Spätestens seit dem legendären Finale der Weltmeisterschaft 1966 zwischen Deutschland und England im Wembley-Stadion und dem fast schon mythenhaften Tor, das den Namen des im Jahr 2000 abgerissenen Fußball-Tempels trägt, elektrisiert dieser Klassiker die Massen. Das Abendblatt zeichnet die spannendsten Partien nach.

WM-Finale 30. Juli 1966, England gewinnt mit 4:2 n.V.

Noch 42 Jahre nach dem Endspiel wird heftig über das wohl bekannteste "Tor" der Fußball-Geschichte gestritten. In der Nachspielzeit des Finals im Londoner Wembley-Stadion läuft die Nachspielzeit beim Stande von 2:2. Von der rechten Seite wird der Ball in den deutschen Strafraum gespielt, Geoff Hurst kommt an das Leder und knallt es an die Unterkante der Querlatte, Torwart Hans Tilkowski hat keine Abwehrchance. Von der Latte springt der Ball auf die Torlinie und zurück ins Feld. Wolfgang Weber köpft den Ball über das Tor ins Aus. Die deutschen Spieler erwarten, dass der Schiedsrichter Eckball für England gibt.

Doch Gottfried Dienst aus der Schweiz entscheidet nach Rücksprache mit seinem Linienrichter Tofiq Bahramov auf Tor. Eine Felentscheidung, wie zahlreiche Untersuchungen inzwischen belegen. Selbst Hurst gibt in seiner Biografie zu, dass der Ball nicht drin gewesen ist.

Kurz vor Ende der Verlängerung fällt noch das 4:2 für England. Ebenfalls ein irregulärer Treffer, weil bereits zahlreiche Zuschauer auf das Spielfeld gestürmt waren.

WM-Viertelfinale 14. Juni 1970, Deutschland gewinnt mit 3:2 n.V. Höhenluft und extreme Hitze machen den 22 Spielern im mexikanischen Leon arg zu schaffen. Das Atmen fällt schwer. Es ist noch nicht einmal eine Stunde gespielt und Deutschland liegt bereits mit 0:2 hinten. Dem jungen Franz Beckenbauer gelingt in der 69. Spielminute der Anschlusstreffer. Im Gefühl des sicheren Sieges nimmt Englands Trainer Sir Alf Ramsey seinen Superstar Bobby Charlton vom Feld, um ihn für ein mögliches Halbfinale zu schonen. Ein fataler Fehler. HSV-Idol Uwe Seeler gelingt kurz vor Abpfiff mit seinem wohl legendärsten Treffer noch der 2:2 Ausgleich. Mit einem akrobatischen Kopfball per Hinterkopf überlistet er Peter Bonetti. In der Verlängerung ist dann der Torschütze vom Dienst zur Stelle. Gerd Müller trifft zum 3:2 Endstand.

EM-Viertelfinale 29. April 1972, Deutschland gewinnt mit 3:1 Es ist der 29. April des Jahres 1972, die deutsche Mannschaft wird in London vom typisch britischen Dauerregen empfangen. Die Stimmung im Team von Helmut Schön hätte vor Anpfiff nicht schlechter sein können. Zahlreiche Stammkräfte sind verletzt zu Haus geblieben. In der Kabine soll Günter Netzer zu Franz Beckenbauer gesagt haben, bei weniger als fünf Gegentoren schon zufrieden zu sein. Aber es kommt ganz anders. Netzer, aus der Tiefe des Raumes kommend, und Beckenbauer zelebrieren ein bis dahin nicht gekanntes Wechselspiel auf ihren Positionen. Diese taktische Variabilität verwirrt die Engländer. Der pfeilschnelle Uli Hoeneß, Gerd Müller und schließlich Netzer per Elfmeter erzielen die Tore für Deutschland. Es ist der erste Erfolg deutscher Kicker auf dem heiligen Rasen von Wembley nach zuvor fünf glücklosen Spielen. Das Rückspiel in Berlin endet 0:0 unentschieden.

Die Elf spielt sich schließlich bis ins Finale und schlägt die damalige Sowjetunion locker mit 3:0. Bis heute sprechen viele von der besten deutschen Nationalmannschaft aller Zeiten.

