Golf: Nirgendwo boomt der Sport so wie in Hamburg. Die Spielmöglichkeiten werden immer zahlreicher.

Hamburg. Uwe Seeler tut es, Profiboxer Wladimir Klitschko tut es, die Ruder-Olympiasiegerin Meike Evers tut es und der Hockeyweltmeister Michael Green auch. Sie alle greifen in diesen Tagen zum Golfschläger, um an der Binnenalster den Ball auf ein schwimmendes Grün zu befördern. Die Aktion zugunsten der Deutschen Sporthilfe soll zugleich ein bißchen Werbung machen für die Deutsche Bank Players' Championship of Europe, die von Donnerstag bis Sonntag in Gut Kaden bei Hamburg ausgetragen werden.

Man könnte es auch als Sinnbild nehmen für die Entwicklung einer Sportart. Golf hat sich von der Peripherie ins Herz der Stadt hineingearbeitet. "Hamburg ist der Boom-Standort, wir sind Deutschlands heimliche Golfhauptstadt", stellt Hans Braasch, Präsident des Hamburger Golf-Verbandes (HGV), stolz fest. In den 23 zum HGV zählenden Klubs sind etwa 20 400 Spieler organisiert - Tendenz stark steigend: Ungefähr 1000 Spieler kommen jedes Jahr hinzu, das entspricht einem Zuwachs von fünf Prozent. Zum Vergleich: 1990 lochten noch knapp 6700 Golfer in Hamburg ein. Inzwischen hat man sich ausweislich der Mitgliederzahlen auf den vierten Rang unter allen Sportarten vorgearbeitet - bundesweit ist es nur der 15.

Gerade durch Kinder und Jugendliche erhält Golf wachsenden Zulauf. Derzeit sind 1700 Spieler unter 18 Jahren, viele von ihnen haben den Einstieg bei Projekten wie "Abschlag Schule" gefunden. Der Verjüngungsprozeß wird von den Vereinen gezielt vorangetrieben, 16 sind inzwischen im Schulsport engagiert.

Mit den neuen Zielgruppen hat sich auch das Image gewandelt: weg von der Karohose, hin zur trendigen "Golf-Lounge", wie die jüngst eröffnete Driving-Range an den Elbbrücken heißt, in der man ohne Klubbindung durchschwingen kann. "Die Vielfalt der Spielmöglichkeiten hat massiv zugenommen", erklärt Frank Puscher, Herausgeber des "City-Golfguide", der alle 43 Anlagen im Großraum Hamburg erfaßt hat. Die Entwicklung gehe weg von den klassischen 18-Loch-Plätzen hin zu kleineren Anlagen wie Redgolf Moorfleet. Unter dem Motto "Golfen ohne viel Schickimicki" bietet der Klub künftig günstige Schnupperkurse für die Mitglieder des Großvereins TSG Bergedorf. Auch Indoor-Anlagen für den Abschlag zwischendurch, etwa in der Mittagspause, lägen voll im Trend. Handicap-frei und örtlich autonom spielen Crossgolfer wie die in Hamburg gegründeten Natural Born Golfers, die Industrieflächen zur Spielbahn verwandeln. Puschers Fazit: "Der Sport wird jung und dynamisch."

Berührungsängste wurden mit Erfolg abgebaut. So verzeichnete die HanseGolf-Messe im Februar mit 16 700 Besuchern einen Rekordzulauf. Auch in der Spitze ist Hamburg spitze: Der deutsche Meister, Michael Thannhäuser, kommt aus der Hansestadt, die Senioren seines Hamburger GC gewannen ebenfalls den Titel.

In fünf Jahren, hofft Braasch, werden 25 000 Hamburger golfen: "Dann sind wir beliebter als Tennis."