vermeide dabei aber das Wort ,Charaktertest'. Das hat mich die Vergangenheit gelehrt."

... das Transferkonzept: "Wir wollen stark auf junge Talente setzen, diese durch erfahrene Profis ergänzen. Dabei kann es auch sein, dass wir den einen oder anderen Spieler ausleihen. Sportchef Frank Arnesen hat ja einen besonders guten Überblick über den englischen und den skandinavischen Markt. Eine Kooperation mit Chelsea ist aber nicht geplant." Der Kernmarkt soll Deutschland sein.

... die Leihspieler im Allgemeinen: Alex Silva und David Rozehnal sollen verkauft, Maxi Beister und Sören Bertram noch ein Jahr verliehen und Tolgay Arslan (siehe Rand), Wolfgang Hesl und Marcus Berg zurückgeholt werden. "Besonders an Silva und Rozehnal gibt es ein großes Interesse", sagt Jarchow. Für Rozehnal soll Lille zwischen zwei und drei Millionen Euro zahlen, Silva soll sogar noch mehr Geld einbringen.

... die Zukunft Bergs im Speziellen: "Marcus konnte sich in Eindhoven leider nicht so richtig durchsetzen, deswegen wird er ab Sommer wieder zu unserer Mannschaft gehören", sagt Jarchow, der verriet, dass der Schwede morgen in der Heimat an der Hüfte operiert wird.

... die Situation im HSV-Tor: "Wolfgang Hesl kommt zurück und wird sich dem Konkurrenzkampf mit Jaroslav Drobny stellen", sagt Jarchow, der Hesl wenig Hoffnung auf die Nummer eins machen konnte. Intern gilt Drobny als der legitime Nachfolger Frank Rosts.

... Rosts Ehrenrunde gegen Freiburg: "Die Runde war unpassend. Man holt seine Tochter zu sich auf den Rasen, wenn es etwas zu feiern gibt. Am Sonnabend gab es aber nichts zu feiern."

... mögliche Abgänge: "Es gibt Anfragen für mehrere Spieler, die einer weiteren Verhandlungsrunde bedürfen. Niemand ist mehr unverzichtbar. Wenn es ein Angebot für Mathijsen gibt, dann werden wir darüber reden." Gleiches gilt insbesondere für Demel, aber auch für Pitroipa und Elia.

... den Verbleib Mladen Petrics: "Ich gehe fest davon aus, dass Petric auch in der kommenden Saison bleiben wird", sagt Jarchow, der in der vergangenen Woche die Verhandlungen mit Petric-Berater Volker Struth aufgenommen hat. Nach Abendblatt-Informationen liegen die Gehaltsvorstellungen beider Parteien noch weit auseinander, trotzdem glaubt Jarchow an eine baldige Lösung: "Ich halte einen Kompromiss für möglich."

...den von Zé Roberto gewünschten Zweijahresvertrag: "Ich wünsche mir auch viel. Wir haben immer nur über einen Einjahresvertrag gesprochen", sagt Jarchow, der sich in dieser Woche erneut mit Zé Robertos Berater Christian Butscher trifft. Auch beim Gehalt müsste der Brasilianer von seinen bisherigen Vorstellungen abweichen. Nur wenn sich Zé Roberto, der derzeit rund zwei Millionen Euro im Jahr verdient, auf die HSV-Bedingungen einlässt, ist eine Verlängerung denkbar.

... das Werben um Ilkay Gündogan: "Meines Wissens hat er in Dortmund noch nicht zugesagt. Gündogan ist allerdings ein Spieler, der auf unserer Prioritätenliste nicht ganz oben steht. Gündogan ist sicherlich ein interessanter Mann, aber kein Spieler, in den wir unsere großen Hoffnungen setzen. Wir brauchen viel mehr Innenverteidiger und defensive Mittelfeldspieler."

... die Zielsetzung im kommenden Jahr: "Unser Ziel ist Platz sechs. Wir werden eine Mannschaft präsentieren, die auf jeden Fall das Potenzial dafür hat."

... die Zukunft Bastian Reinhardts: "Bastian soll eine Art Verbindungsmann zwischen Nachwuchs in Ochsenzoll und den Profis werden. Wir wollen mit Frank Arnesens Hilfe besonders den Nachwuchsbereich neu aufstellen", sagt Jarchow. Ob Nachwuchsleiter Paul Meier weitermachen darf, ist unwahrscheinlich: "Es ist offen, ob er bleibt."

...die persönliche Zukunft: "Ich plane mit dem HSV. Der Aufsichtsrat ist Herr des Verfahrens. Ich denke, dass wir uns nach der Saison zusammensetzen."