Hamburg. Joachim Strunck quält sich in seinen blau-schwarzen Taucheranzug und geht hinüber zum großen Teich. Hier müssen am heutigen Dienstag (Start: 17 Uhr) die Pferde beim traditionellen, mit 25 000 Euro dotierten Seejagdrennen beweisen, dass sie nicht nur schnell galoppieren können, sondern auch exzellente Schwimmer sind.

Joachim Strunck (54), Hauptbrandmeister bei der Lübecker Feuerwehr, trägt die Verantwortung, dass den teuren Vollblütern im See nichts passieren kann. Seit zehn Jahren untersucht er beim Derbymeeting das Gewässer auf Gegenstände, die Besucher des Freizeitparks in den Teich geworfen haben.

Aus der Luft gegriffen ist das nicht. Strunck hat in den vergangenen Jahren Gehwegplatten, ein altes Fahrrad und als Krönung einen Einkaufswagen aus dem Wasser geholt.

Und das macht er so: Er fährt mit einem Kastenwagen, an dem eine Taucherleine befestigt ist, an das Ufer der Ausrittseite heran. Dann stapft er in das Wasser und durchkämmt im Halbmeter-Abstand den Teich von links nach rechts und umgekehrt. So kann ihm nichts entgehen.

Diesmal holt Strunck einen großen, mit Seegras behangenen Ast heraus. Der steckte im Grund des 1,30 m tiefen Teichs und hätte für jedes Pferd gefährlich werden können. Als der Derby-Taucher fertig ist, sagt er: "Ich mag Pferde sehr, und deshalb sorge ich dafür, dass sie gesund aus dem Wasser kommen." Aus seinem Taucheranzug kommt er später nicht alleine heraus, ein Rennbahn-Mitarbeiter muss ihm helfen.

Die Jockeys freuen sich in der Regel auf das Spektakel. Jan Korpas ist der Jockey des Favoriten Helmac. Der sieben Jahre alte Wallach, von seinen Fans liebevoll "Seepferdchen" genannt, hat schon fünf Rennen dieser Art gewonnen und kennt sich bestens mit dem feuchten Nass aus. Hier ist Helmac, der dieses beim Publikum sehr beliebte Rennen in den letzten beiden Jahren gewinnen konnte, in seinem Element.

Er hat jüngst bei einem Jagdrennen auf Listenebene in Baden-Baden seine gute Form unterstrichen. Dass der Wallach aufgrund seines Könnens 70 Kilogramm tragen muss, wird er wohl wegstecken können.

Das einzige Pferd, das in einem Seejagdrennen Helmac schon besiegen konnte, heißt Allegan. Vielleicht kann sie "Seepferdchen" heute erneut gefährlich werden.