Während der Länderspielphasen kommt es bei den Bundesligaklubs zum kollektiven Durchatmen - auch beim HSV. Sportchef Dietmar Beiersdorfer und seine Crew basteln aber bereits eifrig am Kader der Zukunft. Wer bleibt, wer geht? Wer soll trotz gültigen Vertrags möglicherweise noch abgegeben werden? Das Abendblatt hat die interessanten Fälle unter die Lupe genommen.

Wolfgang Hesl

Der Ersatztorwart der Profis genießt im Trainerteam nicht den allerbesten Ruf, auch deshalb wurde Khalid Sinouh (33 Jahre) noch verpflichtet. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Hesl nicht als Nachfolgekandidat Nummer eins für den unumstrittenen Frank Rost gehandelt wird. Obwohl Hesls Vertrag erst 2010 ausläuft, könnte er schon im Sommer den Verein wechseln.

Abendblatt-Tendenz: Hesl ist ein Wackelkandidat, Verbleibchance 60 Prozent.

Bastian Reinhardt

Der Rekonvaleszent (Mittelfußbruch) stand vor seiner Verletzung kurz vor einer Einigung über ein weiteres Vertragsjahr. Seine Verhandlungsposition hat sich nun nicht verbessert. Es bleibt abzuwarten, wie gut seine Blessur verheilt.

Abendblatt-Tendenz: Gibt es keine Komplikationen, ist eine Vertragsunterschrift bis 2010 wahrscheinlich, Verbleibchance 70 Prozent.

Michael Gravgaard

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Der dänische Leihspieler des FC Nantes hatte einen durchwachsenen Start in Hamburg, wo er sich aber seither pudelwohl fühlt. Die Scouts des HSV scouten dennoch stets Innenverteidiger.

Abendblatt-Tendenz: Muss sich steigern, wenn er vom HSV fest verpflichtet werden will. Sein Kopfballspiel alleine reicht nicht aus, Verbleibchance 70 Prozent.

Jerome Boateng

Der U-21-Nationalspieler war in den vergangenen Wochen unzufrieden, weil er von Trainer Martin Jol häufig auf die Ersatzbank verbannt wurde. Es mangelt ihm offenbar etwas an Geduld. Sein Vertrag endet aber erst im Jahr 2012.

Abendblatt-Tendenz: Trotz der persönlichen Verstimmungen stehen die Zeichen nicht auf Trennung. Der Verein will unbedingt an ihm festhalten, daher liegt die Verbleibchance auch bei mindestens 95 Prozent.

Albert Streit

Der Leihspieler des FC Schalke 04 sorgte in Hamburg bislang eigentlich erst zweimal richtig für Aufsehen, zuerst bei seiner überraschenden Verpflichtung und dann bei einer handfesten Auseinandersetzung im Training mit Jerome Boateng. Sportlich hat er den Durchbruch noch nocht geschafft.

Abendblatt-Tendenz: Muss innerhalb der nächsten Wochen den Durchbruch schaffen, sonst bleibt es bei einem kurzen Gastspiel. Dass er trotz der mitunter akuten Personalnot nicht über die Reservistenrolle hinauskommt, spricht nicht für seinen Stellenwert, Verbleibchance 50 Prozent.

Piotr Trochowski

Der Vertrag des deutschen Nationalspielers endet erst 2011 und soll möglichst zeitnah verlängert werden, allerdings hat der Mittelfeldmann längst internationales Interesse geweckt, auch englische Topklubs haben ihn auf ihrem Wunschzettel. Dass er bei Martin Jol zuletzt gelegentlich auf der Ersatzbank landete oder früh ausgewechselt wurde, behagt "Troche" nicht.

Abendblatt-Tendenz: Eigentlich gäbe es keine Gründe für Abschiedsgedanken, aber wenn die Engländer mit Mega-Summen locken, dann ist alles möglich (siehe Nigel de Jong!), Verbleibchance 95 Prozent.

Romeo Castelen

Romeo wer? Viele Fans und Bundesligaexperten kennen den dauerverletzten Niederländer gar nicht, der das Offensivspiel weiter beleben könnte. Sein Vertrag endet erst 2011, doch er kommt bislang nicht richtig auf die Beine.

Abendblatt-Tendenz: Präsentierte sich beim HSV noch nie in Topform, war fast immer verletzt. Könnte daher zum Wackelkandidaten im Sommer werden, Verbleibchance 70 Prozent.

Marcel Ndjeng

Vom Megatalent, das die HSV-Scouts einst im Gladbacher Trikot beobachteten, ist nicht viel übrig geblieben. Der Leihspieler der Borussia wollte sich nach seiner Suspendierung bei den Mannen vom Nordrhein in Hamburg rehabilitieren, das gelang bisher überhaupt nicht.

Abendblatt-Tendenz: Er drängt sich im Training fast gar nicht auf, macht nichts gegen sein Zuschauerdasein. Das reicht nicht für eine Vertragsempfehlung, Verbleibchance 10 Prozent.

Paolo Guerrero

Der Peruaner ist derzeit in aller Munde, er spielt attraktiven Fußball, strotzt vor Selbstvertrauen und Elan - und macht Tore. Kaum verwunderlich, dass sich viele Topklubs schon nach seinen Konditionen erkundigt haben. Zumal sein Vertrag nur noch bis 2010 Gültigkeit besitzt.

Abendblatt-Tendenz: Die große, weite Fußballwelt liegt ihm derzeit zu Füßen, aber er weiß, was er am HSV hat - und den Klubmachern geht es im umgekehrten Fall ebenso. Darum soll sein Kontrakt möglichst rasch verlängert werden, Verbleibchance 90 Prozent.

Macauley Chrisantus

Der 18-jährige Nigerianer ist ein bisschen das Sorgenkind des HSV. Der Mittelstürmertyp braucht dringend Spielpraxis, hat sich in Hamburg auch weiter entwickelt, alleine für eine Nominierung bei den Profis reicht es noch nicht. Wegen seines Status als Nicht-EU-Ausländer darf er in der Regionalliga aber nicht kicken.

Abendblatt-Tendenz: Ihm würde ein Wechsel gut tun, vielleicht zunächst auch auf Leihbasis in die Zweite oder Dritte Liga. Sein Kontrakt beim HSV endet 2012.