Ein mit Spikes ausgerüstetes Rallye-Auto war im Spiel zwischen Wolfsburg und der DEG aufs Eis gefahren und hatte die Spielfläche beschädigt.

Wolfsburg/Berlin. Die unfassbare Auto-Panne von Wolfsburg toppte sogar noch das drittlängste DEL-Spiel in Hannover und hat den Liga- Verband auf den Plan gerufen: Die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) kündigte nach dem Eklat beim Start der Playoff-Viertelfinals ein Ermittlungsverfahren und eine Geldstrafe gegen den EHC Wolfsburg an. Der 4:2-Sieg der Niedersachsen gegen die DEG Metro Stars bleibt laut Liga-Chef Gernot Tripcke aber bestehen. Als „sehr ärgerlich, sehr peinlich“, bezeichnete Tripcke am Mittwoch den Vorfall in der ersten Drittelpause. Ein Rallye-Auto mit Spikes hatte das Eis bei seinen Manövern so beschädigt, dass die Partie erst nach 106-minütiger Unterbrechung fortgesetzt werden konnte. Eine Entscheidung kündigte Tripcke für die kommende Woche an.

Wolfsburg kam nach der 3:0-Führung total aus dem Rhythmus. „Wir hatten alles gut im Griff. Leider hat uns der VW Touareg dann ausgebremst“, sagte Stürmer Andreas Morczinietz. Volkswagen- Motorsport wies am Mittwoch jegliche Schuld zurück und bestritt, dass der Wagen nur auf das Eis gefahren und dort abgestellt werden sollte. „Es war ein abgesprochenes Manöver, und der Fahrer hat sich genau an die Anweisungen gehalten“, sagte Marketing-Chef Stefan Moser und nahm Pilot Timo Gottschalk in Schutz, der als Beifahrer die Rallye Dakar in Südamerika bestritt. Moser betonte, es habe bereits zwei vergleichbare Einlagen gegeben, die zur Zufriedenheit verlaufen wären. VW-Motorsportdirektor Kris Nissen sei aber besonnen gefahren, unterstrich Wolfsburgs Geschäftsführer Rainer Schumacher auf der Onlineseite des ZDF und meinte, Gottschalk habe „das ganze Thema wohl völlig falsch eingeschätzt. Wenn man es mit Humor nimmt, könnte man sagen: Timo Gottschalk wollte die Dakar gewinnen.“

Die Düsseldorfer Verlierer reagierten äußerst fair. Nationalspieler Korbinian Holzer lehnte einen Sieg am Grünen Tisch ab: „Wir wollten die sportlich schlagen. Sonst hätte es natürlich einen bitteren Beigeschmack.“ DEG-Trainer und -Manager Lance Nethery bekannte verwundert: „Ich arbeite seit 16 Jahren in der Liga. Eigentlich dachte ich, ich habe alles gesehen.“ Während in Wolfsburg um 23.10 Uhr Schluss war, stand der 3:2-Sieg der Hannover Scorpions über die Nürnberg Ice Tigers sogar erst eine halbe Stunde später fest. Die Franken fuhren danach zurück nach Nürnberg, wo sie am Donnerstag im zweiten Spiel (19.30 Uhr/Sky) trotz einer Nacht mit wenig Schlaf die bittere Niederlage ausgleichen wollen. Scorpions-Trainer Hans Zach bekam zu seinem 61. Geburtstag dagegen im VIP-Raum ein Ständchen und eine Geburtstagstorte. Der Ex-Bundestrainer sprach von einem mitreißenden Spiel und erzählte gut gelaunt: „In der Drittelpause der Verlängerung haben wir noch das Siegtor von Olic im Spiel der Bayern gegen ManU geschaut.“

Sehr zur Freude von Talentförderer Zach bekam der 20-jährige David Wolf das Siegtor nach 108:09 Minuten zugeschrieben. „Wir haben das früher auf dem Eis schneller entschieden“, witzelte Zach. Nürnbergs Trainer Andreas Brockmann, einst Spieler unter Zach, fügte hinzu: „Bei uns gab es solche Regelung auch noch nicht.“ Das längste deutsche Eishockey-Spiel und das zweitlängste weltweit gewannen die Kölner Haie am 22. März 2008 erst nach 168:16 Minuten 4:3 gegenAdler Mannheim. Nur zwei Tage zuvor siegten die Iserlohn Roosters nach 117:45 Minuten 3:2 gegen die Frankfurt Lions. Beide Spiele endeten erst kurz nach Mitternacht. Am Dienstag genügten den Lions 60 Minuten zum 3:0 über den ERC Ingolstadt, der am Donnerstag wieder auf den inFrankfurt gesperrten Tyler Bouck zurückgreifen darf. Titelverteidiger Eisbären Berlin kann in Augsburg T.J. Mulock aufbieten. Der Nationalspieler reist trotz einer Kehlkopfprellung mit, die er beim 2:1-Sieg erlitten hatte.