Der Innenverteidiger ist enttäuscht, dass er noch immer kein Angebot vorliegen hat - Hannover 96 und Schottland sind mögliche Ziele.Hier geht's zur Bildergalerie!

Hamburg. Unter Journalisten gilt Bastian Reinhardt als äußerst gefragter Gesprächspartner: immer höflich, immer nett und immer ansprechbar. Der 33-Jährige ist eine Art "Everybody' s Darling", der nach Niederlagen genauso wie nach Siegen fast immer zu einem Statement bereit ist, was ihm nicht nur unter den Medienvertretern große Sympathiepunkte eingebracht hat. Nur im eigenen Verein scheint Reinhardt als Gesprächspartner derzeit nicht mehr wirklich gefragt zu sein. Diesen Eindruck hat zumindest er selbst: "Die momentane Situation ist alles andere als angenehm für mich." Der Grund für sein Unwohlsein: Reinhardt ärgert sich, dass er noch immer kein neues Angebot für seinen im Sommer auslaufenden Vertrag vorliegen hat.

"Der HSV wollte mir zeitnah ein Angebot schicken - das ist nun fünf bis sechs Wochen her", sagt Reinhardt mit einem gequältem Lächeln auf dem Lippen. Auf die Frage, ob er sich nach mehr als fünf Jahren in Hamburg zum Saisonende einen Wechsel vorstellen könnte, antwortet der Defensivmann ungewohnt offensiv: "Nach derzeitigem Stand bin ich ab Sommer arbeitslos, beziehungsweise vertragslos. Also muss ich mir natürlich alle Optionen offen halten." Immer höflich, immer nett, immer ansprechbar.

Nach Abendblatt-Informationen hat Reinhardt eine Anfrage eines schottischen Vereins vorliegen, dazu sollen mehrere Bundesligaklubs Interesse bekundet haben. Auch sein Ex-Verein Hannover 96 soll bei Berater Jörg Neblung angeklopft haben. "Es gibt Anfragen", bestätigt Neblung, der bereits beim HSV vorgefühlt hat, ob nicht sogar ein Wechsel im Winter möglich wäre. Genau wie Reinhardt hat auch er das Gefühl, dass sein Klient nicht das Ansehen beim HSV genießt, das ihm zustehen sollte.

Über die Vorwürfe wenig erfreut zeigt sich Sportchef Dietmar Beiersdorfer, um aber gleichzeitig Neblungs Kritik ungewollt zu bestätigen: "Ich kann Basti da nicht helfen. Wir haben eben viel zu tun." Gemeint haben dürfte Beiersdorfer die angestrebten Verlängerungen mit Mittelfeldabräumer Nigel de Jong und Stürmer Ivica Olic, welche die sportliche Führung zuletzt mehr als genug beschäftigt haben. Im Fall Olic war der Zeitaufwand allerdings umsonst. Sein Abgang zum Saisonende zu Bayern München gilt als so gut wie sicher, was auch Reinhardt so sieht. Er hofft, dass die Fans im letzten Heimspiel der Hinrunde gegen Eintracht Frankfurt am Sonnabend (15.30 Uhr/Premiere) den kroatischen Stürmer trotzdem nicht auspfeifen werden: "Man sollte anerkennen, was Ivica für den Verein geleistet hat."

Eine ähnliche Anerkennung würde sich der Sympathieträger, der trotz seines Bänderanrisses gegen Frankfurt auflaufen will, selbst auch erhoffen. Und obwohl er enttäuscht über das derzeitige Desinteresse an seiner Person ist, sei der HSV weiterhin ein Gesprächspartner - eben immer höflich, immer nett und immer ansprechbar. Doch ganz so weit geht Reinhardts Höflichkeit dann doch nicht, als dass er bis Saisonende auf ein Angebot warten würde: "Man weiß ja nie, wie ein mögliches Angebot aussieht. Deswegen werde ich ab jetzt auch mit anderen Vereinen sprechen."

Trainer Martin Jol, der überlegt, seinen Abwehrrecken am Wochenende wieder von Anfang an spielen zu lassen, dürfte jedenfalls alles andere als erfreut sein, sollte der HSV neben Olic einen zweiten Leistungsträger ablösefrei zum Saisonende verlieren. Ein Gerücht ist dagegen, dass sich die Medienvertreter aus Schottland und Hannover bereits nach dem so netten Basti Reinhardt erkundigt haben.