Erste Niederlage seit dem EM-Finale gegen Spanien. Nur der Bremer Tim Wiese konnte bei seinem Debüt gefallen, nur der Leverkusener Patrick Helmes trifft gegen die Three Lions. Das ist das deutsche Team. Das sind die englischen Top-Fussballer.

Berlin. Wenn Fußball-Fans Kritik an ihrer Nationalmannschaft üben wollen, ohne sie auszupfeifen, besinnen sie sich gerne auf ihren Verein des Herzens. Wie gestern Abend in Berlin. "Ha, ho, he, Hertha BSC", hallte es nach einer Stunde durchs Olympiastadion, nachdem sich die Mannschaft von Joachim Löw zum wiederholten Mal im längst abgehakt geglaubten "Rumpeln" geübt hatte.

Nein, das letzte Länderspiel des Jahres 2008 war keine Darbietung für Ästheten. Die angekündigte Experimentier-Freudigkeit des Bundestrainers ließ kaum neue Sterne am Fußball-Himmel aufsteigen, sondern führte beim 1:2 (0:1) dazu, dass sich der Vize-Europameister wie ein zusammengewürfelter Haufen präsentierte. Die von Löw heftig gerügten "Rebellen" Michael Ballack und Torsten Frings, die nur zuschauten, sowie der nach der Pause eingewechselte und starke Tim Wiese durften sich auf deutscher Seite als Sieger fühlen. Der Leverkusener Rene Adler leistete sich beim 0:1 durch Upson dagegen den ersten Fehler im DFB-Trikot.

Video: Ausschreitungen bei Länderspiel gegen England

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Gegen die B-Auswahl der Engländer war vor allem die läuferische Unterlegenheit deutlich. Die Gäste waren zudem aggressiver im Zweikampf, enger am Mann, konsequenter im Umschalten und vor allem viel leidenschaftlicher. Manch ein deutscher Nationalspieler (Klose!) wirkte so, als ob er sich ein wenig für den kommenden Bundesliga-Spieltag schonen wolle. Dass das Aufbauspiel nie richtig ins Rollen kam, lag auch an den in der Zentrale aufgebotenen Rolfes und Jones, die klar machten, dass sie nicht die erste Wahl sind. Schweinsteiger und Trochowski konnten im Mittelfeld alleine nicht für die nötige Kreativität sorgen.

Debütant Marvin Compper, der erste Nationalspieler von Hoffenheim, musste auf der Linksverteidiger-Position spielen, obwohl er beim Aufsteiger stetig in der Innenverteidigung spielt und zeigte sich besonders zu Beginn natürlich nervös, fing sich aber.

Dass die Hertha-Sprechchöre nach einer Stunde kurzfristig durch "Deutschland"-Rufe ersetzt wurde, lag nur an dem Missverständnis zwischen Torwart Carsson und Terry, das Helmes spitzbübisch zum Ausgleich nutzen konnte.

Doch ein Remis im ewigen Klassiker wäre nicht gerecht gewesen. Terry sorgte per Kopf für den verdienten englischen Sieg. Die dritte Niederlage 2008 zeigte Löw, dass seine zweite Garde noch nicht internationale Reife besitzt: "Die Engländer waren über das gesamte Spiel besser, wir haben ein schlechtes Spiel erwischt. Die Raumaufteilung und Organisation stimmte nicht, einfache Pässe kamen nicht an."

Deutschland: Adler (46. Wiese) Friedrich (68. Tasci), Westermann, Mertesacker, Compper (77. Schäfer) Rolfes, Jones (46. Marin) Schweinsteiger, Trochowski Klose (46. Helmes), Gomez (57. Podolski).
England: James (46. Carsson) Johnson, Upson, Terry, Bridge Wright-Phillips (90.+3. Crouch), Carrick, Barry, Downing Defoe (46. Bent), Agbonlahor (77. Young).
Tore: 0:1 Upson (24.), 1:1 Helmes (63.), 1:2 Terry (84.). Schiedsrichter: Massimo Busacca (Schweiz). Zuschauer: 74.200 (ausverkauft).