“Piotr Trochowski kam 2005 vom FC Bayern in die Stadt seiner Familie zurück, und er konnte bei uns sein Können endlich unter Beweis stellen. Das war...

Hamburg. "Piotr Trochowski kam 2005 vom FC Bayern in die Stadt seiner Familie zurück, und er konnte bei uns sein Können endlich unter Beweis stellen. Das war für einen sensiblen Spieler wie ihn sehr wichtig. Piotr ist ein Familienmensch, der sich auch zu 100 Prozent mit seinem Verein identifiziert.

Beim HSV konnte Piotr viel von Rafael van der Vaart lernen. Jetzt profitiert er von dessen Weggang, weil er sich ohne ihn freispielen konnte. Für Piotr ist es eminent wichtig, dass er Kontinuität in sein Spiel bekommt, und dazu braucht er absolutes Vertrauen von seinem Umfeld - und er bekommt ja auch das Vertrauen von Martin Jol. Piotr blühte in den letzten Monaten auf. Wenn er diesen Weg weiter geht und in seiner Persönlichkeitsentwicklung weiter reift, dann wird es auch für ihn kein Problem sein, neben jemandem wie van der Vaart zu spielen, der ein Star ist.

Er übernimmt jetzt auch Verantwortung, er traut sich jetzt Distanzschüsse zu - selbst wenn er mal sein Ziel verfehlt. So auch beim Tor gegen Wales: Im Zentrum hoben drei Mitspieler die Arme, wollten seine Flanke haben - aber "Troche" schoss. Und riskierte dabei zuvor einen doppelten Haken - super. Da habe ich an den jungen Doll gedacht, aber Piotr hat die bessere Schusstechnik. . . So wie er schießen nicht viele in der Bundesliga.

Der Mensch Trochowski darf sich jetzt auch ruhig einmal breit machen, er ist Stammspieler in der Nationalmannschaft, spielt beim Tabellenführer. Jetzt muss er nicht nur durch gute Spiele überzeugen, sondern auch durch seine Außendarstellung, durch seine Körpersprache, sein Mitspracherecht.

Piotr steht jetzt an einem ganz entscheidenden Punkt in seiner Karriere, denn er muss sich jetzt über einen längeren Zeitraum beweisen. Er muss ein Spieler werden, der den Unterschied ausmacht. Noch torgefährlicher werden, noch mehr Tore vorbereiten, noch mehr Verantwortung übernehmen. Wenn er so weit ist, dass er für den HSV Spiele entscheidet, dann hat er es geschafft. Das Zeug dazu hat er. Er darf sich nur nicht mit dem jetzigen Stand zufrieden geben."


Thomas Doll (von 2004 bis 2007 HSV-Trainer) schreibt im Abendblatt über seinen früheren Spieler.