WM-Halbfinale 4. Juli 1990, Deutschland gewinnt mit 5:4 n.E. Elfmeter-Krimi Nummer eins. In den 90 Minuten gibt es nur wenig Höhepunkte. Andy Brehme überwindet mit einem abgefälschten Freistoß den in die Jahre gekommenen Peter Shilton, Gary Lineker erzwingt zehn Minuten vor Schluss die Verlängerung. In dieser bricht der junge Paul Gascoigne nach einer Gelben Karte in Tränen aus, weil er für ein mögliches Finale gesperrt gewesen wäre. Und dann wird Bodo Illgner zum Helden der Nacht von Turin. Für die Deutschen treffen Brehme, Matthäus, Riedle und Thon. Bei den Engländern bricht Pearce nach seinem Fehlschuss, Illgner pariert, in Tränen aus. Schließlich trifft Waddle aus elf Metern das Tor nicht und das Team von Franz Beckenbauer erreicht das Finale gegen Argentinien.

EM-Halbfinale 26. Juni 1996, Deutschland gewinnt mit 6:5 n.E. Sechs Jahre später stehen sich die alten Rivalen erneut gegenüber. Auf dem geschichtsträchtigen Rasen von Wembley folgt Teil zwei im Elfmeter-Krimi. Bereits vor dem Spiel heizte die englische Boulevardpresse die Stimmung ordentlich an. England überzeugte bis dahin im Turnierverlauf und ging entsprechend selbstbewusst in die Partie. Bereits in der dritten Spielminute erzielt Alan Shaerer den Führungstreffer, ehe Kuntz wenig später etwas überraschend ausgleichen kann. Es entwickelt sich eine dramatische Partie, in der beide Mannschaften gute Tormöglichkeiten auslassen. In der Verlängerung sorgt Stefan Kuntz nach einer Ecke fast für das Aus der Engländer. Doch Schiedsrichter Sandor Puhl verweigert dem möglichen ersten Golden Goal der Geschichte seine Anerkennung wegen angeblichen Foulspiels. Auf der anderen Seite verpasst Gascoigne nur um Zentimeter. Und so muss wiederum ein Elfmeterschießen die Entscheidung bringen. Die ersten fünf Schützen beider Teams treffen, ehe Gareth Southgate an Andi Köpke scheitert. Andreas Möller verwandelt danach sicher und bucht das Finalticket.

WM-Qualifikation 7. Oktober 2000, Deutschland gewinnt mit 1:0 Nicht Schnellinger, sondern ausgerechnet Dietmar Hamann schießt das letzte Tor im alten und ehrwürdigen Wembley-Stadion. Knapp vier Monate nach der 0:1-Niederlage gegen England bei der Europameisterschaft, bei der beide Teams nach blamablen Vorstellungen bereits nach der Vorrunde wieder nach Hause fahren, kommt es zur Revanche. Und ausgerechnet England-Legionär Dietmar Hamann erzielt per Freistoß aus über dreißig Metern das einzige Tor der Partie und versetzt dem englischen Fußballstolz so einen empfindlichen Schlag. Wenig später beginnt der Abriss des 1923 erbauten Stadions.

WM-Qualifikation 1. September 2001, England gewinnt mit 5:1 In München nehmen die "Three Lions" Revanche für die herbe Klatsche aus dem Vorjahr und sorgen für einen der bittersten Momente des deutschen Fußballs und die höchste Heimniederlage seit 70 Jahren. Carsten Jancker kann noch die Führung erzielen, ehe die Mannschaft von Trainer Rudi Völler regelrecht überrannt wird. Michael Owen erzielt für die Engländer drei Treffer gegen den völlig frustrierten Oliver Kahn, zudem treffen noch Steven Gerrard und Emile Heskey. Deutschland verpasst durch die Niederlage die direkte Qualifikation für die WM in Japan und Südkorea, kann sich aber in der Relegation gegen die Ukraine durchsetzen.

Freundschaftsspiel 22. August 2007, Deutschland gewinnt mit 2:1 Deutschland gewinnt das letzte Spiel im alten Wembley-Stadion und sorgt für die erste Niederlage der Engländer in ihrer neuen, 90.000 Zuschauer fassenden, Fußball-Kathedrale. Sechs Jahre nach der herben Pleite von München schießen die Schalker Kevin Kuranyi und Christian Pander die Tore des Teams vom damaligen Bundestrainer Jürgen Klinsmann.

Vor dem Spiel: England ist eine von insgesamt acht Nationen, gegen die die DFB-Auswahl eine negative Bilanz aufweist. Von bislang 30 Spielen konnte Deutschland nur zehn gewinnen, 14 wurden verloren. Sechs Partien endeten ohne Sieger.