Abendblatt:

Herr Sulejmani, angesichts der Verletzungssorgen von Ajax müssen Sie uns eine wenig originelle Einstiegsfrage gestatten: Wie geht es Ihnen?

Miralem Sulejmani:

Danke, gut. Nach acht Wochen Pause wegen Problemen mit meiner Kniesehne konnte ich nach zwei Kurzeinsätzen am vergangenen Wochenende gegen Alkmaar endlich wieder von Anfang an spielen. Leider aber ohne Glück.



Abendblatt:

Kein Glück hatten Ihre Kollegen auch beim 1:2 gegen Aston Villa. Ist das Spiel gegen den HSV für Ajax jetzt schon ein entscheidendes?

Sulejmani:

So muss man das wohl sehen. Verlieren wir beim HSV, dürfte es für uns schwierig werden, die nächste Runde zu erreichen. Da ist es natürlich bitter, dass wir ausgerechnet jetzt bei einem der stärksten Teams der Bundesliga antreten müssen.



Abendblatt:

So gut schätzen Sie den HSV ein?

Sulejmani:

Natürlich. Hamburg ist für mich eines der besten drei Teams aus Deutschland.



Abendblatt:

Versuchen Sie gerade, Ihren Gegner stark zu reden?

Sulejmani:

Überhaupt nicht. Aber Mladen Petric oder Ivica Olic sind überragende Einzelkönner. Und ich kenne auch Co-Trainer Zeljko Petrovic, der wie ich aus dem ehemaligen Serbien-Montenegro stammt. Er war ein großer Star in meiner Heimat.



Abendblatt:

In den Niederlanden gelten Sie ebenfalls als großer Star, in Deutschland kennt man Sie dagegen noch nicht wirklich. Wer also ist Miralem Sulejmani?

Sulejmani:

Genau das möchte ich allen deutschen Fans nun zeigen. Der HSV wird mich kennen lernen. Und glauben Sie mir, nach der Partie werden viele meinen Namen besser behalten können.



Abendblatt:

Ajax hat Sie für 16,25 Millionen Euro im Sommer vom SC Heerenveen verpflichtet. Sind Sie stolz darauf, der teuerste Spieler aller Zeiten in den Niederlanden zu sein?

Sulejmani:

Natürlich tut das meinem Ego zumindest nicht schlecht. Aber eigentlich versuche ich, nicht zuviel über diese Ablösesumme nachzudenken. Ajax wird sich schon genau überlegt haben, warum sie so viel Geld ausgegeben haben.



Abendblatt:

Vor einem Jahr hat Heerenveen Sie für 300 000 Euro verpflichtet, dieses Jahr kosteten Sie mehr als 16 Millionen Euro. Wie viel werden Sie wohl im nächsten Sommer wert sein?

Sulejmani:

Von mir aus kann die Kurve gerne weiter nach oben gehen. Die Aktienkurse gehen derzeit ja schon genug nach unten. (lacht)



Abendblatt:

Empfinden Sie dieses Gerede um die Ablöse nicht als enormen Druck?

Sulejmani:

Überhaupt nicht. Mein Motto ist: Keep smiling every day! Und außerdem mache ich mir selbst schon genug Druck. Als Nachwuchsspieler habe ich mal gesagt, dass ich später die Champions League gewinnen will. Da haben mich noch viele ausgelacht. Wenn ich das heute sage, lachen zumindest schon mal ein paar weniger. (Trainer Marco van Basten betritt den Raum, ruft Sulejmani zu, dass er doch so höflich sein soll, deutsch zu sprechen. Sulejmani lacht, antwortetet: "Ich spreche nix deutsch.")



Abendblatt:

Sie haben Ruud van Nistelrooy und Predrag Mijatovic als Ihre Vorbilder bezeichnet. Beide haben für Real Madrid gespielt. Wann werden Sie also für einen Verein wie Real spielen?

Sulejmani:

Von Mijatovic hatte ich ein großes Poster in meinem Kinderzimmer hängen, und van Nistelrooy hat seine Karriere genau wie ich in Heerenveen begonnen. Beide sind Fußball-Legenden. Aber ich wäre wohl größenwahnsinnig, wenn ich schon jetzt über Real Madrid sprechen würde. Ich bin doch gerade mal 19 Jahre alt.



Abendblatt:

Ihr Understatement ehrt Sie, aber ein Interesse von Chelsea London soll es doch schon gegeben haben.

Sulejmani:

Das stimmt. Es hat sehr ernsthafte Verhandlungen gegeben. Ich war sogar kurz davor, dorthin zu wechseln. Aber der Schritt zu so einem Top-Verein wäre im Moment noch etwas zu groß für mich.



Abendblatt:

Würde die Bundesliga Sie denn reizen?

Sulejmani:

Absolut. Ich gucke mir häufig Partien aus Deutschland im Fernsehen an - besonders seit Franck Ribery bei Bayern München spielt. Der FCB ist mein Lieblingsverein der Bundesliga.



Abendblatt:

Gab es schon mal eine Anfrage aus Deutschland?

Sulejmani:

Angeblich war Schalke 04 im letzten Sommer interessiert. Mit mir persönlich hat allerdings niemand gesprochen. Aber vielleicht wird ja der ein oder andere Verein aus Deutschland nach dem Spiel in Hamburg wieder auf mich aufmerksam.