Besitzerin und Züchterin Ina Zimmermann will den Union-Sieger eines Tages als Deckhengst aufstellen.

Mönchengladbach. "Na, Daiji, wie geht es Dir denn heute?" fragt Ina Zimmermann und bleibt in der Stallgasse des Gestüts Zoppenbroich vor einer Box stehen. Hier ist Dai Jin zu Hause, der Derbysieger von 2003. Ina Zimmermann tätschelt seinen Hals und füttert den Champ mit Äpfeln. Dann geht sie hinüber zur Box von Linton Bay. Seit zehn Jahren gehört ihr die Stute, und sie hat ihr viel Freude bereitet. 113 711 Euro hat die heute Elfjährige auf der Rennbahn verdient und danach vier Fohlen zur Welt gebracht.

Dai Jin und Linton Bay sind die Eltern eines heute dreijährigen Hengstes, der zu großen Hoffnungen berechtigt. Sein Name: Liang Kay, benannt nach einem chinesischen Maler. Vor fünf Jahren hat Dai Jin in Hamburg das Deutsche Galoppderby gewonnen, und nun soll ihm am 6. Juli sein Sohn nacheifern.

Der Anfang ist gemacht. Vor drei Wochen gewann Liang Kay mit Jockey Terence Hellier die Kölner Union, die Generalprobe. Seit jenem Tag ist er der Derbyfavorit. Am Sonntag wird er die Startnummer 1 tragen.

Ina Zimmermann ist Züchterin und Besitzerin des talentierten Galoppers. Die Immobilien-Unternehmerin aus Mönchengladbach, die ihre Pferde unter dem Namen "Stall Emina" (eine Verbindung ihrer beiden Vornamen) laufen lässt, war bei der Geburt von Liang Kay dabei, und sie sah beinahe täglich zu, wie er aufwuchs und sich schließlich zu einem Prachtkerl entwickelte.

Uwe Ostmann aus Mülheim/Ruhr nahm ihn unter seine Fittiche. Der erfahrene Trainer, der vor 20 Jahren mit Luigi schon einmal einen Derbysieger sattelte, war ebenso wie Zoppenbroichs Gestütsmeister Thomas Grote bald von seinen Qualitäten überzeugt. Im Laufe der Zeit stellte sich heraus, dass die 2400-m-Distanz in Hamburg nicht zu lang für ihn werden würde.

Für Ina Zimmermann steht die Gesundheit ihrer Galopper im Vordergrund: "Pferde sind keine Roboter", sagt sie. "Sie geben immer ihr Bestes. Aber auch sie haben ihre Wehwehchen. Und wenn sie mal nicht so bei der Sache sind, dann darf man nicht traurig sein."

Liang Kay hat sie noch nie enttäuscht: Fünf Starts, drei Siege, zwei Platzierungen, Gewinnsumme: 144 300 Euro - das ist seine bisherige Bilanz.

Bei solchen Leistungen eines jungen Vollblüters werden steinreiche Rennstallbesitzer aus aller Welt schnell aufmerksam. Hat es schon Nachfragen gegeben? "Sogar mehrere", bestätigt Ina Zimmermann. "Ich habe mir aber vorgenommen, keine Nachkommen meiner Stute zu verkaufen. Es hat vier Jahre gedauert, bis mein sehnlicher Wunsch nach einem Spitzenpferd erfüllt wurde. Nun bin ich glücklich und verschwende keinen ernsthaften Gedanken an einen Verkauf. Auch wenn man niemals nie sagen sollte. Liang Kay liegt mir besonders am Herzen. Sollte er die Bedingungen erfüllen, würde ich ihn nach Ende seiner Karriere auch als Deckhengst aufstellen."

Linton Bay war ihr erstes Rennpferd. Uwe Ostmann hatte sie ihr, als sie zwei Jahre alt war, nach einer Auktion in Baden-Baden (als sie wegen einer Fußverletzung keinen Käufer fand) angeboten. die damals zwei Jahre alte Stute, die auf einer Auktion in Baden-Baden angeboten. "Ich habe Linton Bay aufmerksam beobachtet, und irgendwie entstand gleich eine Verbindung zu ihr", sagt die stolze Besitzerin.

Der Durchbruch kam beim zweiten Start am 27. August 1999. Linton Bay gewann das mit 100 000 Mark dotierte Auktion-Rennen in Baden-Baden. Ihre Besitzerin lag grippekrank im Bett und erfuhr erst durch einen befreundeten Buchmacher telefonisch vom Triumph ihrer Stute.

Zum ersten und einzigen Mal saß damals Terence Hellier im Sattel. Der in Köln geborene Jockey mit deutscher Mutter und englischem Vater (Bruce Hellier war ebenfalls Rennreiter) wird auch Liang Kay im Derby reiten. "Ich habe eine starke Beziehung zu ihm, ich werde ihm die Treue halten", verspricht Ina Zimmermann. Auch Terry's Bruder James spielt in ihren Planungen eine entscheidende Rolle: "James ist ein hervorragender Hufschmied, er kümmert sich intensiv um Liang Kay." Der optimale Beschlag ist ja auch wichtig, um den Hengst im Derby Flügel zu verleihen...