Nationalspieler geht auf Bundestrainer los - Unverständnis bei Beckenbauer und Zwanziger.

Hamburg. In der deutschen Fußball-Nationalmannschaft tobt der nächste Machtkampf: Nach der überraschend deutlichen Kritik von Michael Ballack an der Personalpolitik von Joachim Löw wiesen der Bundestrainer und DFB-Präsident Theo Zwanziger den Kapitän mit verbalen Kontern energisch in die Schranken. "Von den Aussagen von Michael Ballack bin ich total überrascht. Dass er nun über die Medien solch kritischen Töne äußert, verwundert und enttäuscht mich", sagte Löw.

"Als Kapitän ist er ein wichtiger Ansprechpartner für mich und daran wird sich auch nichts ändern. Aber die Aufstellung und die Personalpolitik ist in letzter Konsequenz die Entscheidung von mir und meinem Trainerteam." Ballack, der gerade seinen Disput mit Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff beendet hatte, hatte zuvor in einem Interview der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" den Umgang mit dem im DFB-Team zuletzt auf die Ersatzbank verbannten Bremer Torsten Frings kritisiert.

Auf die Frage, ob Löw Frings schon abgeschrieben habe , hatte Ballack geantwortet: "Das weiß ich nicht. Aber wenn man einen nicht mehr will, sollte man das ehrlich ansprechen. Respekt und Loyalität ist doch das Wenigste, was man als verdienter Nationalspieler erwarten kann." Als Beispiel nannte er den Konkurrenzkampf zwischen Oliver Kahn und Jens Lehmann, den Kahn nach Meinung Ballacks "nie gewinnen" konnte. Der Kapitän weiter: "Ich hoffe, dass ich mit meiner Vermutung in der Personalie Torsten Frings unrecht habe."

Ballacks Vorpreschen ging auch Zwanziger zu weit: "Wenn man glaubt, etwas in Zukunft noch besser machen zu können, empfehle ich allen, sich mit dem Bundestrainer auszutauschen und nicht über die Medien mit ihm zu reden", erklärte der Boss des Deutschen Fußball- Bundes (DFB). Auch Franz Beckenbauer äußerte Unverständnis: "Manchmal sind mir die Empfindlichkeiten etwas zu groß. Da sollte man sich zusammenreißen."

Ballack zeigte sich in dem Interview zudem irritiert, dass Löw sich nach seiner Operation an beiden Füßen nicht gemeldet habe: "Das überrascht mich schon, weil es in der Vergangenheit bisher immer anders war." Der Star des FC Chelsea glaubt, in zwei Wochen wieder am Mannschaftstraining teilnehmen zu können. Beim heutigen Champions-League-Spiel gegen den AS Rom kann er nur zugucken. Auch der Münchner Bastian Schweinsteiger bekam sein Fett ab. Auf die Prophezeiung von Olaf Thon, Ballack werde schon bald selbst auf der Bank sitzen und Schweinsteiger sei der "wahre Kapitän", meinte der Spielführer: "Das geht mir in Deutschland alles viel zu schnell. Einen Monat gut gespielt und schon zählt man zur Weltklasse."