Boris Becker war da. Sponsorentermine. Ein paar Ballwechsel wolle er sich auch noch ansehen, erzählte der dreimalige Wimbledonsieger.

Hamburg. Es sei allerdings ein Armutszeugnis für das deutsche Tennis, klagte der 40-Jährige, dass Nicolas Kiefer der einzige ist, der beim Hamburger Turnier die 2. Runde überstanden hat. "Der Kiwi wird demnächst 31. Wo bitte sind die Jungen? Ich frage mich, was da falsch läuft bei uns." Eine Antwort darauf konnte auch Becker nicht geben.

Ebenfalls große Sorgen bereitet ihm, dass das Hamburger Turnier wahrscheinlich im nächsten Jahr seinen Masters-Status verliert. Der verpflichtet die Weltklassespieler zum Antreten. "Der Rothenbaum ist sehr wichtig für Deutschland. Ich sehe nicht viele Veranstaltungen auf der Welt, die besser organisiert sind. Und die Zuschauer unterstützten das Turnier wirklich. Die kommen selbst, wenn es schneit." Becker muss es wissen. Als Spieler und von 2003 bis 2005 als Chairman war er dem Turnier fast 20 Jahre verbunden. Bei seinem alten Kumpel Carl-Uwe Steeb, dem neuen Turnierdirektor, sieht er es in "guten Händen". Der Charly hätte nur schon viel früher einsteigen müssen, "dann würde es uns heute besser gehen". Warum ließ Becker ebenso offen.

Für das kommende Jahr hat die Spielerorganisation ATP Hamburg auf den 20. bis 27. Juli terminiert. Preisgeld: 710 000 Euro, Kategorie 500, eine tiefer als bisher. Um das zu verhindern, ist DTB-Präsident Georg von Waldenfels gestern noch einmal in die USA geflogen, um sich mit den Anwälten des Verbandes abzustimmen. Ende Juli entscheidet ein Gericht im US-Bundesstaat Delaware, dort hat die ATP ihren offiziellen Sitz, über die Klage des Deutschen Tennisbundes gegen die geplante Herabstufung. Der Prozess hat beide Seiten bereits mehrere Millionen Dollar gekostet, die ATP weist in ihrer Bilanz acht Millionen aus.