DFL-Geschäftsführer Holger Hieronymus hat Forderungen nach einer finanziellen Beteiligung für die hohen Polizeikosten bei Bundesligaspielen abgelehnt. Das Thema war durch die Ausschreitungen rund um das Zweitligaspiel des FC St. Pauli gegen Hansa Rostock (3:2) neu aufgerollt worden. Bilder von Ausschreitungen rund um das Spiel St. Pauli - Hansa Rostock.

Frankfurt am Main. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) geht auf Konfrontationskurs zur Gewerkschaft der Polizei (GdP) und hat Forderungen nach einer finanziellen Beteiligung an den Einsätzen der Beamten bei Bundesligaspielen eine deutliche Absage erteilt. "Wir zahlen so viele Steuern, dass wir ein Recht auf den Schutz unserer Veranstaltungen haben. Wenn Sicherheit in Deutschland davon abhängt, ob man sie bezahlen kann, dann wäre dies mehr als fatal. Bezahlte Polizei-Einsätze kämen daher einer Doppel- und Dreifach-Besteuerung von Vereinen oder DFB gleich", sagte DFL-Geschäftsführer Holger Hieronymus am Mittwoch auf einer Pressekonferenz zum Thema Sicherheit in der Zentrale des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in Frankfurt/Main.

Hieronymus unterstrich den hohen finanziellen Aufwand, den die Profiklubs für die Sicherheit in den Stadien bereits leisten, anhand von Zahlen. So investieren die Bundesligisten jährlich 23,4 Millionen Euro für insgesamt 130.000 Ordnungskräfte. Zudem zahlen die Erst- und Zweitligisten pro Jahr 665 Millionen Euro an Steuern. Die GdP hatte zuletzt eine Beteiligung der Liga an den Einsätzen bei Bundesligaspielen in Millionenhöhe gefordert.

Politik und Polizei hatten nach den schweren Krawallen beim Punktspiel der 2. Bundesliga zwischen dem FC St. Pauli und Hansa Rostock (3:2) am Freitag vor zwei Wochen Kritik wegen der hohen Kosten des Einsatzes sowie der Ansetzung des Spiels am Deutschen Fußball-Bund (DFB) und der DFL geübt. In der Schweiz ist eine 80-prozentige Beteiligung der Klubs an den Polizei-Einsätzen bei drohenden Hooligan-Ausschreitungen bereits gängige Praxis und wurde am Mittwoch nach einer Klage des Erstligisten Xamax Neuchatel vom Bundesgericht in Lausanne auch bestätigt.

"Diese Krawalle haben in den letzten Jahren enorm zugenommen. Von 127 Länder-Großeinsätzen im vergangenen Jahr entfielen allein 40 Prozent auf den Fußball. Das ist zu viel. Wir haben mittlerweile Engpässe bei den Polizeikräften", sagte Konrad Freiberg, Chef der GdP, obwohl die Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) das Spiel in Abstimmung mit den Behörden extra auf Freitag gelegt hatte.

Ungeachtet des Streits mit den Polizeivertretern sagt der deutsche Profifußball nach den Ausschreitungen der vergangenen Wochen den Hooligans den Kampf an. Gleichzeitig wehrte sich DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach gegen die Kritik der Polizei an der vor allem außerhalb der Stadien zunehmenden Gewalt. "Wir verfolgen die aktuelle Zwischenfälle mit Sorge und Wachsamkeit. Aber wir wehren uns gegen pauschale Schuldzuweisungen der Polizei. Denn die Krawallmacher sind nicht als Fußball-Fans zu bezeichnen, sondern als Kriminelle, die den Fußball als Plattform nutzen", sagte Niersbach.

Zuletzt spielten sich die Auseinandersetzungen rivalisierender Hooligans vor allem außerhalb der Stadien bei der An- und Abreise ab. Deshalb fordern DFB und DFL in der immer wichtiger werdenden Gewaltprävention einen Schulterschluss von Fußball, Politik und Polizei. "Nur durch das weiterhin gemeinsame Engagement der Politik und der Polizei mit unseren Vereinen und Verbänden können wir es erreichen, dass wir die Problematik weder dramatisieren noch bagatellisieren und als faire Partner gemeinsam sachgemäße Lösungen finden", sagte Niersbach.

Sorgen bereiten Verband und Liga allerdings die zunehmenden Feuerwerkskörper in den Stadien. Das Abschießen von Pyrotechnik und Knallkörpern in den Stehplatzbereichen entfachte zuletzt wieder die Diskussion um die Ultra-Gruppierungen.

Auch eine komplette und von den Fans immer kritisch betrachtete Abschaffung der Stehplätze scheint wieder ins Gespräch zu kommen. "Wenn im Stadion Probleme entstehen, dann in diesem Bereich. Wir werden es jedenfalls nicht länger zulassen, dass eine kleine Minderheit den Großteil der Fans terrorisiert", sagte Niersbach.

Der DFB-Sicherheitsbeauftragte Helmut Spahn machte deutlich, dass von 117 sicherheitsrelevanten Vorfällen in der laufenden Spielzeit in den ersten drei Ligen 100 außerhalb der Stadien stattfanden.

Fan-Forscher Gunter A. Pilz stellte derweil fest, dass vor allem in den Stehplatzbereichen Anhänger der Ultras zunhemend zu Problem-Fans werden: "Die Frage ist, ob aus Teilen dieser Szene, den sogenannten ’Hooltras’, ein neues Gewaltpotenzial hervorgeht. Viel wird davon abhängen, wie es den Verbänden und Vereinen und vor allem der Polizei gelingt, auf diese Szene differenziert und sensibel zu reagieren."