Der umstrittene Fifa-Präsident Sepp Blatter distanziert sich vom Exekutivkomitee. “Der Druck von außen ist groß“, gibt der Machtmensch zu.

Frankfurt/Zürich. Die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar steht offenbar auf der Kippe: Fifa-Präsident Joseph S. Blatter hat zwei Tage nach seiner Wiederwahl weiter Bauchschmerzen wegen der Korruptionsvorwürfe bei den WM-Vergaben an Russland (2018) und Katar (2022) und distanziert sich deshalb vom Exekutivkomitee des Weltverbandes. „Der Druck von außen ist groß. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir uns in einem Spiel befinden. Und dass in jedem Spiel viel mehr gemogelt wird als in anderen Tätigkeiten“, sagte Blatter dem "Tagesanzeiger" aus Zürich.

Kein Vertrauen hat Blatter offenbar mehr in die Weltregierung des Fußballs, in der seit Mittwoch auch DFB-Präsident Theo Zwanziger sitzt. Dabei fordert Zwanziger noch am vehementesten, dass die offenbar von Schmiergeldzahlungen in zweistelliger Millionenhöhe begleitete WM-Vergabe an Katar dringend untersucht werden müsse. „Katar hatte die Abstimmung mit 14:8 für sich entschieden. Sollte tatsächlich erwiesen sein, dass die Mehrheit auf unrechtmäßige Art zustande gekommen ist, kann die Entscheidung keinen Bestand haben“, sagte Zwanziger der "Bild"-Zeitung.

Fifa: Blatter bleibt, Beckenbauer geht

Selbst Fifa-Generalsekretär Jerome Valcke hatte angedeutet, dass bei der Vergabe der WM in den Wüstenstaat das Geld eine dominierende Rolle gespielt haben könnte. Blatter blieb demnach nichts anderes übrig, als das Fifa-Exko zu entmachten.

„Mit meinen Vorschlägen, die ich dem Kongress gemacht habe, wäre ich im Exekutivkomitee nicht durchgekommen. Ich musste warten, bis ich die Plattform dafür habe - den Kongress. Meine Ansprechpartner in der Fifa sind die Nationalverbände, sie wählen mich. In der Exekutive sind die Leute, die von den Konföderationen bestimmt werden. Nachdem im November zwei Mitglieder suspendiert worden waren, war mir bewusst, dass wir etwas machen müssen“, sagte Blatter.

Die Chronologie der Fifa-Bestechungsaffäre

Der Eidgenosse hatte beim 61. Fifa-Kongress in Zürich durchgeboxt, dass künftig nicht mehr die 24 Mitglieder des Exekutivkomitees, sondern alle 208 Mitgliedsländer des Weltverbandes über die Vergabe der Weltmeisterschaften abstimmen. Damit entmachtete er das Fifa-Exko und stärkte den Kongress. Ob damit aber tatsächlich die Zahlungen von Schmiergeldern verhindert werden können, ist äußerst fraglich. Zumindest gab Blatter zu, dass die von ihm 2007 initiierte doppelte Vergabe der Weltmeisterschaften 2018 und 2022 ein Fehler war.

Zudem beschuldigte der 75-Jährige einmal mehr den englischen Verband FA, Stimmung gegen ihn gemacht zu haben. FA-Boss David Bernstein hatte auf dem Kongress gefordert, die Präsidentenwahl zu verschieben, da nach dem Rückzug von Mohamed Bin Hammam in Blatter nur ein Kandidat zur Verfügung stand.

Blatter erklärte vor diesem Hintergrund, dass er deshalb aufpassen musste, dass beim Kongress „der Zug durchfährt. Und da muss ich selbst sagen, dass mir das gelungen ist, von Anfang bis zum Ende, abends nach sechs Uhr. Es gab eine große Entschlossenheit im Kongress, etwas zu erreichen und zu verändern“, sagte Blatter.

Für das Verhalten von FA-Boss Bernstein und den englischen Medien zeigte Blatter dennoch kein Verständnis. „Also, man hat mich als Prügelknaben dargestellt. Wir haben Prügel erhalten und ich ein paar richtige Ohrfeigen. Erstaunlicherweise kommt alles aus der gleichen Ecke. Die Apotheose war, dass der englische Verbandspräsident Bernstein fast weinerlich sagte: ’Ich muss jetzt etwas sagen, und es tut mir fast weh, dass ich das sagen muss.’ Warum sagt er es dann?“, meinte Blatter und untermauerte seinen Herrschaftsanspruch: „Weil ich schon 36 Jahre dabei bin, ist es ja im Grunde auch etwas meine Fifa.“