Hat Jan Ullrich sein Talent verschleudert?

Sportlicher Erfolg ist eine Summe aus Talent, Arbeit und Willen. Warum bei Jan Ullrich aus dieser Gleichung weniger herauskommt, als bei seinem Talent erwartet werden darf, läßt sich ableiten. Nur: Mit den Folgen seines Handels, seiner stets unzulänglichen Vorbereitung auf die Tour de France, muß allein Ullrich leben - und sich den Berg hochquälen. Er ist nur sich, seinem Arbeitgeber T-Mobile und seinen Sponsoren verantwortlich - weder Medien noch Öffentlichkeit. Unter seiner Form hat er zu leiden, niemand sonst. Seine Geldgeber zahlen ihm die Summen, die ihnen das Produkt Ullrich wert scheint.

Jan Ullrich hat die Tour gewonnen, wurde Zeitfahr-Weltmeister und Olympiasieger. Jetzt ist er Vierter. Haben wir das Recht, mehr zu verlangen? Warum sollten wir ihm vorschreiben können, ein Vorbild zu sein, Discobesuche auszulassen oder öfter auf Schokolade und Eis mit Sahne zu verzichten? Weil wir lieber ihn als Lance Armstrong siegen sehen?

Daß Ullrich aus seinem Talent zuwenig gemacht hat, wir können es nur bedauern. Ein Vorwurf steht uns nicht zu!