Der verletzte HSV-Profi Thimothee Atouba macht sich Gedanken über die Zeit nach der Heilung seines Achillessehnenrisses. Er gilt bei vielen als unbelehrbarer Problemfall. Dennoch möchte er in der Hansestadt bleiben. Thimothee Atouba - Tänzer, Trickser und Verletzter.

Hamburg. Viele glauben, dass Thimothee Atouba unbelehrbar ist. Ob mit seinem Ausraster gegen die eigenen Fans (Stinkefinger), dem eigenwilligen Abbruch des Trainingslagers oder der eigenmächtigen Verlängerung seines Heimaturlaubs - schon häufig versetzte der Kameruner die Klubführung des HSV in Rage.

Zuletzt auch, als es um die Vertragsverlängerung des Linksverteidigers beim HSV unmittelbar nach dessen Achillessehnenriss im Oktober 2008 ging. Eine Geste des Vereins, die Thimothee Atouba in der ihm oft nachgesagten achtlosen Art unbeantwortet ließ. "Die Frist ist verstrichen, unser Angebot nicht mehr existent", hatte Klubchef Bernd Hoffmann damals nach mehrmaligen, vergeblichen Warnhinweisen gepoltert. Während eine Reaktion Atoubas, dessen Vertrag am 30. Juni endet, danach ausblieb, wundert dieser sich heute: "Ich habe nie etwas abgelehnt. Und um eins klarzustellen: Ich will bleiben! Ich wollte nur erst mal fit werden."

Zumindest dabei ist Atouba auf einem guten Weg. Der extravagante Linksverteidiger absolviert derzeit seine ersten Laufeinheiten in Hamburg seit seiner Operation im November 2008. Ein Achillessehnenriss im Uefa-Cup-Spiel bei Zilina hatte Atouba aus dem Verkehr gezogen. "Ich habe in Basel trainiert, weil ich dort näher am behandelnden Arzt war", erklärt der 27-Jährige, der langsam fit wird: "Ich kann noch nicht volle Power geben, aber es fühlt sich schon wieder rund an. Mal sehen, vielleicht reicht es ja noch bis Mitte Mai." Für einen Einsatz beim HSV in der aktuellen Saison? "Klar", so der oft umstrittene Dribbelkünstler, "oder sogar noch für mehrere in den nächsten Jahren."

Atouba hat die Hoffnung nicht aufgegeben. Doch auch die klaren Ankündigungen der HSV-Spitze, das Angebot definitiv nicht erneuern zu wollen, stürzen ihn nicht in Depressionen. "Ich bin jetzt seit vier Jahren beim HSV, ich muss nichts mehr beweisen. Weder dem HSV noch anderen Klubs. Deshalb weiß ich auch, dass ich noch viele Spiele machen werde. Die Frage ist nur, bei welchem Verein." Geht es nach HSV-Trainer Martin Jol, nicht mehr in Hamburg. "Ich rechne nicht damit, dass Timmy für den HSV aufläuft."

Eine Denkweise, die Atouba ändern will. Dafür geht er auf Schmusekurs: "Der Trainer hatte es mit den vielen Verletzten nicht leicht und macht einen super Job", lobt Atouba, "ich würde gerne helfen. Ich sehne mich nach Momenten wie zuletzt gegen Istanbul und Schalke. Hier geschieht Großartiges." Warum er nicht häufiger bei der Mannschaft ist? "Erstens wegen medizinischen Betreuung in Basel. Und zweitens, weil ich den Leuten hier ihre gute Stimmung nicht verderben will. Die Jungs würden doch aus Anstand ihren Jubel meinetwegen dämpfen und mich nach meinem Wohlbefinden fragen. Aber ich bin im Moment nicht wichtig. Ich möchte es aber wieder werden."

Und zwar in Hamburg. Drei Trainingseinheiten am Tag - Atoubas Programm auf dem Weg zum Comeback ist hart. Und ungewiss. "Ich weiß nicht, was hier in den nächsten Wochen passiert. Ich habe bezüglich meines Vertrages nur viel gehört und noch mehr gelesen - aber meine Familie und ich planen noch keinen Umzug." Gibt es andere Angebote? "Es gibt immer Vereine, die anrufen, wenn Zeitungen über Trennungen berichten - aber die interessieren mich nicht. Ich glaube daran, dass wir hier eine gemeinsame Lösung finden." Ein Wunsch, der nur erfüllbar scheint, wenn Atouba dem HSV beweisen kann, dass er kein unbelehrbarer "Patient" ist.


28. bis 32. Spieltag: Gegen Hannover (19. April), Hertha BSC (3. Mai) und bei Werder Bremen (10. Mai) muss der HSV jeweils sonntags um 17 Uhr ran. Nur am 29. Spieltag in Dortmund wird sonnabends (25. April) gespielt.