Klirrend kalt war es, als Céline Wilde auf dem Kunstrasenplatz ihres Vereins Klipper THC für unsere Fotos posierte und bei eisigem Wind tapfer in...

Hamburg. Klirrend kalt war es, als Celine Wilde auf dem Kunstrasenplatz ihres Vereins Klipper THC für unsere Fotos posierte und bei eisigem Wind tapfer in die Kamera lächelte. "Ich mag lieber die warmen tropischen Gefilde", gestand die 18-jährige Hockeyspielerin, als die Bilder endlich im Kasten waren und sie ihren Wintermantel überstreifen durfte. Die gebürtige Hamburgerin ist in diesem Jahr nominiert für die Wahl zum "Talent des Jahres" (siehe Infokasten). Gründe dafür gibt es genug. Bei Klipper ist Celine Wilde eine der herausragenden Spielerinnen des Bundesliga-Teams. Trainer Björn Gerke sieht sie "als die wohl beste deutsche Nachwuchsstürmerin, die es derzeit gibt".

Sie selbst hört das nicht so gerne. "Wir sind eine homogene Truppe. Ich bin da nur eine von vielen Leistungsträgerinnen", sagt Celine bescheiden. Am vergangenen Sonntag gelang dem Aufsteiger beim 6:3 gegen den Harvestehuder THC der erste Sieg in der laufenden Hallensaison, Wilde erzielte zwei Tore. An diesem Wochenende will das Team gegen Eintracht Braunschweig (Sa., 15 Uhr) und den Club an der Alster (So., 12 Uhr) nachlegen. "Wir wollen uns als Aufsteiger etablieren. Darauf kommt es an", meint Celine.

Trotz zahlreicher Erfolge, die die torgefährliche Angreiferin im Verlauf ihrer jungen Karriere bereits erzielt hat, scheint sie die Bodenhaftung nie verloren zu haben. Im Gegenteil: "Meine Schwäche ist, dass ich mich manchmal unter Wert verkaufe", sagt sie und blickt etwas verschämt auf den dunklen Holztisch, an dem sie in der gut geheizten Vereinsstube Platz genommen hat. Nein, im Mittelpunkt zu stehen, das ist nicht Celines Sache. Lediglich auf dem Hockeyfeld, da übernehme sie die Verantwortung und reiße ein Spiel an sich, sagt sie. So wie im Finale der U-21-EM in Valencia, in dem die Schülerin des Gymnasiums Osterbek mit einem Golden Goal für den 2:1 Siegtreffer gegen die Niederlande sorgte. Nach Ende des Spiels habe sie sofort ihre Familie und ihren Freund benachrichtigt, erzählt Celine und schmunzelt.

Seit fünf Monaten ist sie mit Simon Swiatek liiert. Auch er ist Jugend-Nationalspieler. Kennt den Trubel bei internationalen Turnieren und auch den stressigen Zeitplan, dem sich Celine Tag für Tag aussetzen muss, um Schule und Training unter einen Hut zu bringen. "Es ist von Vorteil, wenn man einen Partner hat, der versteht, dass man wenig Freizeit hat", meint das Sturmtalent, das den Krummstock-Sport seit dem fünften Lebensjahr betreibt. Einziger Wermutstropfen: Das Paar sieht sich nur zweimal im Monat, da Simon in Berlin lebt. Doch von ihren Liebsten getrennt zu sein, ist für die Abiturientin mit den Leistungskursen Englisch und Biologie nicht neu. "In der 12. Klasse habe ich für acht Monate in Australien gelebt", erzählt die Halbfranzösin, deren Mutter aus Annemasse stammt. In Perth habe sie Land und Leute kennengelernt, viele neue Eindrücke gewonnen und sich auch hockeytechnisch weiterentwickelt. Dennoch will sie der Hansestadt auch während des angestrebten Jura-Studiums treu bleiben. "Hamburg ist meine Heimat. Hier fühle ich mich wohl." Trotz des eisigen Winterwetters.